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14:34 Uhr - 25.11.2016

Finma-Direktor: Negativzinsen nicht an Kunden weitergeben

Mark Branson warnt die Banken davor, von ihrer Kundschaft Negativzinsen zu verlangen. Dies könnte das Finanzsystem destabilisieren.

Es wäre ein «gefährliches Experiment», es käme dem «Öffnen der Pandorabüchse» gleich. Mark Branson, Direktor der Finanzmarktaufsicht (Finma), wählte drastische Worte, um vor der Weitergabe der Negativzinsen von Banken an die Kunden zu warnen.

In diesem Fall würden Kunden höchstwahrscheinlich «mobil» werden, sagte Branson am Freitag an einer Veranstaltung des Europa-Instituts Zürich. Kundeneinlagen könnten ihre Funktion als Refinanzierungsquelle Nummer eins verlieren. «Damit wird das Finanzsystem gefährdet», sagte Branson.

Wachstum ist unattraktiv

Noch nie zuvor in der 5000-jährigen Geschichte des Zinsgeschäfts waren die Zinsen gemäss einer Studie der britischen Zentralbank so tief wie heute. Die Profitabilität der Banken gerät dadurch stark unter Druck, da ihr Hauptertragspfeiler eben gerade das Zinsgeschäft ist.

Die Entgegennahme von Neugeld ist für die Institute unattraktiv geworden, da sie auf die dann wachsende Liquidität auf ihrem Zentralbankkonto Negativzinsen zahlen müssen. Damit sei Wachstum per se für Banken nicht mehr erstrebenswert, führte Branson aus.

Dieser Effekt gehöre zu den Gründen, warum die Marktkapitalisierung der Banken in den vergangenen Monaten und Jahren stark gelitten habe. Wo kein Wachstumspotenzial ersichtlich sei, entstehe auch kein Investorenvertrauen.

«Ende des Gratis-Banking»

Momentan scheuen sich die Banken in der Schweiz, von wenigen Ausnahmen (Alternative Bank Schweiz) abgesehen, diese Negativzinsen an die Kunden weiterzugeben. Sie suchen andere Wege der Ertragsverbesserung, verlangen lieber höhere Zinsen für Kredite und querfinanzieren somit das Geschäft. Auf der anderen Seite führen sie neue Gebühren für Produkte ein, beispielsweise für Konten.

«Das ist das Ende des Gratis-Banking», sagt Branson, «das aber ehrlicherweise nie wirklich gratis war», fügt er an. Somit würden Gebühren, die immer schon da waren, zumindest transparent werden.

Der Markt spiele nicht mehr in der Finanzindustrie. Angesichts der «toxischen» Alternative einer Weitergabe der Negativzinsen an die Kundschaft sei dieser Weg «aus Stabilitätssicht» allerdings zu begrüssen.

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