Zurück zur Übersicht
11:11 Uhr - 04.09.2017

So reagieren Analysten auf den Chefwechsel bei Novartis

Für die meisten Analysten kommt der Wechsel an der Konzernspitze wenig überraschend. Nicht alle sehen den Neuen positiv.

Analysten haben den angekündigten Chefwechsel beim Pharmakonzern Novartis (NOVN 80.2 -0.8%) in ersten Reaktionen positiv aufgenommen, einige äussern jedoch auch Zweifel. Am 1. Februar 2018 soll Vasant – oder kurz: Vas – Narasimhan die Nachfolge von CEO Joe Jimenez antreten, wie das Unternehmen am Montagmorgen mitgeteilt hat.

Der Neue leitet derzeit die Medikamentenentwicklung und hat die Position des Chief Medical Officer inne. «Wir bewerten die Ernennung von Vas Narasimhan zum neuen CEO als klar positiv für die Gesellschaft», heisst es zum Beispiel bei Morgan Stanley (MS 46.19 1.52%) in einem Kommentar.

«Starkes medizinisches Fachwissen»

«Uns hat Novartis’ Entscheidung, Vas als neuen CEO zu benennen, nicht überrascht, da er einen sehr starken Pharmahintergrund hat», schreibt Stefan Schneider von der Bank Vontobel (VONN 59.8 -2.21%) in einem Kommentar. Habe Jimenez zunächst noch die Strategie verfolgt, Novartis als breite Healthcare-Gesellschaft aufzustellen, habe der Konzern in jüngster Zeit vor allem sein Pharmageschäft gestärkt. Dies zeige sich darin, dass Novartis die Zahl ihrer Geschäftseinheiten von sechs auf drei reduziert habe. Wobei die mögliche Trennung von der Augenheilsparte Alcon dabei noch nicht berücksichtigt ist.

Für Morgan Stanleys europäisches Pharmateam unter der Leitung von Vincent Meunier ist klar: Mit der Entscheidung bringt der Konzern ein starkes medizinisches Fachwissen in die aktuell laufende strategische Überprüfung von Alcon ein. «Wir glauben, dass Vas Narasimhan die Fähigkeiten und die Führungskraft einbringen wird, um die Herausforderungen von Novartis zu bewältigen», schreiben die Analysten. So könne erwartet werden, dass der Konzern 2018 zu Wachstum zurückkehre, was weitere Einsparungen bringen und den Fokus auf die Umsetzung der Pipeline-Projekte legen dürfte.

«Fokus auf Forschung und Entwicklung reicht nicht»

Eher skeptisch ist die Einschätzung von Michael Leuchten von UBS (UBSG 15.69 -0.7%). Es bleibe abzuwarten, ob Novartis –  angesichts des anhaltenden Gegenwinds durch auslaufende Patente – die eigenen Ambitionen erfüllen könne, das Wachstum mit Topprodukten im Pharmageschäft zu steigern, schreibt der Analyst. «Den Chef der Entwicklungsabteilung zum CEO zu machen, wirft bei uns Fragen auf.»

Die Welt habe sich verändert, und kommerzieller Erfolg hänge nicht mehr allein an positiven Ergebnissen klinischer Zulassungsstudien. Immer öfter spielten auch die Kosten der neuen Medikamente eine wichtige Rolle, schreibt Leuchten. «Wir glauben, dass es mehr braucht als einen reinen Fokus auf die Forschung und Entwicklung, wenn die Pharmaindustrie insgesamt weniger verdient, als die Kapitalkosten ihrer Forschungs- und Entwicklungsausgaben ausmachen.»

«Eine exzellente Wahl»

Positiver schätzt Michael Nawrath von der Zürcher Kantonalbank den Chefwechsel ein. Mit seinen Erfahrungen im Impfstoff-Business wisse Narasimhan genau, wie er die Kosteneffizienz, die Risiko-Nutzen-Bilanz für Patienten sowie die operative Durchführung von Studien optimieren könne. «Er hat im Gegensatz zu Joe eine zur Pharmaindustrie sehr passende Ausbildung als Biologe, Mediziner und in Staatswissenschaften an Eliteuniversitäten der USA vorzuweisen», schreibt Nawrath. «Vas ist eine exzellente Wahl.»

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.