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16:41 Uhr - 16.12.2014

Notenstein-CEO: «Wir haben quasi nur noch versteuerte Gelder»

Adrian Künzi, Chef der Notenstein Privatbank, lässt im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» anklingen, dass Akquisitionen ein Thema für die Bank werden.

Herr Künzi, Raiffeisen, die Muttergesellschaft von Notenstein, wurde von der Nationalbank als systemrelevant eingestuft und sucht nun nach Lösungen, wie die Kapitalbasis gestärkt werden kann. Was raten Sie in dieser Frage Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz?
Ich bin nicht Bestandteil der entsprechenden Arbeitsgruppen von Raiffeisen. Die Führung muss hier bei Raiffeisen liegen. Pierin Vincenz hat in den vergangenen zwölf Jahren ein unglaublich erfolgreiches Gebilde aufgebaut, das Eigenheiten hat, die berücksichtigt werden müssen. Raiffeisen ist nicht eine Grossbank wie die UBS (UBSN 16.15 -1.52%) oder die CS, sondern im Kern ein Zusammenschluss von über 300 Genossenschaftsbanken.

Wie ist Notenstein von dieser Frage tangiert?
Das ist schwierig abzuschätzen, da die Gespräche von Raiffeisen mit der Finma und der Nationalbank erst jetzt anlaufen. Nun muss erarbeitet werden, welche Anpassungen notwendig sind, um den Anforderungen gerecht zu werden. Liquiditäts- und Kapitalanforderungsvorschriften werden im Zentrum stehen. Die Separierung von Inland- und Auslandgeschäft sollte für die Raiffeisen-Gruppe nicht wirklich ein Problem sein. Aber man kann es auch anders sehen: Wegen der Too-big-to-fail-Problematik ist nun allen klar, dass Raiffeisen eine grosse und wichtige Bankengruppe ist. Für unsere Kunden ist das tendenziell eine gute Nachricht.

Das Asset Management von Notenstein wird direkt Raiffeisen unterstellt, was die Asset-Basis der Privatbank stark reduzieren wird. Wie wollen Sie das dann zu grosse Kleid ausfüllen?
Wir sind stolz darauf, was wir mit Notenstein in den vergangenen drei Jahren erreicht haben. Obwohl wir unsere Asset-Basis bereinigt haben und in diesem Prozess Geldabflüsse verzeichnet werden mussten, gelang es uns, die verwalteten Vermögen auf rund 21 Mrd. Fr. zu steigern. Wir sind eine stark auf das Geschäft in der Schweiz fokussierte Privatbank, die den Anspruch hat, in den jeweiligen Regionen der Schweiz nicht zu den drei Grössten, aber zu den drei Besten zu gehören. Aufgrund der Abspaltung des Asset Management werden wir bei den verwalteten Vermögen einen Rückgang von ca. 4  Mrd. Fr. verzeichnen.

War die Abspaltung des Asset Management notwendig?
Ja, dies ist ein sehr sinnvoller Schritt und hat eine industrielle Logik. Dank der Übernahme von Notenstein durch Raiffeisen, die über eine Bilanz von 180 Mrd. Fr. verfügt, konnten wir aufgrund der Grösse und der Stabilität auf grosse institutionelle Kunden zugehen. Das war früher bei Wegelin nicht der Fall. Wir wollen dieses Geschäft nutzen. Der Wille allein reicht jedoch nicht, man braucht die richtigen Leute und Prozesse. Wir hatten Glück: Das Sarasin-Team kam zum idealen Zeitpunkt zu uns.

Parallel dazu fuhr Notenstein mit TCMG einen ganz anderen Ansatz, einen Multiboutiqueansatz.
Das hat sich aufgrund der Multiplizierung der rechtlichen Strukturen als komplex erwiesen. Wenn Mandate zur Ausschreibung gelangen, sollen nicht drei verschiedene Boutiquen Offerten einreichen und sich gegenseitig konkurrenzieren. Der Markt wird von Beratern dominiert, und diese wollen klare und einfache Strukturen.

Wie wollen Sie den angesprochenen Rückgang der Vermögen unter Verwaltung kompensieren?
Wir wollen organisch und anorganisch wachsen, das ist unser erklärtes Ziel. Beim organischen Wachstum geht es darum, auch dank der starken Bilanz unserer Mutter Raiffeisen die Vermögensbasis unserer Kunden zu steigern, neue Kunden zu gewinnen und in unseren Kernmärkten ganz generell zu wachsen. Wir verschliessen uns gezielten Akquisitionen jedoch nicht.

Wie viel könnte Notenstein mit der heutigen Struktur verkraften?
Privatbanken und Vermögensverwalter mit verwalteten Vermögen zwischen 5 und 10 Mrd. Fr. könnten wir problemlos stemmen.

Haben Sie konkrete Akquisitionspläne?
Sagen wir es so: Es würde nicht überraschen, wenn Notenstein akquirieren würde. Konkreter kann ich jedoch nicht werden. Bei Akquisitionen und Fusionen kann sich von einem Tag auf den nächsten alles verändern.

Wie wollen Sie das Problem des sehr hohen Kosten-Ertrags-Verhältnisses von 90% lösen?
Zuerst einmal ist zu erwähnen, dass sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis nach der Abspaltung des Asset Management von 90% auf rund 80% reduzieren wird. Und auch dieser Wert ist zu relativieren, da wir ja im Gegensatz zu anderen Privatbanken nicht allein stehen, sondern Bestandteil eines grossen Verbunds sind. Entscheide, wo Kosten resp. Erträge anfallen, werden aus Gruppensicht getroffen. Die Vergleichbarkeit mit anderen Instituten ist deshalb wirklich nur bedingt gegeben.

Aber auch ein Kosten-Ertrags-Verhältnis von 80% ist noch hoch.
Die Kennzahl steht für uns nicht im Mittelpunkt. Etwas anderes ist viel wichtiger: Wir haben den Wert von Notenstein in den vergangenen drei Jahren um mindestens 300 Mio. Fr. gesteigert. Der Substanzwert ist höher, da wir uns sehr erfolgreich an Leonteq (LEON 214.7 -1.96%) beteiligen konnten. Was die verwalteten Vermögen betrifft, so stehen wir mit 21 Mrd. Fr. rund 1,5 Mrd. Fr. höher als beim Start. Zudem ist viel passiert. Wir konnten die Vermögen aus Westeuropa fast vollständig bereinigen. Wir haben heute quasi nur noch versteuerte Gelder. Zudem konnten wir den Anteil des Schweizer Geschäfts nochmals erhöhen. Wir konzentrieren uns im grenzüberschreitenden Geschäft auf einige wenige Zielmärkte. Die Vermögensbasis hat heute einen deutlich höheren Wert als zum Zeitpunkt des Starts. Für Raiffeisen war der Kauf von Notenstein eine gute Transaktion.

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