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10:07 Uhr - 10.02.2016

Noch ein Milliardär im Rennen um die US-Präsidentschaft

Der ehemalige Bürgermeister von New York spielt mit dem Gedanken, als unabhängiger Kandidat ins Rennen um die US-Präsidentschaft einzusteigen. Der Milliardär kennt das politische Parkett gut.

Das Bewerberfeld in dem ebenso spannenden wie unvorhersehbaren Rennen um die amerikanische Präsidentschaft könnte bald um einen aussichtsreichen Kandidaten wachsen. Michael Bloomberg, der ehemalige Bürgermeister von New York, erwägt ernsthaft, seinen Hut in den Ring zu werfen und als unabhängiger Kandidat anzutreten.

Leiden würden darunter vor allem die Chancen der demokratischen Partei. In wichtigen Punkten decken sich nämlich seine Ansichten mit denen der Favoritin Hillary Clinton. Kein Wunder also, dass der derzeitige republikanische Favorit Donald Trump die Möglichkeit einer Bloomberg-Kandidatur ausdrücklich begrüsst.

Kritik am Wahlkampf

Bereits im Januar hatte Bloomberg, der kommenden Sonntag seinen 74. Geburtstag feiern wird, mit dem Einstieg geliebäugelt. Nun aber wurde der Multimilliardär, der mit einem geschätzten Vermögen von 37 Mrd. $ zu den reichsten Erdenbürgern zählt, konkreter. In einem Interview sagte Bloomberg, er halte das Niveau des politischen Diskurses unter den derzeitigen Kandidaten für «eine Beleidigung der Wähler, die Besseres verdienen».

Anstoss nimmt er offenkundig an Trumps aggressiven, populistischen Parolen. Morgenluft wittert der liberal geneigte Bloomberg deswegen, weil der selbsternannte «demokratische Sozialist» Bernie Sanders der einst haushohen Favoritin Hillary Clinton ein härteres Duell liefert, als politische Experten erwartet hatten.

Mit einer Abfindung zum Erfolg

Sein Vermögen hat der gebürtige New Yorker als Unternehmer verdient. Von 1973 bis 1981 arbeitete er an der Wallstreet bei der Investmentbank Salomon Brothers. Im Zuge einer Fusion wurde er entlassen und erhielt eine Abfindung von 10 Mio. $.

Das Geld benutzte er, um das Unternehmen Innovative Market Systems zu gründen, das Banken und Wertpapierhäuser über diverse Portale mit Finanznachrichten versorgte. Die Firma, die später in Bloomberg L.P. umbenannt wurde, entwickelte sich zu einem Hit und liess den aufstrebenden Unternehmer in den Klub der Multimilliardäre aufsteigen.

Demokrat und Republikaner

Zunächst ein Mitglied der demokratischen Partei, wechselte er 2001 zu den Republikanern, um sich für die Nachfolge Rudy Giulianis als Bürgermeister von New York bewerben zu können. Bloomberg gewann die Wahl, wurde zwei Mal im Amt bestätigt und diente bis Ende 2013 als Regierungschef der grössten US-Metropole. Trotz der Parteizugehörigkeit profilierte er sich als vorwiegend liberaler Politiker, dessen Positionen eher denen der Demokraten entsprechen.

So machte sich Bloomberg für schärfere Waffenkontrollen stark, plädierte für die Legalisierung der Ehe zwischen Gleichgeschlechtlichen und setzte sich in der grössten US-Metropole für die Förderung alternativer Energien ein. In der Einwanderungspolitik liegt er sogar links von einigen Demokraten und will sämtlichen illegalen Einwanderern einen Weg zur Staatsbürgerschaft bereiten.

Mit den Republikanern hat Bloomberg gemeinsam, dass er für den Irakkrieg gestimmt hat und sich als fiskalisch Konservativer versteht, der als Bürgermeister mit Steuererhöhungen und Sparprogrammen die Stadtfinanzen wieder in die schwarzen Zahlen führen konnte.

Die Entscheidung, ob er sich ums höchste Amt im Lande bewerben will, muss Bloomberg aber bald treffen. Anfang März müsste er formal die Kandidatur beantragen, um sicherzustellen, dass sein Name in allen fünfzig US-Staaten auf dem Wahlzettel steht.

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