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07:20 Uhr - 17.08.2016

China will weitere Börse für Investoren öffnen

Noch dieses Jahr sollen ausländische Anleger an der Börse Shenzhen handeln können. Die chinesischen Aktienmärkte haben auf die Ankündigung positiv reagiert.

Premierminister Li Keqiang gab  für die seit längerem in Vorbereitung stehende engere Partnerschaft zwischen den Börsen Hongkong und Shenzhen grünes Licht. Im Rahmen eines wahrscheinlich noch vor Ende Jahr in die Realität umgesetzten Projektes können ausländische Investoren erstmals direkt über die Plattform des Hongkonger Aktienmarktes  an der Börse Shenzhen gehandelte Titel kaufen, wie Charles Li, der CEO der Hongkonger Börse, spät am Dienstagabend bekannt gab. Im Gegenzug ist es Festlandchinesen erlaubt, an der  Hong Kong Exchange and Clearing (HKEx) kotierte chinesische Titel zu erwerben.

In Erwartung der Hongkong-Shenzhen-Verbindung legten die chinesischen Börsen in den vergangenen Tagen deutlich zu. Der Shanghaier-Composite Index stieg Anfang Woche auf ein Sieben-Monats-Hoch. Der China Enterprise Index der Börse Hongkong, der hier kotierte Festlandunternehmen erfasst, erreichte am Montag den höchsten Stand seit vergangenen Dezember.

Ein ähnlicher Zusammenschluss trat bereits Ende 2014 zwischen den Börsen Shanghai und Hongkong in Kraft, wobei bisher die grenzüberschreitenden Transfers das tägliche Handelsvolumen die Grenze von 550 Mio. Yuan nicht überschritten darf. Die chinesische Marktaufsichtsbehörde CSRC liess  verlauten, dass es für den sogenannten Hongkong Shenzhen Stock Connect kein  Höchstkontingent geben wird und auch für das Shanghaier Pendant die tägliche Begrenzung wegfällt.

Ein politisches Signal

Dass die chinesische Regierung den seit längerem erwarteten Entscheid gerade zu diesem  Zeitpunkt bekanntgibt wird allgemein mit der Anfang September in China stattfindenden Gipfelkonferenz der G20-Staaten in Zusammenhang gebracht. Peking will offensichtlich der Welt beweisen, dass der laufende wirtschaftliche Öffnungsprozess trotz der sich jüngst deutlich abkühlenden Konjunktur weitergeht.

Nachdem die Landeswährung Yuan infolge eines beschleunigten Abflusses von Kapital Anfang Jahr unter erheblichen Abwertungsdruck gekommen ist soll die weitere Öffnung des Finanzmarkts wohl zeigen, dass der Yuan eine stabile Währung ist.

Die Börse der wirtschaftlich autonomen chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong ist anders als die zwei Festlandbörsen mit seiner frei konvertierbaren Währung voll in den globalen Finanzmarkt integriert.

China ist daran, die Kapitalverkehrskontrollen schrittweise abzubauen. Dennoch sorgen die Barrieren dafür, dass Aktien von Unternehmen, die sowohl am HKEX und an der Börse Shanghai kotiert sind, trotz des  bereits seit Ende 2014 bestehenden Stock Connect meist unterschiedlich bewertet sind.

Potenzial nicht voll ausgeschöpft

Hongkonger Aktien werden denn auch meist mit einem deutlichen Abschlag zu ihren Shanghaier Pendant gehandelt. Ein Grund dafür ist, dass die weiterhin bestehenden Kapitalverkehrskontrollen Arbitragegeschäfte nur begrenzt möglich machen. Die täglichen Quoten sind von  ausländischen Anlegern bisher denn auch zu weniger als 60% ausgeschöpft worden.

Das könnte sich im Falle des jetzt schon bald in Betrieb kommenden Hongkong- Shenzhen-Plattform ändern. Denn während an der Börse Shanghai vor allem etablierte staatlich kontrollierte Grosskonzerne das Geschehen bestimmen, geben am Shenzhener Aktienmarkt jüngere nicht-staatliche Unternehmen den Ton an, vor allem aus dem Technologiesektor.

Das ist auch ein Grund, warum relativ wenige Titel gibt, die an beiden Börsen kotiert sind. Shenzhen grenzt an Hongkong und ist seit vier Jahrzehnten die Speerspitze der wirtschaftlichen Öffnung Chinas. Hier ist etwa Huawei beheimatet, einer der weltweit grössten Telecom-Ausrüster und Smartphone-Hersteller.

Doch dürfte die jetzt angekündigte Plattform gemäss Analysten der Credit Suisse (CSGN 11.65 -0.26%) zumindest in der Anfangsphase das Marktgeschehen nur wenig beeinflussen. Denn bereits heute können ausländische Investoren über gewisse Quoten, wie sie etwa im sogenannten QFFI-Programm bestehen, Aktien in Shenzhen erwerben. Für Festlandchinesen sind am HKEX gehandelte Aktien wenig attraktiv, den sie werden meist deutlich tiefer bewertet als die Titel an den Festlandbörsen.

 

 

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