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08:16 Uhr - 07.10.2016

CS: Schweizer Tochter wird am 20. November geboren

Im November erhält die Credit Suisse wieder eine echte Schweizer Tochter. Sie ist nötig für den Börsengang im kommenden Jahr.

Wer am Montag, 21. November, eine Filiale der Credit Suisse (CSGN 13.17 -1.05%) besucht, wird den Unterschied nicht merken. Das Konto hat die gleiche Nummer, der Bancomat wird am selben Ort stehen und auch die Mitarbeiter werden dieselben sein. Aber im Hintergrund wird sich über das Wochenende ziemlich viel geändert haben.

Denn am Tag zuvor wird gemäss Handelregistereintrag, der diese Tage publiziert wird, Credit Suisse (Schweiz) AG geboren. Die neue Schweizer Rechtseinheit der Credit Suisse wird zu diesem Zeitpunkt rund 6600 Mitarbeiter und sämtliche Kunden mit Schweizer Domizil übernehmen. Es ist gleichzeitig der entscheidende Schritt, damit wie angekündigt 20 bis 30% der Aktien dieser «Swiss Universal Bank» im kommenden Jahr  an die Börse gebracht werden können. Details dazu werden am Investorentag am 7. Dezember erwartet.

Noch keine Banklizenz

Wie «Finanz und Wirtschaft» in Erfahrung gebracht hat, verfügt die CS Schweiz noch über keine Banklizenz von der Finanzmarktaufsicht (Finma). Bis zum offiziellen Start soll es jedoch so weit sein. Die Finma beantwortet keine Fragen zur Gründung der Schweizer CS-Einheit.

Die Finma äussert sich auch nicht zum Geschäftsbereich «Sales & Trading». Er kommt in einem ersten Schritt zur Schweizer Einheit, obwohl gemunkelt wurde, dass die Aufsicht den Handel aus Gründen der Finanzsystem-Sicherheit nicht in der Schweizer Einheit haben wolle. Es scheint zu komplex gewesen zu sein, den Handel herauszulösen. In einem zweiten Schritt werden die Handelsfunktionen aber in der Muttergesellschaft der CS Schweiz aufgebaut.

UBS war schneller

Führung der Credit Suisse (Schweiz) AG»Chief Executive Officer: Thomas Gottstein

»Corporate & Institutional Clients: André Helfenstein

»Investment Banking Switzerland: Marco Illy

»Private & Wealth Management Clients: Serge Fehr

»Premium Clients: Felix Baumgartner

»External Asset Managers: Reto Hossli

»Sales and Trading Switzerland: Urs Beeler

»Chief Operating Officer: Dagmar Maria Kamber Borens

»Chief Financial Officer: Antoine Boublil

»Chief Compliance Officer: Erwin Grob

»Human Resources: Claude Täschler

»Chief Risk Officer: Philippe Clémençon

»General Counsel: Thomas Grotzer
Die UBS (UBSG 13.71 -0.22%) hat bereits eine Schweizer Rechtseinheit geschaffen. Anders als bei der Credit Suisse taucht die Schweizer Einheit nicht im UBS-Organigramm auf. Bei der CS hingegen ist die Schweizer Rechtseinheit eine separate Division, also auch eine wirtschaftliche Einheit.

Die Aufwertung des Schweizer Geschäfts in eine eigene Division wurde vor gut einem Jahr kommuniziert. Damals legte der neue CEO Tidjane Thiam die neue Struktur und die neue Strategie des Bankkonzerns fest. Dazu gehörte die geografische Aufteilung der Einheiten und eine Dezentralisierung.

So wurde festgelegt, dass die Privat- und Geschäftskunden und ebenso die Vermögensverwaltungskunden mit Schweizer Domizil von der Swiss Universal Bank betreut werden. Im Topmanagement wurde die Doppelfunktion von Chef Schweiz und Chef Private Banking aufgehoben. Seit einem Jahr steht Thomas Gottstein der Geschäftsleitung der Schweizer Universalbank vor (vgl. Tabelle Geschäftsleitung). Vor kurzem ist auch die Zusammensetzung des Verwaltungsrats bekannt geworden, die am Markt schlecht aufgenommen wurde. Die Bank wird viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit sich Investoren als Minderheitsaktionäre beteiligen.

Der Weg zur Schweizer Rechtseinheit war lang. 2013 begannen die Arbeiten. Die Idee war es anfangs, eine Schweizer Einheit zu schaffen, die abgespalten und gerettet werden kann, wenn die ganze Gruppe in eine lebensbedrohliche Krise gerät. Das ist eine Auflage an die Grossbanken im Rahmen der Too-Big-to-Fail-Vorschriften, die nicht nur Mindestkapitalvorgaben enthalten.

Viele Abgrenzungsfragen

Die geplante Kotierung wirft zahlreiche Fragen auf, die sich bei einer integrierten Bank nicht stellen. Zum Beispiel muss festgelegt werden, was die von der Muttergesellschaft bezogenen Leistungen im Einzelnen kosten – und umgekehrt. Bei einem kotierten Unternehmen wollen Minderheitsaktionäre Gewähr dafür haben, nicht übervorteilt zu werden. Offenbar sollen intern bezogene Dienstleistungen im Vergleich zu heute nach der Separierung teurer werden. Es geht ausserdem um steuerliche Fragen.

Wie die Kosten verrechnet werden, ist nicht zuletzt für die ambitionierten Ziele der Schweizer Credit Suisse relevant. Gemäss der definierten Strategie will die Bank bis 2018 einen Vorsteuergewinn von 2,3 Mrd. Fr. erzielen, was ein im trägen Schweizer Markt ein rasantes Wachstum von 10% pro Jahr zwischen 2014 und 2018 bedeuten würde und einem Zuwachs gegenüber 2015 um 700 Mio. Fr. gleichkäme. Zum Vergleich: Die Zürcher Kantonalbank erzielte 2015 einen Jahresgewinn in dieser Grösse.

Die Herausforderung für die Credit Suisse besteht daher nicht nur darin, die Stellung im Schweizer Markt auszubauen, um das geplante Wachstum zu schaffen. Sie ergibt sich auch aus der besonders komplexen Struktur, in der die CS arbeiten wird.

Die komplette Historie zur Credit Suisse finden Sie hier. »

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