Das neue Apple-Smartphone ist schneller, wasserfest und schiesst schärfere Fotos. Auf einen echten „Wow“-Effekt müssen Fans jedoch bis nächstes Jahr warten.
Wenn Apple eine neue Generation des iPhone präsentiert, bewegt das normalerweise Fans und Investoren gleichermassen. Bei der neusten Version, die Konzernchef Tim Cook am Mittwoch in San Francisco vorgestellt hat, hält sich die Begeisterung jedoch in Grenzen.
Zu den wichtigsten Neuerung des iPhone 7 und des etwas grösseren iPhone 7 Plus zählt, dass Apple auf die bisherige Steckerbuchse für die Kopfhörer verzichtet. Dadurch ist das neue Gerät etwas dünner als das Vorgängermodell und bei kurzzeitigem Untertauchen wasserdicht.
Ebenfalls überarbeitet wurde der Home-Knopf. Er wird nicht mehr mit einer mechanischen Drucktaste bedient, sondern er erkennt Befehle durch Touch-Eingaben wie der Bildschirm. Dank leichter Vibration soll das bisherige Klick-Gefühl erhalten bleiben.
Hinzu kommen ein schnellerer Mikrochip, längere Lebensdauer der Batterie, ein Bildschirm mit höherer Auflösung, Stereolautsprecher sowie eine bessere Kamera. Letzteres gilt vor allem beim grösseren iPhone 7 Plus. Er verfügt nun über zwei Linsen, wodurch es auch näher ranzoomen kann.
Ab 16. September im Verkauf
Erhältlich ist das neue Apple-Phone mit einem Speicher von 32, 128 oder 256 Gigabyte und in den Farben Gold, zwei verschiedenen Schwarztönen, Silber sowie Rotgold. Das günstigste Gerät kostet in den USA 649 $. Dort und in rund weiteren dreissig Länder – darunter die Schweiz, Deutschland und Österreich – beginnt der Verkauf am 16. September. Vorbestellungen sind ab Freitag möglich.
Zusammen mit dem neuen iPhone hat der IT-Konzern aus dem Silicon Valley eine neue Version der Apple Watch vorgestellt. Sie ist bis zu 50 Meter wasserdicht und enthält eine GPS-Funktion. Auch lässt sich damit das beliebte Game Pokémon Go spielen.
Mit dem iPhone 7 hat Apple ungefähr das geliefert, was im Vorfeld erwartet wurde. Die Aktien schlossen am Mittwoch 0,6% im Plus auf 108.38 $, während der Gesamtmarkt praktisch unverändert notierte. Deutlich an Terrain verloren die Titel des Kameraherstellers GoPro.
Mässiges Interesse
«Analysten richten ihren Blick bereits auf das iPhone 8, das in einem Jahr vorgestellt wird», meint Fred Hickey, Herausgeber der Newsletters «The High-Tech Strategist». «Umfragen zeigen, dass das Interesse am iPhone 7 unter Apple-Kunden nur mässig ist», fügt er hinzu.
Für Kontroversen sorgt zudem der Verzicht auf den bisherigen Eingang für die Kopfhörer. Neu werden sie über dieselbe Öffnung angeschlossen, die auch zum Aufladen der Batterie verwendet wird. Apple liefert zwar ein Zusatzmodul für ältere Kopfhörer mit. Dennoch entspricht das nicht unbedingt einer Verbesserung.
Das iPhone ist für Apple das mit Abstand wichtigste Produkt. Das Smartphone kommt inzwischen für rund zwei Drittel der Einnahmen auf. Seit dem Grosserfolg mit dem iPhone 6 vor zwei Jahren bekundet der Konzern jedoch Mühe mit dem Wachstum und wies im Juli bereits zum zweiten Quartal in Folge einen rückläufigen Umsatz aus.
Warten auf Herbst 2017
Apple hat bislang jedes zweite Jahr eine Version des iPhone mit bedeutenden Neuerungen präsentiert. Dieses Mal ist jedoch nicht zu erwarten, dass das iPhone 7 dem Unternehmen einen Wachstumsschub geben wird. Da das Gerät erst Mitte September auf den Markt kommt, wird es den Geschäftsgang für das laufende Quartal kaum beeinflussen.
Für das Weihnachtsquartal, in dem Apple weitaus am meisten Einnahmen erzielt, sehen die Prognosen kaum viel besser aus. Gemäss dem Datendienst S&P Capital IQ rechnen Analysten mit einem leichten Umsatzrückgang auf knapp 74 Mrd.$ und einer Gewinnabnahme von 3.28 auf 3.12 pro Aktie.
«Obschon der Umsatz sinkt, bleibt Apple in einer guten Position, um die Stärke der Marke auszuspielen und bei den Zulieferern Druck auf die Kosten für Komponenten zu machen», denkt Karissa Chua, Analystin beim Reserachdienst Euromonitor. «Das erlaubt es, die Gewinnmarge bei jedem neuen iPhone-Modell zu halten, ohne den Kunden einen nennenswert höheren Preis abzuverlangen», ergänzt sie.
Trotzdem: Apples führende Position im Markt für Smartphone hängt entscheidend davon ab, ob mit dem iPhone 8 im kommenden Jahr wieder ein echter Technologiesprung gelingt. Die Erwartungen sind gross, zumal das iPhone dann seinen zehnjährigen Geburtstag feiern wird.
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