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07:23 Uhr - 23.03.2018

Credit Suisse: Thiams Vergütung sinkt unter Vorjahr

Der Bonusverzicht aus dem Vorjahr wirkt nach. Künftig sollen nicht mehr bereinigte Zahlen die Höhe der variablen Vergütung prägen.

CS-CEO Tidjane Thiam erhält für 2017 eine Gesamtvergütung von 9,7 Mio. Fr. – gut eine halbe Million weniger als im Vorjahr.

Damals hatte das Vergütungspaket der Credit Suisse (CSGN 16.3 -2.95%) zu einem Aufschrei geführt: Die Bank hatte den zweiten Milliardenverlust in Folge geschrieben, der Geschäftsführung jedoch gleichzeitig ein grösseres Vergütungspaket offeriert – fast ein Drittel über Vorjahr. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion verzichtete diese kurz vor der Generalversammlung «freiwillig» auf 40% dieses Bonustopfes.

Nach dieser Reduktion hat die Generalversammlung das Paket abgenickt – allerdings noch immer bloss mit einer Zustimmungsrate von miserablen 60%.

Langfristbonus gekürzt

Die damalige Abstimmung zeitigt auch Auswirkung auf Thiams Vergütung für das abgelaufene Jahr. Der 40%-Verzicht bezog sich nämlich auf beide Bonuselemente – das kurzfristige sowie das langfristige. Da die Aktionäre über das kurzfristige Bonusprogramm, das sich auf das jeweils abgelaufene Jahr bezieht, im Nachhinein abstimmen, wurde dieser Verzicht direkt für 2016 wirksam. Der Rahmen für das langfristige Bonusprogramm wird jedoch im Voraus gesetzt, womit die Abstimmung der letzten GV erst jetzt ersichtlich wird. Nun fällt der Langfristbonus 40% tiefer aus, was die gesamte Vergütung unter den Vorjahreswert drückt.

Der Effekt aus dem damaligen Verzicht drückt die Vergütung der zwölfköpfigen Führungscrew insgesamt 4% unter Vorjahr auf 70 Mio. Fr. Der Bonuspool für die gesamte CS-Belegschaft steigt für 2017 derweil 3% auf 3,2 Mrd. Fr.

Nach «Fair Value» ausgewiesen

Darben muss das Management dennoch nicht. CS weist die langfristigen Vergütungskomponenten zum «Fair Value» aus, der notabene nach der Monte-Carlo-Methode berechnet wird.

Konkret heisst dies, dass sich der jetzt ausgewiesene Bonus nahezu verdoppeln könnte, wenn die Ziele über die nächsten drei Jahre deutlich übertroffen werden. Er kann allerdings auch sinken oder ganz ausfallen.

Neue Bonusberechnung

Der letztjährige Widerstand der Aktionärsbasis gegen das alte Bonussystem hatte noch eine weitere Auswirkung. Es soll künftig deutlich vereinfacht daherkommen. Bereits für das laufende Jahr stützt sich die Bonusberechnung noch auf lediglich zwei quantitative Komponenten, die zwei Drittel der Höhe bestimmen: den bereinigten Vorsteuergewinn und das Kostenziel. Ein Drittel der Bonusberechnung basiert auf qualitativen Kriterien.

Deutliche Neuerungen stehen zudem für die Periode nach der Restrukturierung an. Ab dann soll bei der Berechnung des Langfristbonus ganz auf bereinigte Zahlen verzichtet werden. Bonusrelevant sind dann zu je einem Drittel und jeweils als Schnitt über drei Jahre: die Aktienkursentwicklung im Vergleich zu achtzehn Konkurrenten, die absolute Rendite auf dem materiellen Eigenkapital sowie die Entwicklung des Buchwerts ohne Goodwill.

Das neue System dürfte sicherstellen, dass bei künftigen Verlusten die Boni massiv sinken. Die nur schwer verständliche Tatsache, dass auch im dritten Jahr der Restrukturierung und mit dem dritten Milliardenverlust in Folge wieder Millionenboni fliessen, löst es allerdings nicht mehr.

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