Der Entscheid ist noch nicht rechtsgültig. Der Eintrag ins Handelsregister bleibt vorläufig blockiert.
Die Messebetreiberin MCH Group (MCHN 15.3 -0.33%) erhält einen neuen Grossaktionär, Lupa Systems von James Murdoch. Die Aktionäre haben seinem Einstieg an einer ausserordentlichen Generalversammlung mit über 70% zugestimmt. Notwendig war eine Zweidrittelmehrheit. Damit setzte sich der Verwaltungsrat durch. Vermögensverwalter Erhard Lee, der die Sanierung des Unternehmens auf diesem Weg abgelehnt hatte, ist an der GV unterlegen. Die Sache ist aber dennoch nicht gelaufen, juristische Schritte dagegen sind eingeleitet bzw. in Vorbereitung.
Der MCH Group fliessen durch eine Kapitalerhöhung 104,5 Mio. Fr. zu, die das Unternehmen dringend benötigt. Laut Angaben von vergangener Woche rechnet MCH Group für das Geschäftsjahr 2020 mit einer Umsatzeinbusse von 230 bis 270 Mio. Fr. im Vergleich zum Vorjahr. Das bedeutet eine Halbierung des Umsatzes. Zuvor wären es gemäss Prognose noch 130 bis 170 Mio. Fr. weniger Erlös gewesen. Zudem wird mit einem Jahresverlust im höheren zweistelligen Millionenbereich gerechnet. 2021 soll der Umsatz um 70 bis 100 Mio. Fr. steigen.
Die MCH Group zufliessenden Mittel sollen auch ausreichen, um die Sanierung sicherzustellen und gleichzeitig die beabsichtigte Wachstumsstrategie umzusetzen, wie CEO Bernd Stadlwieser im FuW-Interview erklärt hatte.
Murdoch im VR
Insgesamt waren gemäss Mitteilung an der virtuell durchgeführten GV 91,2% der Aktiennennwerte vertreten. Wegen der an der GV noch geltenden Vinkulierung waren aber nicht alle Aktien stimmberechtigt. So durfte Lee nur mit einem Teil (5%) der von ihm und AMG gehaltenen Titel – gemäss früheren Angaben Lees 9,8% der MCH-Aktien – stimmen. Das zumindest erleichterte es dem Verwaltungsrat, die Hürde der Zweidrittelmehrheit zu nehmen.
Das an der ausserordentlichen GV genehmigte Verfahren erlaubt es Lupa Systems, eine Beteiligung von bis zu 49% an MCH Group zu erwerben. James Murdoch, Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch, mit dem er sich überworfen hat, wird im MCH-Verwaltungsrat Einsitz nehmen.
Ebenso gewählt wurden die Lupa-Vertreter Jeffrey Palker und Eleni Lionaki. Die Statutenänderungen zur künftigen Zusammensetzung des Verwaltungsrats und die Aufhebung der Vinkulierung sind mit über 95% Ja-Stimmen angenommen worden.
Eintragungssperre gegen GV-Entscheid
Der Deal mit Murdoch ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Die Beschlüsse der GV und damit die neuen Stimmrechtsverhältnisse können nicht ins Handelsregister eingetragen werden und sind damit auch nicht rechtsgültig. Grund dafür ist, dass Minderheitsaktionär Lee bereits vor der GV eine vorsorgliche Eintragungssperre beantragt hat. Das bestätigte Lee gegenüber «Finanz und Wirtschaft».
Ebenfalls hängig ist eine Klage Lees zu einem Entscheid der Übernahmekommission (UEK) über eine Benachteiligung der Minderheitsaktionäre gegenüber dem Kanton Basel-Stadt. Die Kommission hatte am 15. Juli zwei Opting-up-Klauseln genehmigt, denen die GV ebenfalls zustimmte. Damit mussten weder der Kanton Basel-Stadt noch Murdoch bei einer allfälligen Überschreitung der 33,3%-Schwelle allen Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot machen.
In Vorbereitung ist eine Anfechtungsklage gegen die GV und ihre Entscheide. Thema ist gemäss Lee auch hier der Schutz der Minderheitsaktionäre und der Wandel eines 30-Mio.-Darlehens von Basel-Stadt in Aktien der MCH Group. Dadurch wurde der Anteil, so Lee, in nicht vertretbarem Mass verwässert. Gegen eine Kapitalerhöhung hat Lee nichts einzuwenden, störend sei die Art und Weise, wie MCH Group sie durchsetzen will.
Mit den juristischen Schritten will er nicht auf Zeit spielen, aber er hofft weiterhin, dass sich der Verwaltungsrat gesprächsbereit zeigt und er die Anliegen der Minderheitsaktionäre ernst nimmt.
Aktien kaum verändert
Der GV-Entscheid liess die Investoren unbeeindruckt. Die MCH-Aktien notierten marginal unter dem Vorwochenschluss. Die Zurückhaltung ist nicht allein mit der juristischen Ungewissheit zu begründen.
Erleichterung in grossem Stil ist auch deshalb nicht angebracht, weil die nun aufgegleiste radikale Erneuerung der MCH Group nicht risikofrei ist.
Die komplette Historie zu MCH finden Sie hier.»
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