Der iPhone-Hersteller enttäuscht mit einem verhaltenen Ausblick zur Weihnachtssaison. Zudem berichtet er künftig weniger transparent über den Geschäftsgang. Die Titel verlieren fast 7%.
Aktien amerikanischer Technologiekonzerne verlangen Investoren derzeit viel Nerven ab. Entsprechend gering ist die Toleranz für durchwachsene Nachrichten, wie die harsche Reaktion auf den Geschäftsabschluss von Apple zeigt.
Der Branchenriese aus dem Silicon Valley hat die Einnahmen dank teurerer iPhone-Modelle im vergangenen Quartal zwar deutlich gesteigert. Auch schreibt für das abgelaufene Rechnungsjahr 2017/08 einen Rekordgewinn. Der Ausblick zum Weihnachtsgeschäft – traditionell die umsatzstärkste Berichtsperiode – bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück, was an der Börse für Ernüchterung sorgt.
«Wir sind begeistert, dass wir über ein weiteres Rekordquartal berichten können», kommentiert Konzernchef Tim Cook den Leitungsausweis. Wichtiger für Anleger ist jedoch der Blick nach vorne; und der mutet eher bescheiden an. Das Unternehmen stellt für das aktuelle Quartal einen Umsatz von 89 bis 93 Mrd. $ in Aussicht. Der Durchschnittswert von 91 Mrd. $ liegt damit unter den 92,7 Mrd. $, mit denen Wallstreet gerechnet hat.
Rückschritt bei Transparenz
Enttäuschend ist ebenfalls, dass Apple in Sachen Transparenz einen bedeutenden Schritt nach hinten macht. Wie Finanzchef Luca Maestri während der Resultabesprechung ankündigte, wird der Konzern künftig weniger detailliert über den Absatz in den einzelnen Produktkategorien rapportieren.
«Die Zahl der Geräte, die einer beliebigen Periode von 90 Tagen verkauft werden, repräsentiert die fundamentale Stärke unseres Unternehmens nicht wirklich», versuchte Maestri zu beschwichtigen. Demnach lässt sich fortan nicht mehr aus dem Geschäftsbericht lesen, wie viele iPhone-Geräte, Mac-Rechner oder Tablet-Computer das Unternehmen verkauft.
Das irritiert Investoren. Die Aktien Apple sind am Donnerstag im nachbörslichen Handel bereits unmittelbar nach der Ergebnispublikation unter Druck geraten. Der Abwärtstrend hat sich dann verschärft, nachdem das Management die Änderungen zur Berichterstattung bekannt gab. Die Titel haben in der Folge 6,5% auf 207.81 $ eingebüsst. Eröffnen sie am Freitag auf diesem Niveau, bedeutet das einen Wertverlust von nahezu 70 Mrd. $.
Wette auf Premium-Strategie
Wie es mit den Valoren des weltgrössten Konzerns weitergeht, hängt vom Erfolg des iPhone ab. Es kommt für fast zwei Drittel der Einnahmen auf. Für die anstehende Shopping-Saison hat Apple im September mit dem iPhone XS und iPhone XS Max zwei neue Modelle lanciert, deren Preis sich im Hauptmarkt USA auf bis zu 1449 $ beläuft.
Die neuen Geräte waren somit in den letzten anderthalb Wochen der abgelaufenen Berichtsperiode im Verkauf erhältlich. Mit dem iPhone XR hat das Unternehmen zudem Ende Oktober eine etwas günstigere Version ab 749 $ auf den Markt gebracht.
Die erste Zwischenbilanz nach dem Verkaufsstart fällt verhalten aus. Apple hat im letzten Quartal 46,9 Mio. iPhone-Geräte abgesetzt. Das sind gleich viele Modelle wie in der Vorjahresperiode und weniger als die 48,8 Mio. Stück, die Analysten prognostiziert hatten. Dafür liegt der durchschnittliche Verkaufspreis von 793 $ deutlich über den erwarteten 729 $.
Im weitgehend gesättigten Markt für Smartphones positioniert sich Apple mit dieser Strategie als Premium-Marke. Das heisst, der Absatz wächst zwar weniger rasch als in früheren Jahren. Dank höheren Preisen gelingt es dem Konzern aber bislang, die Einnahmen weiter zu steigern.
Neues Rekordjahr
Insgesamt hat sich der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr 16% auf 265,6 Mrd. $ verbessert. Das übertrifft die bisherige Bestmarke von 2015/16, als Apple dank neuen Modellen mit grösserem Bildschirm und dank dem Eintritt in den chinesischen Markt einen “Superzyklus” startete und 233,7 Mrd. $ an Einnahmen erzielte. Der Gewinn stieg 22% auf 59,5 Mrd. $ oder 11.91 $ pro Aktie. An der Börse wurden 11.77 $ je Titel erwartet.
Der Leistungsausweis von Apple markiert das Ende der Berichtssaison im IT-Sektor. Auch andere Schwergewichte der Branche vermochten in den vergangenen Tagen nicht zu überzeugen. Abgestraft wurden etwa die Titel von Amazon, IBM und dem Google-Mutterkonzern Alphabet.
Besser aufgenommen wurden die Abschlüsse von Microsoft und Facebook. Im Fall von Facebook ist das für Investoren allerdings ein schwacher Trost: Die Papiere haben seit dem Allzeithoch von Ende Juli über 30% an Terrain verloren. Die Chipwerte AMD notieren nach den Turbulenzen vom Oktober sogar über 40% tiefer.
Feudale Ausschüttung
Im Vergleich dazu haben sich die Valoren von Apple bis zur Resultatveröffentlichung relativ stabil gehalten. Ob die durchwachsenen Nachrichten von dieser Woche bald verdaut sind, hängt nun vom Weihnachtsgeschäft ab. Wie gut sich die neuen iPhone-Modelle tatsächlich verkaufen, wird sich erst in diesem Quartal zeigen. Der Konzern ist dabei bekannt dafür, dass er meist zu konservative Prognosen macht.
Ein Pluspunkt ist zudem der Berg an Barmitteln. Er umfasst per Ende September rund 237 Mrd. $, wobei das Unternehmen im vergangenen Rechnungsjahr rund 90 Mrd. $ in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet hat. Auf lange Sicht bleibt jedoch die Kernfrage, ob sich Apple im schnelllebigen IT-Geschäft ohne einen neuen Innovationsschub dauerhaft an der Spitze halten kann.
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