Für den CEO des Start-ups Monetas wird Finanztechnologie alles umkrempeln. Das könnte neuen Wohlstand besonders für die Ärmsten der Welt schaffen.
Fast jeden Tag müssen sich Banker heutzutage anhören, wie massiv ihr Feld sich gerade verändert. Beliebter Redner dafür ist Johann Gevers. Er ist CEO des Start-up Monetas in Zug und gefragter Prophet der kommenden Revolution im Finanzwesen durch neue Technologien.
Wie Gevers suchen viele Vorkämpfer der Finanztechnologie (Fintech) zwar die Zusammenarbeit mit den etablierten Banken. Aber die klassische Rolle der Finanzinstitute sehen sie in dem sich abzeichnenden technologischen Wandel dahinschwinden.
Der hochgewachsene Gevers prophezeite etwa in einem Vortrag beim Börsenbetreiber SIX: «Die Finanzindustrie wird ihre zentrale Mittlerrolle verlieren. Sie wird ihre Macht einbüssen.»
Was kommt stattdessen? Er erklärt: «In den vergangenen Jahren sahen wir den Aufstieg von globalen Plattformen wie AirBnB für die Vermittlung von Unterkünften oder Uber für Fahrten.» Im Finanzwesen werde solch eine weltweite Plattform mit einer Digitalwährung die Banken grundlegend transformieren. Zentralbanken bräuchte es in einigen Jahrzehnten wohl nicht mehr.
Die Finanzindustrie habe zwar eine Zukunft auf einer neuen, globalen Plattform, müsse sich aber adaptieren. Der frühere Portfoliomanager erklärt versöhnlich: «Akteure, die sich neu erfinden und die Technologien annehmen, können Marktanteile ausbauen. Sie können Dienstleistungen anbieten, die bisher unmöglich waren.» Und das zu niedrigeren Kosten. Die Finanzinstitute hätten dann nur drei Vorteile: ihre Marke, das Vertrauen ihrer Kunden und die Integration vieler Finanzangebote.
Die Plattform für dieses Finanzwesen der Zukunft soll die von Gevers 2012 gegründete Monetas mit 25 Mitarbeitern werden. Das Unternehmen gewann vergangenes Jahr einen Start-up-Wettbewerb von Swisscom (SCMN 468.9 -0.23%). Der in Südafrika geborene Gevers überzeugt mit seiner Idee, dass Technologie die Wirtschaft umkrempeln und so einen grossen Gewinn für den Wohlstand erreichen wird.
Auch sein Unternehmen ist sozial motiviert. Gegenüber FuW erklärt der von deutschen Einwanderern abstammende Gevers: «Meine Jugendzeit habe ich im Apartheid-Regime verbracht. Das hat mich früh fragen lassen, wie man die Gesellschaft verbessern kann.»
Seine Investoren würden zwar eine Rendite erwarten, aber alle seien wegen der Sache dabei. «Mitte 2017 wollen wir unsere Plattform kommerziell betreiben», beschreibt der Südafrikaner die Unternehmenspläne. «Und im Jahr 2019 wollen wir kostendeckend arbeiten.»
Das Potenzial unterentwickelter Länder soll nicht durch mächtige zentrale Staaten oder Konzerne, sondern durch Digitalisierung geweckt werden. Der 51-jährige Gevers sieht die Grundlage für Wohlstand im Schutz von Eigentum, effizientem Handel und einem grossen wirtschaftlichen Netzwerk. All das soll seine Software erleichtern.
Der Plan ist, zuerst den bisher vom Finanzsystem ausgeschlossenen Menschen zu helfen. Sie finden mehr und mehr Zugang zum Internet durch Mobiltelefone. Und sollen dadurch über die Plattform von Monetas Peer-to-Peer – von Nutzer zu Nutzer – zahlen können.
Die erste grossflächige Anwendung für die Technologie von Monetas kommt wohl in Afrika. Das Interesse sei gross. «In zwanzig afrikanischen Ländern und in zwei in Asien laufen nun Gespräche», berichtet Gevers.
Zuerst wurde das Konzept für die tunesische Post erprobt. «Doch nun kommen wir am schnellsten in Südafrika voran – das freut mich besonders», sagt er. Die Kosten für Monetas-Zahlungen sind gering: 0,9% der Transaktionshöhe werden berechnet und höchstens umgerechnet 30 Rappen. Ein Drittel der Gebühr fliesst an Monetas, der Grossteil an den lokalen Partner und ein kleinerer Teil an den Betreiber der IT-Anlagen.
Es ist nicht ausgemacht, dass Monetas zu einem Erfolg wird. Zu viele Fische tummeln sich im Fintech-Teich. Aber es braucht Geschäftsmodelle wie die von Gevers, damit technische Entwicklungen positiv auf die Gesellschaft wirken.
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