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17:50 Uhr - 28.10.2014

Schwedens Zentralbank senkt Leitzins auf 0%

Die schwedische Wirtschaft wächst beachtlich und soll nächstes Jahr noch einmal leicht an Fahrt gewinnen. Aber die Inflation ist viel zu tief.

Als der Princeton-Professor und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman im April Schweden mit Japan verglich und die Riksbank eindringlich aufforderte, die Geldschleusen zu lockern, stiess er in Stockholm auf Widerstand. Von «Sadomonetarismus» war die Rede, mit dem die schwedische Zentralbank den Immobilienboom im Zaum zu halten versuchte, dabei jedoch die Gefahr missachtete, dass das Land in eine Deflation schlittert. Inzwischen ist Einsicht eingekehrt: Am Dienstag senkten die Währungshüter den schwedischen Leitzins von 0,25 auf 0%. Eine Lockerung wurde zwar vom Markt erwartet, allerdings traute die Mehrheit ihnen nur eine geringere Reduktion auf 0,1 oder höchstens 0,05% zu. Die Riksbank nahm auch den künftigen Zinspfad deutlich zurück.

Die erste Erhöhung des Reposatzes schob sie auf Mitte 2016 hinaus, und sie senkte den angepeilten Pfad des Jahres 2017 um einen Dreiviertelprozentpunkt. Ende 2017 soll der Satz demnach 1,75% erreichen.

Schwedens Wirtschaft wächst zwar rege, aber die Inflationsrate ist viel zu niedrig, begründet die Behörde ihre Entscheidung. Sie peilt ein Teuerungsziel von 2% an. Tatsächlich liegt die Jahresrate der Konsumentenpreise weit darunter. Im Durchschnitt des Jahres spricht die Riksbank von –0,2%. Für 2015 veranschlagt sie 0,4%, obwohl das Wirtschaftswachstum von 1,9 auf 2,7% zunehmen soll. Notenbankchef Stefan Ingves verspricht, den Satz so lange auf null zu halten, bis das Inflationsziel erreicht sei.

Die Divergenzen im Zentralbankrat sind offensichtlich überwunden. Die Beschlüsse wurden einstimmig getroffen. Die Landeswährung wertete sich deutlich gegenüber allen Konkurrenzwährungen ab. Der Franken sprang auf ein Dreijahreshoch von 7.78 sKr./Fr.

Schweden hat zum ersten Mal in seiner Geschichte so tiefe Zinsen. Ingves forderte am Dienstag die Regierung auf, mit makroprudenziellen Instrumenten einer allfälligen Überhitzung am Immobilienmarkt entgegenzuwirken.

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