Erstmals seit dem Brexit-Votum im Sommer 2016 laufen Wetten auf eine positive Entwicklung der britischen Währung.
Kurzfristig orientierte Währungsspekulanten haben in den vergangenen Wochen ihre Wetten auf eine Aufwertung des Pfunds erhöht. Vor allem Hedgefonds sind für die britische Valuta so bullish gestimmt wie noch nie seit dem Volksentscheid, der für März 2019 den Austritt aus der Europäischen Union vorsieht.
Für einen Stimmungswandel gesorgt hat die jüngste Entwicklung der Austrittsgespräche zwischen der EU und Grossbritannien. Vor Weihnachten hatten sich Premierministerin Theresa May und EU-Chefunterhändler Michel Barnier in den strittigen Punkten fürs Erste weitgehend geeinigt. Beobachter gehen davon aus, dass im Januar 2018 die eigentlichen Gespräche über die zukünftigen Handelsbeziehungen starten können.
Grösste Long-Position seit drei Jahren
Wie die jüngsten Daten der amerikanischen Commodity Futures Trading Commision zeigen, belaufen sich die Netto-Long-Positionen für das Pfund auf 1,7 Mrd. $, was zugleich der höchste Wert seit September 2014 ist.
Seit dem Brexit-Votum im Juni 2016 hatten Investoren, zumeist Hedgefonds, substanzielle Wetten auf eine Abwertung des Pfunds am Laufen gehabt, wie ebenfalls aus den wöchentlich publizierten US-Daten herausgeht.
Einigung auf Übergangsperiode in Sicht
Die Spekulanten setzen darauf, dass sich die EU und Grossbritannien demnächst auf eine Übergangsperiode einigen, welche die Zeit zwischen dem offiziellen Austritt und der Klärung der letzten Scheidungsfragen überbrückt. «Kommt es zu einem Aufschub für eine gewisse Zeit, werden gewisse Marktteilnehmer Mühe bekunden, ihre Short-Positionen auf das Pfund zu rechtfertigen», sagte Jordan Rochester, Währungsstratege bei Nomura, gegenüber der britischen Zeitung «The Times».
Nomura geht davon aus, dass sich das Pfund von aktuell 1.34 $ bis Ende 2018 auf 1.48 $ erholen wird. Damit würde die britische Währung nahezu auf das Niveau vor der Brexit-Abstimmung zurückkehren. Gleichzeitig wäre dies ein schöner Zahltag für jene Fonds, die heute auf eine Aufwertung des Pfunds setzen.
Zinserhöhung mit Schubwirkung
Die Wette auf das Pfund ist gleichzeitig auch eine Wette darauf, dass die Bank of England 2018 mindestens ein weiteres Mal die Zinsen erhöht. Im November hatte Notenbankchef Mark Carney den Leitzins erstmals seit zehn Jahren wieder um ein Viertel Prozentpunkt erhöht.
Die Brexit-Unsicherheiten haben zuletzt dazu geführt, dass das britische Wirtschaftswachstum hinter jenes der europäischen Vergleichsländer zurückgefallen ist. «Sollte die Wirtschaft in Grossbritannien weiter schwächeln, könnte die Bank of England die Zinsen schneller als erwartet erhöhen. Dies gäbe dem Pfund einen zusätzlichen Schub», sagt Nomura-Experte Rochester.
Nicht nur Nomura ist bullish für das Pfund. Auch die Experten von ING (INGA 15.53 -0.1%) erwarten zumindest für das erste Quartal 2018 eine Pfundaufwertung auf 1.40 $. Auf der anderen Seite des Spektrums befindet sich jedoch Morgan Stanley (MS 52.47 -0.47%). Deren Währungsstrategen erwarten bis Ende 2018 einen Rückgang des Pfunds auf 1.24 $.
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