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11:25 Uhr - 12.09.2014

Tiefe Fees und hohe Risiken bei Alibaba

Für die Banken ist das Prestige gross, Alibaba an die Börse führen zu können. Gut bezahlt werden sie hingegen nicht und an der kurzen Leine geführt.

Es soll das neue Rekord-IPO werden: Der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba öffnet sich in New York den Publikumsaktionären (Initial Public Offering, IPO). Doch der Weg, den die Chinesen dabei gehen, ist unüblich und stimmt skeptisch: Der Einfluss der Konsortialbanken auf den IPO-Prozess ist beschnitten. Keine der involvierten Banken – an vorderster Front Credit Suisse (CSGN 25.26 -0.67%), Deutsche Bank (DBK 27.075 -0.49%), Goldman Sachs (GS 181 0.63%), J. P. Morgan und Citi – überblickt die Transaktion vollumfänglich.

Sie alle bearbeiten bloss je einen isolierten Teilbereich des Milliardendeals. Die Kontrolle liegt allein bei den Verkäufern – Alibaba selbst, Grossaktionär Yahoo (YHOO 41.26 0.29%), dem exekutiven Verwaltungsratspräsidenten Jack Ma sowie seinem ebenfalls bei Alibaba operativ tätigen Vize Joe Tsai. Teile und herrsche, lautet ihre Devise.

Die Verkäufer haben über dem Bankenkonsortium ihren persönlichen Finanzberater Rothschild installiert, der die entscheidende Schnittstelle zwischen den Konsortialbanken und der Verkäufergruppe bildet. Rothschild erhält dafür 9 Mio. $, heisst es im Prospekt. Das Entgelt sichert den Verkäufern eine loyale Erfüllung der machtvollen Überblicks- und Koordinationstätigkeit des Finanzberaters. An der Primäremission selbst ist Rothschild nicht beteiligt.

Verkäufer verhandelten hart

Der Fee-Pool für die Banken beträgt gemäss Medienberichten 1% des Ausgabevolumens von gut 20 Mrd. $. Die Verkäufer verhandelten hart: Twitter (TWTR 52.64 -0.51%) beispielsweise zahlte 3,25%. Die sechs Hauptemissionsbanken von Alibaba teilen sich gemäss Reuters rund 80% des auf 200 Mio. $ geschätzten Pools, rund 30 Mio. $ erhält die Schweizer Grossbank. Sie hat gemäss Prospekt dabei die delikate Aufgabe, reservierte 6% des Ausgabevolumens bei Direktoren, Managern und Geschäftspartnern von Alibaba sowie ihren Familien zu platzieren.

Ausserdem überwacht Credit Suisse zusammen mit Morgan Stanley (MS 34.73 1.17%) die Einhaltung der temporären Verkaufsrestriktionen für die Alteigentümer – was bei ihrem Ablauf weitere Geschäftsmöglichkeiten eröffnen könnte. Das Prestige, dabei zu sein, ist gewiss gross, das Risiko ebenfalls.

Diese Einschätzung legen auch die hohen Anwaltskosten nahe, die Alibaba zur aussergewöhnlich komplexen Strukturierung des Börsengang aufwendet. Mit fast 16 Mio. $ übertreffen sie beispielsweise die 2,6 Mio. $ an Legal Fees von Facebook (FB 77.92 0.63%) um ein Vielfaches.

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