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13:33 Uhr - 03.08.2015

Kapitalausgaben von Unternehmen lassen auf sich warten

Obwohl Unternehmen insgesamt 4400 Mrd. $ Bargeld besitzen, werden sie laut Standard & Poor's in den nächsten zwei Jahren weniger investieren. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Öl- und Rohstoffbranche.

Bargeldbestände Unternehmen ausserhalb der Öl- und Rohstoffbranchezoom Quelle: Standard&PoorsErwartetes Wachstum Investitionenzoom Quelle: Standard&PoorsSeit drei Jahren halten sich Unternehmen mit Kapitalausgaben zurück. Ein Ende ist trotz einem hohen Bargeldbestand von insgesamt 4400 Mrd. $ nicht in Sicht. Laut einer Studie der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) werden die Investitionen in diesem Jahr 1% und im nächsten Jahr 4% zurückgehen. Untersucht wurden die Vorhaben von 2000 Konzernen. Für den Rückgang verantwortlich sind vor allem Unternehmen aus der Energie- und Rohmaterialbranche.

Grund sind fallende Öl- und Rohstoffpreise. Laut einem Bericht der norwegischen Beratungsgesellschaft Rystad Energy liegen bei Ölkonzernen Projekte im Wert von 118 Mrd. $ auf Eis.

Andere Unternehmen wie Wood Mackenzie, die sich auf die Recherche von Markttrends im Energiesektor spezialisiert haben, rechnen gar mit mehr. Der niederländisch-britische Konzern Shell beispielsweise will seine Investitionen für dieses Jahr 20% auf 30 Mrd. $ senken (lesen Sie hier mehr).

Unsicherheit sorgt für Zurückhaltung

Besser sieht es in anderen Branchen aus. Ausserhalb der Öl- und Rohstoffindustrie werden die Kapitalausgaben laut S&P 2015 rund 8% zulegen. Der Aufschwung scheint jedoch von kurzer Dauer. Bereits 2016 ist wieder mit einem Rückgang zu rechnen. S&P begründet die Zurückhaltung mit dem nach wie vor unsicheren makroökonomischen Umfeld.

Operative Marge ausserhalb der Öl- und Rohstoffindustriezoom Quelle: Standard&PoorsUm die Investitionen nachhaltig anzukurbeln, brauche es mehr als tiefe Zinsen, schreibt die Ratingagentur. Es brauche auch ein stabiles operatives Umfeld und ein reibungslos funktionierendes Finanzsystem. Beides ist laut S&P weiterhin nicht gegeben. Gleichzeitig sind Unternehmen von der wirtschaftlicher Schwäche der letzten Jahre geprägt. Die durchschnittliche operative Marge auf Stufe Ebitda (Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen) ist seit 2007 rund 1,6 Prozentpunkte auf 15,7% zurückgegangen.

Tech-Sektor hat Geld, ist aber wenig kapitalintensiv

Hinzu kommen branchenspezifische Aspekte. Unternehmen aus der IT- und der Autoindustrie halten sich trotz hoher Bargeldbestände mit Ausgaben zurück. So ist im US-Technologiesektor aus steuertechnischen Gründen viel Liquidität im Ausland gebunden. Ausserdem ist die an Bedeutung gewinnende Branche wenig kapitalintensiv. Die Autoindustrie wiederum kämpft nach wie vor mit Überkapazität. Die Aussicht auf höhere Zinsen in den USA lässt Vertreter aus dem Sektor nach kurzer Investitionsfreude erneut zögern.

Schätzungsrevisionen für Kapitalausgabenzoom Quelle: Standard&PoorsAllerdings bestehen Anzeichen, dass sich das triste Bild noch aufhellen könnte. Analysten beginnen ihre Schätzungen für die Kapitalausgaben in den nächsten zwölf Monaten nach oben zu korrigieren. Das gibt doch noch Hoffnung auf einen Aufschwung. Manifestiert sich ein positiver Trend bei den Investitionen über die nächsten Jahre, könnte das laut S&P zu einer positiven Wechselwirkung zwischen Kapitalausgaben und Weltwirtschaftswachstum führen.

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