Das Geschäft mit Wanderern und anderen Outdoor-Sportlern schwächelt. Schweizer Hersteller von entsprechender Bekleidung und Accessoires dürften dem Trend widerstehen.
Es sind keine guten Nachrichten für eine Branche, die in der Vergangenheit viel Positives vermelden konnte: Der Markt für Outdoor-Sportarten stagniert. Im vergangenen Jahr setzten die Hersteller von Bekleidung und Ausrüstung für Wanderer, Bergsteiger und andere Frischluftsportler in Europa 5,8 Mrd. € um. Das sei 1% weniger als im Vorjahr, teilte der Branchenverband European Outdoor Group (EOG) kürzlich mit. Auch weltweit wird mit einem geringeren Wachstum gerechnet.
In den letzten zwei Jahrzehnten wuchs die Branche teilweise so stark, dass selbst herkömmliche Sportartikelhersteller wie Adidas (ADS 277.8 -0.3%) ins Geschäft mit Wanderschuhen einstiegen. Allein 2017 betrug das Plus im Segment mit Outdoor-Schuhen 13%. Der Konkurrenzkampf unter den Herstellern nimmt denn auch laufend zu, und die Sättigungstendenzen sind nicht ganz neu. Bereits 2016 kam es zu einer Stagnation im Outdoor-Markt.
Bei zwei kotierten Schweizer Gesellschaften – Calida (CALN 28 1.08%) und Conzzeta (CON 838 -0.48%) – machen die Geschäfte mit dem Outdoor-Sport einen substanziellen Teil des Gesamtumsatzes aus. Bei Calida steuerten die Bergsportmarken Millet, Lafuma und Eider sowie Oxbow (Surfwear und Lifestyle) zuletzt 32% zum Umsatz bei. Mammut, das Outdoor-Segment des Konglomerats Conzzeta, war für 14% verantwortlich.
Calida: Wachstum über dem Markt
Einiges deutet aber darauf hin, dass sich die erwähnten Marken dem negativen Branchentrend entziehen könnten. Laut Calida-CEO Reiner Pichler werden Millet, Lafuma und Eider (zusammengefasst als Millet Mountain Group) im ersten Halbjahr 2019 «deutlich über Markt» wachsen. Bereits im Gesamtjahr 2018 waren Millet und Oxbow die wachstumsstärksten Segmente der Calida-Gruppe mit einem Plus von je 6%.
«In den letzten Jahren hat sich der Outdoor-Markt weltweit deutlich besser entwickelt als der Fashion-Markt – besonders in der Schweiz», beschreibt Pichler die globalen Tendenzen. Die aktuelle Entwicklung sei nicht mehr ganz so dynamisch, und es verschöben sich die Verkaufskanäle: weg vom stationären Handel hin zu E-Commerce. Calida hatte ihre Outdoor-Aktivitäten ab 2016 restrukturiert und in den Ausbau des gesamten digitalen Vertriebskanals investiert.
Conzzeta: Mammut auf Turnaround-Kurs
Auch Mammut hat grössere Veränderungen hinter sich. Nach schwierigen Jahren und einer Repositionierung kehrte der Hersteller von Bergsportartikeln und Outdoorbekleidung 2018 zu einem nennenswerten Betriebsgewinn zurück. Zudem lagen die Vorbestellungen des Fachhandels für die Sommersaison 2019 deutlich über dem Wert des Vorjahres. Mammut wuchs in den ersten drei Monaten 2019 gar als einziges Conzzeta-Segment.
Man habe die aktuellen Outdoor-Zahlen zu Kenntnis genommen, sagt Conzzeta-Sprecher Michael Stäheli. An der grundsätzlichen Mammut-Strategie ändere sich nichts. Das 2016 eingeführte und auf fünf Jahre ausgelegte Strategieprogramm umfasst den konsequenten Ausbau des Online-Geschäfts, aber auch neue Produktlinien und eine verstärkte Internationalisierung. Erst nach abgeschlossenem Turnaround entscheidet Conzzeta, ob Mammut langfristig in der Gruppe bleibt.
Die Aussagen der Schweizer Hersteller passen zur Einschätzung von anderen Playern. Laut dem deutschen Onlineportal n-tv.de gehen die grossen Sportdetailhändler Intersport und Sport 2000 nicht von einem Ende des Outdoor-Trends aus. Insbesondere junge Käufer würden nachrücken. Als Hoffnungsträger gilt der Kletter- und Bouldersport, die einzige Produktkategorie, die gemäss EOG-Studie im zurückliegenden Jahr wachsen konnte.
Weder Calida noch Conzzeta zeigten an der Börse eine spürbare Reaktion auf die jüngsten Branchenzahlen. Beide Titel liegen seit Jahresanfang hinter dem Schweizer Gesamtmarkt zurück. Mit den nächsten Impulsen können Anleger aus Anlass der Halbjahreszahlen am 24. Juli (Calida) respektive am 9. August (Conzzeta) rechnen.
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