Der Versicherer soll zu den Bietern gehören, die um die spanische Caser Seguros wetteifern. Eine Akquisition in Südeuropa würde zur Strategie passen.
Um den spanischen Versicherer Caser Seguros ist offenbar ein Übernahmekampf entbrannt. Mitten drin soll Helvetia (HELN 135.2 -2.03%) sein. Der Schweizer Konzern wird zusammen mit dem niederländischen Konkurrenten NN Group und der belgischen Ageas zu den Mitbietern einer Auktion gezählt. Informierte Kreise berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, diese Woche laufe die Frist für Übernahmeangebote aus. Helvetia nimmt auf Anfrage ausweichend Stellung; Gerüchte würden nicht kommentiert.
Die Helvetia-Gruppe erzielte von den 6 Mrd. Fr. Semestereinnahmen nur gut 4% mit Aktivitäten in Spanien. Das Europageschäft, das auch in Deutschland, Italien und Österreich angesiedelt ist, trägt insgesamt etwa ein Viertel des Konzernbetriebsgewinns ein. Dazu kommt das internationale Segment mit Deckungen für Kunstsammlungen, für Grosstransporte und für Infrastrukturbauwerke.
60%-Beteiligung in Auktion
Vor Jahresfrist sagte CEO Philipp Gmür in einem Interview mit «Finanz und Wirtschaft», Akquisitionsmöglichkeiten würden besonders in Spanien und in Deutschland geprüft. Dort wolle der Konzern «in eine höhere Liga aufsteigen», stellte er damals in Aussicht.
Die Caser-Seguros-Auktion soll gemäss der Reuters-Nachricht vor Weihnachten abgeschlossen sein und das Unternehmen mit bis zu 1,2 Mrd. € bewerten. Berichtet wird, mehrere Grossaktionäre wollten Teile ihrer Beteiligung oder die gesamte Position veräussern. Insgesamt stünden rund 60% des Kapitals im Angebot. Zu den Eignern der privat gehaltenen Caser Seguros gehören der französische Versicherer Covea und eine Reihe spanischer Banken. Die beteiligten Geldhäuser hätten Interesse, auch unter geänderten Besitzverhältnissen die bestehende Vertriebskooperation weiterzuführen. In Spanien ist es üblich, dass Privathaushalte Versicherungspolicen beim Bankberater abschliessen.
Die Helvetia-Gruppe ist gut kapitalisiert. Das Kapitalerfordernis der Finanzmarktaufsicht wird in mehr als doppeltem Umfang erfüllt. Die Finanzierung eines grossen Einkaufs dürfte deshalb keine Schwierigkeiten bereiten. Und das Führungsteam um CEO Gmür hat an mehreren Transaktionen bewiesen, Neuerwerbungen gut zu integrieren.
Der Schweizer Konzern wies für das erste Semester aus ordentlicher Tätigkeit einen unveränderten Semestergewinn von 226 Mio. Fr. aus. Die neue Unternehmensbesteuerung der Schweiz erlaubte, Rückstellungen im Umfang von 63 Mio. Fr. für latente Steuern aufzulösen, weshalb das Gesamtergebnis des ersten Halbjahres auf 290 Mio. Fr. stieg.
Grosses Expansionspotenzial
Das Management stellt keine Jahresprognose, sieht das Unternehmen jedoch auf gutem Weg, die Mittelfristziele zu erreichen. Für 2019 wird Helvetia dank des einmaligen Steuereffekts einen Gewinnsprung von 414 auf vermutlich über 500 Mio. Fr. schaffen.
«Finanz und Wirtschaft» rechnet damit, dass 2020 aus ordentlichem Geschäft ein Überschuss von 490 Mio. Fr. bzw. 9.60 Fr. je Aktie wahrscheinlich ist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2020 von 14 ist im Branchenvergleich hoch. Die Dynamik des Unternehmens im europäischen Ausland und die Kooperationen mit Online-Dienstleistern deuten auf ein erhebliches Expansionspotenzial hin. Die Titel sind weiterhin kaufenswert.
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