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17:51 Uhr - 18.06.2019

Die Parität zum Euro wäre verkraftbar

Der Franken hat gegenüber Euro wieder aufgewertet. Die Schweizer Wirtschaft könnte sogar die Parität zum Euro verkraften.

Nach Aufgabe des Mindestkurses von 1.20 Fr./€ im Jahr 2015 wurde um den Werkplatz Schweiz gefürchtet – zu Unrecht, wie sich glücklicherweise herausgestellt hat. Damals hielt sich der Kurs zum Euro im Jahresdurchschnitt bedrohlich nahe an der Parität. Diese wäre im jetzigen Umfeld gemäss den Ökonomen der Credit Suisse (CSGN 11.675 2.05%) (CS) zu verkraften. Voraussetzung sei, dass die Aufwertung nicht schockartig erfolge.

Angesichts der Aufwertungstendenz des Frankens gegenüber dem Euro gehen die Ökonomen der CS davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank weiterhin punktuell am Devisenmarkt eingreifen wird. Zusätzliche Zinssenkungen schliessen sie allerdings aus. Dies legen sie im «Monitor Schweiz» dar, der am Dienstag veröffentlicht worden ist.

Gemäss Fair-Value-Berechnungen der CS ist der Franken gegenüber dem Euro aktuell 9% überbewertet. Der faire Kurs liegt dementsprechend bei 1.24 Fr./€, statt wie am Dienstag auf knapp 1.12 Fr./€. Währungsexperten der Deutschen Bank wiederum bereinigen den Franken-Euro-Kurs um die Entwicklung der relativen Lohnstückkosten und geben auf diesem Weg Entwarnung: Eigentlich befände sich der bereinigte Wechselkurs auf einem Niveau von 1.30 Fr./€. Demzufolge ist der Franken eher unter- denn überbewertet.

Der faire Wechselkurs sinkt tendenziell. Haupttreiber hierfür sei die unterschiedliche Preisentwicklung in der Schweiz und der Eurozone, erläutert CS. Der Inflationsdruck in der Schweiz ist deutlich tiefer, dies dürfte auch künftig so bleiben. Gemäss den CS-Prognosen wird der Fair Value in fünf Jahren dort zu liegen kommen, wo der Franken-Euro-Kurs heute ist.

Die Experten der CS gehen einen Schritt weiter und berechnen branchenspezifische Fair Values. Die Betroffenheit der Industrien gegenüber Wechselkursbewegungen ist sehr heterogen.

Als besonders resistent zeigten sich schon in der Vergangenheit die Pharma- und Uhrenindustrie. Dies auch, weil sie einen hohen Anteil der Exporterlöse nicht im Euroraum erzielen. Deutlich schwieriger ist die Ausgangslage für Teile der Nahrungsmittel-, Textil-, Fahrzeug- und Lebensmittelindustrie. In diesen Branchen ist die Preissetzungsmacht besonders gering und/oder der Euroraum als Absatzmarkt dominant. Folglich sei in diesen Branchen eine Verlagerung der Tätigkeit ins Ausland am ehesten zu erwarten.

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