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17:32 Uhr - 05.06.2015

Opec senkt Quote nicht

Das Erdölkartell will mit dem Festhalten an der bisherigen Förderquote Marktanteile verteidigen.

Die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) hat am Treffen am Freitag in Wien die Förderquote nicht verändert. Das Erdölkartell hält an seiner anvisierten Fördermenge von 30 Mio. Fass/Tag fest. Eine Senkung der Quote hatte kaum jemand erwartet. Eher gab  es vereinzelt Spekulationen darüber, dass die Opec die Zielquote gar erhöhen könnte, um sie der effektiven Fördermenge anzupassen. Ihre Mitglieder produzierten im April 31,2 Mio. Fass/Tag, also etwas mehr als geplant.

Die Erdölpreise waren deshalb schon in den Tagen vor dem Treffen unter Druck geraten und verzeichneten den grössten Wochenverlust seit Anfang März. Ein Fass der europäischen Sorte Brent kostete am Freitagabend 61.20 $. Rohöl der US-Sorte WTI wurde zu 57.20 $ pro Fass gehandelt.

Bereits beim Treffen inmitten der Ölpreisbaisse im vergangenen November hatte das Kartell auf eine Drosselung verzichtet. Damit war eine neue Ära am Erdölmarkt angebrochen: Der Opec, insbesondere dem grössten Förderland, Saudi-Arabien, ist seither der Erhalt von Marktanteil wichtiger als die Preispflege durch Produktionskürzungen.

Der Erdölmarkt hat sich in den vergangenen Jahren fundamental verändert. Im Zuge der Fortschritte in der Fracking-Technologie und der Möglichkeit, Erdöl zu geringen Kosten aus Schiefergesteinsformationen zu lösen, sind die USA zu einem grossen Erdölproduzenten aufgestiegen. Der Marktanteil der Nicht-Opec-Staaten Russland, Brasilien, Kanada und der USA hat auf Kosten des erodierenden Marktanteils der Opec-Staaten deutlich zugenommen. Das hat auch die Preissetzungsmacht der Opec geschmälert. Eine Drosselung der Opec-Förderquote hätte in dieser Situation letztlich wohl bloss den Verlust von Marktanteilen zur Folge. Die Produzenten aus Ländern wie den USA würden die Lücke rasch füllen. Wegen der niedrigen Preise haben die US-Produzenten zuletzt zahlreiche Bohrlöcher deaktiviert. Der Marktanteil der Opec ist wieder etwas gestiegen. Die Strategie der Opec scheint aufzugehen.

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