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11:45 Uhr - 30.03.2015

Ausgezeichnete Derivate

An den Swiss Derivative Awards prämierte die Jury fünf Produkte: Aktien gut gewählt, Öl zur rechten Zeit, Gold geschickt positioniert, China gut zugänglich und Dividenden separat.

Derivatbranche feierte am Donnerstag in Zürich das zehnte Jubiläum der Swiss Derivative Awards. Bei der ersten Verleihung im Frühling 2006 gab es drei Preise, heuer prämierte die Jury fünf strukturierte Produkte, überdies die beste Kursstellung und die besten Dienstleistungen.

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Zwölf Emittenten hatten 42 Hebel- und Anlageprodukte eingereicht. Im Auswahlprozess gelinge es der Jury – in der auch «Finanz und Wirtschaft» vertreten ist – eigentlich immer, mit dem Austausch von Argumenten einen Konsens zu finden, erklärte ihr Präsident, Prof. Marc Oliver Rieger von der Universität Trier, gegenüber den beiden Präsentatoren Daniel Manser und Martin Raab von Derivative Partners.

Produkt-Awards gingen an drei Tracker-Zertifikate, das ist der einfachste Produkttyp. Dazu kam ein Hebelprodukt (Short Mini Futures) und einer der besonders beliebten Barrier Reverse Convertibles, der allerdings invers ausgestaltet ist.

Nischenthema zugänglich

In der Kategorie Aktienprodukte gewann ein Tracker-Zertifikat auf einen Korb aus Biotechnologieunternehmen, Emittent ist Julius Bär (BAER 49.47 0.69%). Überzeugend für die Jury war die Auswahl der Aktien. Die Unternehmen sind spezialisiert auf die Herstellung von Orphan Drugs, das sind Wirkstoffe für die Behandlung seltener, vorwiegend erblich bedingter Krankheiten. Ausgewählt werden die Aktien von Julius Bär Research. Der Emittent hat ein interessantes Anlagethema zutage gefördert und auch für Privatanleger handelbar gemacht. Das Research wurde sinnvoll eingesetzt.

Ebenfalls eine interessante Aktienauswahl bietet ein für den Award nominiertes Tracker-Zertifikat auf europäische Titel. Emittent ist Bank Vontobel (VONN 41.45 -0.96%). Selektiert werden die Aktien mit der höchsten erwarteten Dividendenrendite und dem höchsten Dividendenwachstum sowie der geringsten Volatilität. Die Auswahl verläuft mechanisch und wird vom Indexanbieter ­Solactive durchgeführt, aus der Schweiz ist Swiss Re (SREN 94.8 1.83%) im Korb vertreten. Das Zertifikat ist eine Art Anleihenersatz. Ein Wermutstropfen: Das im Dezember lancierte Produkt ist in Euro denominiert, das Wechselkursrisiko ist seit dem Wegfall
des Euromindestkurses von 1.20 Fr./€ am 15. Januar akut geworden.

Schutz gegen den Crash

Nominiert in der Kategorie Aktienprodukte war ein Barrier Reverse Convertible Crash and Protect auf ABB (ABBN 20.62 0.93%), Adecco (ADEN 80.5 2.55%) und Swiss Life (SLHN 242.6 0.83%), emittiert von der Zürcher Kantonalbank. Das Auszahlungsprofil ist innovativ. Falls alle drei Aktien gleichzeitig 30% oder mehr verlieren – also in einer ­veritablen Börsenbaisse bzw. einem Crash –, werden 100% des eingesetzten Kapitals sowie der Coupon zurückgezahlt.

In der Kategorie der Rohstoffprodukte reüssierte ein Short Mini-Futures der Bank Vontobel, er bezieht sich auf den ­Referenzkontrakt (Futures) auf Rohöl der amerikanischen Sorte WTI. Den Zeitpunkt der Lancierung im Oktober hatte der Emittent ideal erwischt, weil damals der Rückgang des Ölpreises richtig losging.

Unter den Edelmetallprodukten gewann ein Inverse Barrier Reverse Convertible auf Gold (Gold 1187.11 -0.85%) des Emittenten Leonteq (LEON 331 4.09%). Damit setzt der Investor auf einen stagnierenden oder fallenden Preis. Die Barriere liegt über dem Goldpreis bei Emission, und sie wird nicht während der gesamten Laufzeit, sondern nur einmal pro Quartal beachtet. Das Produkt ist gegen Wechselkursverluste zum Dollar – der Handelswährung von Gold – abgesichert (Quanto). Die Pfandbesicherung (Cosi) schützt gegen das Ausfallrisiko des Emittenten.

Ein Grund für die inverse Konstruktion ist die Preisstruktur am Terminmarkt. Futures längerer Laufzeit sind teurer als bald verfallende, der Markt ist im Contango (Preisaufschlag, die Terminkurve steigt). Es resultieren für eine Kaufposition (Long) Haltekosten (Rollverlust). Der Inverse Barrier Reverse Convertible geht indes eine Verkaufsposition ein (Short) und erzielt einen Rollgewinn. Er fliesst ins Produkt ein und ermöglicht bessere Konditionen, also einen höheren Coupon und/oder einen grösseren Abstand zur Barriere.

Ein Tracker auf Anleihen aus China,­ ­denominiert in Renminbi, gewann den Award in der Kategorie Währungs- und Zinsprodukte. Damit hat der Emittent Notenstein Privatbank Zugang zum chinesischen Bondmarkt gewährt.

Ebenfalls ein Tracker, diesmal auf die Dividende 2017 der Zurich Insurance (ZURN 328 0.74%), reüssierte in der fünften Kategorie der alternativen Basiswerte. Der Tracker des Emittenten Leonteq bezieht sich auf den entsprechenden an der Eurex gehandelten Dividenden-Futures. Ein Tracker auf einen Dividenden-Index erhielt bereits 2013 einen Award. Nun können Anleger auch auf einzelne Dividenden setzen.

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