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17:00 Uhr - 21.04.2015

Actelion überrascht mit Erhöhung der Gewinnprognosen positiv

Die grösste europäische Biotechgesellschaft steht vor dem Exklusivitätsverlust bei Tracleer. Quartalszahlen zum Nachfolger Opsumit lassen hoffen, dass Actelion die Patentklippe umschifft.

Das Biotechunternehmen Actelion (ATLN 123 5.22%) braucht dringend Ersatz für seinen Blockbuster Tracleer. Das zur Behandlung von Lungenhochdruck (arterielle pulmonale Hypertonie, PAH) eingesetzte Medikament verliert Ende Jahr in den USA und 2016 in Europa den Patentschutz. Generika-Produzenten stehen bereit, dem Präparat Marktanteile abzujagen. Das Ende 2013 zugelassene Nachfolgepräparat Opsumit könnte Mindererträge kompensieren.

Zahlen zum ersten Quartal 2015 lassen hoffen, dass Ärzte Opsumit einst im grossen Stil gegen Lungenhochdruck verschreiben könnten. In den ersten drei Monaten erzielte Actelion mit dem Tracleer-Nachfolger einen Umsatz von 95 Mio. Fr. Das entspricht einem Plus gegenüber dem Vorquartal von fast 40% und der Hälfte der Einnahmen des Medikaments im letzten Jahr. Im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöhte sich der Erlös um das Fünffache.

Gewinnsprung

Die zusätzlichen Einnahmen aus dem Verkauf von Opsumit haben auf Konzern­ebene zu einem Umsatzanstieg von 14% und zu einem um Sondereffekte bereinigten Gewinnsprung von 26% geführt.

Die vorgelegten Zahlen liegen weit über der im Februar kommunizierten Prognose des Unternehmens für das Gesamtjahr. Damals rechnete Actelion mit einem Gewinnzuwachs im unteren einstelligen Prozentbereich.

Das gute Ergebnis hat Actelion nun dazu veranlasst, die Zielvorgaben deutlich zu erhöhen. Neu rechnet sie mit einem Gewinnplus im unteren zweistelligen Prozentbereich. «Finanz und Wirtschaft» passt die Gewinnprognosen für 2015 um 6% auf 5.30 Fr. je Aktie nach oben an.

Hoffnung auf Selexipag

Obwohl die Lancierung von Opsumit erfreulich gut anläuft, braucht Actelion weitere Wachstumstreiber, um sich abzusichern. Analysten trauen dem Medikament im besten Fall zwar einen ähnlichen Spitzenumsatz wie Tracleer zu. Es besteht jedoch die Befürchtung, Ärzte könnten weit günstigere Tracleer-Generika dem neuen Wirkstoff vorziehen.
Actelion hat bis anhin nicht beweisen können, dass Opsumit gegenüber seinem Vorgänger eine höhere Wirksamkeit zeigt. Das Medikament überzeugt vor allem durch ein besseres Nebenwirkungsprofil und eine etwas einfachere Anwendung.

Die Gesellschaft will der drohenden Nachahmerkonkurrenz deshalb noch mit einem weiteren Präparat die Stirn bieten. Selexipag wird in den USA und der EU derzeit von den Zulassungsbehörden auf einen Markteintritt geprüft. Analytiker trauen auch ihm einen Spitzenerlös von mehr als 1 Mrd. Fr. zu. Ein Entscheid über eine Zulassung wird Ende 2015 erwartet.

Autoimmunerkrankungen im Fokus

Um künftig die Abhängig von Lungenhochdruck zu verringern plant Actelion den Eintritt ins Geschäft mit Medikamenten zur Bekämpfung von Autoimmunkrankheiten. Am weitesten ist sie mit dem Wirkstoff Ponesimod gegen Multiple Sklerose, den sie nun in einer zulassungsrelevanten Studie prüfen will. Vor 2018 ist jedoch nicht mit Resultaten zu rechnen. Für Impulse auf die Aktien ist es also zu früh.

Auch so eilen Engagements nicht. Die Titel sind auf Basis der neuen Gewinnschätzung zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 bewertet und damit im historischen Vergleich nicht günstig. In den Valoren steckt bereits viel Hoffnung auf eine reibungslose Einführung von Opsumit und auf eine Zulassung von Selexipag. Erst ab 2016 wird sich jedoch zeigen, ob Actelion die Tracleer-Patenklippe tatsächlich umschiffen kann.

Die komplette Historie zu Actelion finden Sie hier »

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