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07:49 Uhr - 20.01.2015

China: schwächstes Wirtschaftswachstum seit 24 Jahren

Die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft ist 2014 mit 7,4% am wenigsten seit beinahe einem Vierteljahrhundert expandiert.

Gemäss den am Mittwoch veröffentlichten endgültigen Zahlen für das vierte Quartal 2014 ist das Bruttoinlandprodukt im Vorjahr 7,4% gewachsen und hat damit die offizielle Zielmarke von 7,5% leicht verfehlt. Doch das Wachstum belief sich gemäss dem statistischen Amt in den letzten drei Monaten des Vorjahres noch auf 7,3%, was auch auf eine deutlich nachlassende Dynamik für 2015 hinweist. Die neuesten Daten entsprechen weitgehend den allgemeinen Erwartungen.

Sie wurden nur einen Tag nach dem grössten Kurseinbruch der Festlandbörsen seit sechs Jahren veröffentlicht. Die Korrektur des Shanghai Composite Index von über 7% war allerdings keine Folge schlechter Konjunkturnachrichten, sondern der Ende der Vorwoche von der Börsenaufsichtsbehörde verordneten teilweisen Einschränkung von fremdfinanzierten Wertpapierkäufen.

Eine «neue Normalität»

Das Wachstum Chinas hat sich innerhalb von wenigen Jahren beinahe halbiert. Das ist nicht zuletzt auch eine Folge des von der Regierung vorangetriebenen Strukturanpassungsprozesses. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt soll weniger von Sachinvestitionen und der externen Nachfrage abhängig gemacht werden. Doch das ist ein langsamer Prozess, der sich unter anderem daran zeigt, dass die kombinierten Investitionen im Industriebereich und auf dem Immobilienmarkt 2014 weiterhin über 15% gestiegen sind.

Der oberste Konjunkturlenker der Landes, Premierminister Li Keqiang, hat in den vergangenen Monaten wiederholt davon gesprochen, dass die Zeiten eines Wachstums von 10% und mehr endgültig der Vergangenheit angehören. Damit ist denn auch kein massives Konjunkturpaket in Sicht, wie es die Regierung 2008 als Antwort auf die globale Finanzkrise geschnürt hatte, als die Exporte innerhalb weniger Wochen eingebrochen waren. In China macht der Begriff «neue Normalität» die Runde.

Staat stützt Wachstum weiterhin

Dong Tao, Chinaökonomin der UBS (UBSG 14.38 4.05%), geht davon aus, dass das Bruttoinlandprodukt im laufenden Jahr trotz erwarteter weiterer geldpolitischer Lockerung und einer von den USA angetriebenen robusten Exportwirtschaft weniger als 7% expandieren wird. Die Notenbank hat im November erstmals seit zwei Jahren die Zinsen gesenkt. Gleichzeitig stützt die Regierung mit der beschleunigten Umsetzung von Infrastrukturprojekten die Binnennachfrage. Die Industrieproduktion lag im Dezember 7,9% über dem Stand des Vorjahres und hat sich damit gegenüber den 7,4% vom November deutlich beschleunigt. Der Privatkonsum spielt wie von der Regierung gewollt eine zunehmend wichtige Rolle. Der Umsatz des Einzelhandels ist binnen Jahresfrist 11,9% gestiegen.

Börse macht Vortagesverlust teilweise wett

Die Börse Schanghai hat in der ersten Tageshälfte über 2% zugelegt und liegt damit trotz des gestrigen Einbruchs rund 64% über dem Stand vor einem Jahr.

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