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07:20 Uhr - 14.10.2016

Syngenta-Käuferin ChemChina vor Fusion?

ChemChina soll gemäss Agenturberichten mit der staatlichen chinesischen Sinochem-Gruppe zusammengehen. Fragezeichen um die Finanzlage von ChemChina.

Die Syngenta-Käuferin ChemChina soll mit der ebenfalls staatseigenen chinesischen Sinochem-Gruppe fusioniert werden. Dies melden am Freitag zwei Nachrichtenagenturen.

Mit dem Zusammenschluss der beiden Giganten würde der chinesische Staat einen Chemie-, Düngemittel- und Ölkonzern mit einem Jahresumsatz von fast 100 Mrd. $ schaffen, schreiben die Agenturen Reuters und Bloomberg unter Berufung auf «mit der Sache vertraute Personen».

Die Manager von ChemChina und Sinochem hätten sich zu Beginn dieser Woche getroffen, um einen potenziellen Zusammenschluss zu diskutieren, berichtet Reuters.

Ob die Annäherung zwischen ChemChina und Sinochem in einem Zusammenhang mit den zu Beginn der Woche in chinesischen Medien kolportierten Refinanzierungsproblemen von ChemChina steht, ist nicht bekannt.

Welche Auswirkungen die Fusionsgespräche auf die derzeit laufende Übernahme des Schweizer Agrochemie- und Saatgutkonzerns Syngenta (SYNN 420.5 -0.99%) durch ChemChina haben könnte, sei noch unklar, schreibt Bloomberg.

Der Markt reagiert nervös: Die Aktien Syngenta büssen am Freitag im vorbörslichen Handel in Zürich als einzige Werte im Swiss Market Index 0,4% ein.

Der Fusionsplan steht laut den Berichten im Zusammenhang mit Bestrebungen der chinesischen Regierung, die Zahl der Staatsbetriebe zu senken.

Das angesehene chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin, das am Montag über die angespannte Finanzlage von ChemChina berichtet hatte, doppelte am Donnerstagabend nach: Die nicht-kotierte, im Staatsbesitz stehende ChemChina sei überaus aggressiv finanziert, schreibt Caixin mit Bezug auf publizierte Geschäftsberichte und interne Quellen.

Auf einem registrierten Aktienkapital von 1,65 Mrd. $ lasteten in der Bilanz per Ende März Verpflichtungen in Höhe von 45 Mrd. $. Die Eigenkapitalquote betrage deutlich weniger als 20%.

ChemChina habe in jedem Jahr seit 2012 Verlust geschrieben, berichtet Caixin – und das, obwohl der Konzern im Verlauf dieser vier Jahre kumuliert 5,8 Mrd. Yuan (knapp 900 Mio. Fr.) an staatlichen Subventionen erhalten habe.

Die Verlustserie habe auch im ersten Quartal 2016 nicht abgerissen: ChemChina wies für diesen Dreimonatszeitraum einen Nettoverlust von 11,6 Mrd. Yuan (1,7 Mrd. Fr.) aus.

Caixin weist darauf hin, dass die 43 Mrd. $ schwere Übernahme von Syngenta bislang verdächtig wenig verbale Unterstützung von Regierungskreisen in Peking erhalten habe.

Auch die Tatsache, dass keine der vier grossen chinesischen Staatsbanken in die Finanzierung der Transaktion involviert ist, sei sonderbar. Das Bankensyndikat, das die für die Syngenta-Akquisition nötige Überbrückungsfinanzierung garantiert hat, wird von HSBC (HSBA 610.3 -0.96%) und der chinesischen Citic Bank angeführt.

Der fehlende Enthusiasmus in Peking sei besonders auffällig, weil Syngenta eigentlich eine Prestige-Angelegenheit für China wäre: Es handelt sich um die mit Abstand grösste Akquisition eines ausländischen Objekts durch einen chinesischen Konzern.

Der bisherige Rekordhalter ist der Fleischverarbeiter WH Group, der im Jahr 2013 den US-Schweinefleischproduzenten Smithfield für 7,1 Mrd. $ kaufte.

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