Ulf Mark Schneider, der neue Chef von Nestlé, kombinierte bei Fresenius Kontinuität mit aggressivem Wachstum.
«Fresenius (FRE 63.64 2.74%) steht für Kontinuität einerseits und fortwährenden Wandel andererseits. Kontinuität bedarf vor allem einer stabilen Führungssituation – als fünfter Unternehmenschef in einer 90-jährigen Unternehmensgeschichte kann ich diesbezüglich auf eine erfolgreiche Tradition zurückblicken.» Das sagte Ulf Mark Schneider, als er 2003 CEO der deutschen Gesundheitsgruppe Fresenius wurde und versprach, weder an der Kontinuität und noch am Wandel werde sich unter seiner Führung etwas ändern. Das Versprechen hat er eingelöst – er führte Fresenius dreizehn Jahre lang.
Schneider strahlte stets Ruhe und Besonnenheit aus, ebenso aber auch Entschlossenheit, seine strategischen und operativen Ziele zu erreichen. Dabei setzte er primär auf externes, aber auch internes Wachstum und auf Innovationen. In den einzelnen Bereichen besetzt Fresenius nun globale oder nationale Spitzenpositionen (vgl. Unternehmensporträt unten). In den Medien wird Schneider oft als Investorenliebling bezeichnet. Seine Prognosen waren stets konservativ, Enttäuschungen gab es äusserst selten.
Geboren in Neuwied (Rheinland-Pfalz) und aufgewachsen in Deutschland, besitzt Schneider die deutsche und die amerikanischen Staatsbürgerschaft; er ist mit einer Amerikanerin verheiratet. Im vergangenen Jahr war er mit einer Vergütung von 13,9 Mio. € der am zweitbesten bezahlte Manager unter den dreissig Dax-Unternehmen. Er studierte und promovierte an der Hochschule St. Gallen (HSG) und verfügt über ein MBA-Abschluss der Harvard University. Seine berufliche Karriere begann Schneider 1989 bei Franz Haniel & Cie. In dem deutschen Mischkonzern, der unter anderem Mehrheitsaktionär der kotierten damaligen Gehe (heute Celesio) war, war Schneider zunächst in verschiedenen leitenden Positionen tätig und wurde später Group Finance Director der Gehe UK, Englands führendem Pharmagross- und -einzelhändler. 2001 wechselte Schneider als Finanzchef zur – damals wie heute – stark amerikanisch geprägten Fresenius Medical Care (FME 76.75 4.52%), spezialisiert auf Dienstleistungen und Produkte für die Dialyse. Nach nur anderthalb Jahren wurde er Chef der Muttergesellschaft Fresenius. Seit knapp zwei Jahren sitzt er auch im Verwaltungsrat des US-Chemieriesen DuPont.
Offiziell wird Schneider per 1. Januar 2017 CEO von Nestlé (NESN 73.45 3.31%), kommt aber zwecks Einarbeitung bereits im September zum Nahrungsmittelkonzern. Das Credo «Kontinuität und fortwährender Wandel zugleich» bedeutete bei Fresenius aussergewöhnlich starke, gesunde und profitable Expansion. Eine Vervierfachung vom Umsatz wie bei Fresenius ist für Nestlé aber auch unter Schneider nicht zu erwarten – etwas mehr «fortwährender Wandel» aber schon.
Die komplette Historie zu Nestlé finden Sie hier. »
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