Erneut sinkt der Umsatz im Komponentenhandel und belasten Sonderkosten. Dafür glänzt der Konzernbereich Dichtungslösungen.
Nach wie vor bekundet Dätwyler (DAE 154.9 -0.45%) Mühe, den einen von zwei Konzernbereichen auf Vordermann zu bringen. Die Probleme im Handel mit Elelektronikteilen erweisen sich als hartnäckig. Auch die diesjährige Erfolgsrechnung wird durch Sonderkosten belastet. Ausgezeichnet läuft es hingegen im Geschäft mit Dichtungen für die Pharma-, Auto- und Konsumgüterindustrie.
Der Handelsbereich Technical Components büsste im ersten Halbjahr fast 6% Umsatz ein. Im Vergleich zu 2014 waren es gar 17% weniger. Die um Sonderkosten bereinigte operative Marge von 3,6% hat die Erwartungen des Managements nicht erfüllt, wie CEO Dirk Lambrecht an einer Telefonkonferenz einräumte.
Kunden verloren
Hausgemachte Schwierigkeiten treffen auf einen Markt im Umbruch. Dätwyler expandierte vor einigen Jahren mit mehreren Akquisitionen, bekundete danach aber Probleme mit der Integration. Einiges ist mit der Zentralisierung der Lager, der Vereinheitlichung der IT und der Neuausrichtung des Produktangebots unternommen worden. Aber noch nicht genug.
Während sich im Kanal mit Geschäftskunden eine Besserung abzeichnet, erlitt die Tochter Nedis im ersten Semester einen empfindlichen Rückschlag. Die Schätzung eines Finanzanalysten von –25% Umsatz bezeichnete Lambrecht als nicht weit von der Realität entfernt.
Die Grosshändlerin hat Retailgeschäfte als Kunden verloren, die wegen des Trends zum Einkaufen über Internet schliessen mussten. Zum Teil war der Umsatzrückgang gewollt, da Dätwyler auf unprofitable Aktivitäten verzichtete. Die Strategie von Nedis wird nun überprüft. Weitere Sonderkosten kämen nicht überraschend.
Lohnende Liaison mit Nespresso
Glänzend verläuft der Geschäftsgang hingegen im Bereich Sealing Solutions (kundenspezifische Dichtungslösungen). Das organische Wachstum wurde auf 6,2% beschleunigt, inklusive Übernahmen resultierten fast 10% mehr. Der Betriebsgewinn stieg zum fünften Mal in Folge, die operative Marge blieb trotz höherem Materialaufwand auf stattlichen 18,7% (Vorjahr 18,9).
Zum Erfolg trugen Dichtungskomponenten für vorgefüllte Spritzen im besonders profitablen Pharmageschäft bei. Mit einem Bau eines über 100 Mio. Fr. teuren Werks in den USA wird das Fundament für weiteres Wachstum im Pharmageschäft gelegt.
Im ähnlich einträglichen Segment Consumer Goods stehen die Ampeln für eine Weiterführung der Zusammenarbeit mit Nespresso auf Grün: Die Verhandlungen über einen neuen Fünfjahresvertrag sind laut dem CEO «sehr weit gediehen». Vor rund zehn Jahren begann Dätwyler mit der Fertigung der Dichtungsringe für die Kaffeekapseln, mittlerweile sind es auch die Kapseln selbst.
Eine Diversifikation im Konsumgütersegment sucht das Unternehmen laut dem CEO nicht. In der Tat dürfte die Nestlé-Tochter von Dätwyler genauso «abhängig» sein wie umgekehrt.
In Übernahmeverhandlungen
Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte rechnet Dirk Lambrecht damit, dass Sealing Solutions an die bisherige Leistung anknüpft. Im Konzernbereich Technical Components erwartet er eine bessere Umsatz- und Margenentwicklung.
Zusammen genommen soll der Umsatz 1,27 bis 1,31 Mrd. Fr. erreichen (+4,4 bis +7,7%). Als bereinigte Betriebsgewinnmarge wird die obere Hälfte des Zielbands von 11 bis 14% angestrebt. Mit 13% wäre der Vorjahreswert erreicht.
Bereinigt heisst ohne einen Restrukturierungsaufwand von 10 Mio. Fr. im Bereich Technical Components; zwei Drittel davon sind im ersten Semester angefallen.
In den nächsten Monaten könnten weitere Übernahmen im Sealing-Geschäft angekündigt werden. Laut dem CEO hat das Unternehmen Zugang zu Finanzmitteln bis zu 650 Mio. Fr. Das Management sei mit vielen Kandidaten im Gespräch.
In einem eher schwachen Gesamtmarkt bewegten sich die Dätwyler-Aktien am Freitag wenig. Die Investoren scheinen abzuwarten, bis sich Anzeichen eines dauerhaften Turnarounds im Handelsgeschäft verdichten. Darauf zu setzen, braucht nach etlichen Enttäuschungen Mut.
Die komplette Historie zu Dätwyler finden Sie hier. »
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