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03:34 Uhr - 14.12.2017

«Inflation ist entscheidend»

Randall Kroszner, Professor an der Universität Chicago und früherer Fed-Gouverneur, rechnet damit, dass die US-Notenbank einem Teuerungsschub mit weiteren Zinserhöhungen vorgreifen wird.

Das Federal Reserve zieht die Zügel abermals an. An der Sitzung vom Mittwoch hat die US-Notenbank das Zielband für den Leitzins auf 1,25 bis 1,5% erhöht. Für nächstes Jahr stellen die Währungshüter zudem drei weitere Straffungen in Aussicht. Randall Kroszner, Wirtschaftsprofessor an der renommierten Booth School of Business der Universität Chicago, hält das für eine realistische Vorgabe. Entscheidend sei jedoch, wie sich die Inflation entwickle. Überrascht ist er, dass der Widerstand gegen eine strengere Zinspolitik im Vorsitz des Fed wächst.

Professor Kroszner, die US-Notenbank hebt erwartungsgemäss den Leitzins an und stellt für nächstes Jahr drei weitere Straffungen in Aussicht. Gibt es am Entscheid des Federal Reserve vom Mittwoch überhaupt etwas Überraschendes?

Ich hätte nicht erwartet, dass gleich zwei Mitglieder aus dem Fed-Vorsitz gegen den Beschluss votieren, die Zinsen zu erhöhen. Dass Nail Kashkari, der Präsident des Minneapolis Fed, sich gegen eine strengere Geldpolitik ausspricht, ist zwar bekannt. Mich überrascht jedoch, dass auch Charles Evan vom Chicago Fed gegen den Zinsschritt votiert hat.

Was ist der Grund dafür?

Evans ist besorgt, dass die US-Notenbank an Glaubwürdigkeit verliert. Obschon das Fed an seinem Inflationsziel von 2% festhält, bewegt sich die Teuerung seit Jahren darunter. Das könnte an den Finanzmärkten Zweifel wecken, ob die Notenbank ihre Vorgabe wirklich ernst nimmt. Denn obwohl die Inflation um 1,5% verharrt und derzeit sogar leicht nach unten tendiert, fährt sie mit der Straffung der Geldpolitik fort. Evans hätte deshalb lieber mit einem weiteren Zinsschritt gewartet.

Was denken Sie als vormaliger Gouverneur der US-Notenbank dazu?

Es ist wichtig, dass die US-Notenbank der Kurve voraus bleibt. Deshalb hätte mich für die Zinserhöhung ausgesprochen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die amerikanische Wirtschaft nächstes Jahr anzieht. Das, weil die Konjunktur bereits in den letzten sechs Monaten an Schwung gewonnen hat und den Republikanern wohl eine Steuerreform gelingt, die zusätzlichen Schub geben wird. Zudem bewegt sich die Arbeitslosenrate mit 4,1% auf sehr tiefem Niveau. Das Fed muss einem möglichen Inflationsdruck daher vorgreifen. Sonst läuft es Gefahr, hinterher zu hinken.

An den Börsen klettern die Kurse immer weiter. Inwiefern spielt das für das Fed eine Rolle?

In den USA, in Europa und fast überall in der Welt herrscht unter Investoren viel Optimismus. Sorgen über die wachsende Anfälligkeit der Finanzmärkte für eine Korrektur könnte das Fed deshalb dazu veranlassen, proaktiv Gegenmassnahmen zu ergreifen. Ein solcher Eingriff wird auch von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gefordert. Fed-Chefin Janet Yellen hat während der Pressekonferenz allerdings gesagt, dass sie keine unmittelbaren Risiken an den Bond- oder Aktienmärkten sehe. Oft sind diese aber erst im Nachhinein erkennbar.

Sind drei weitere Zinserhöhungen für 2018 demnach realistisch?

Das hängt in erster Linie von der Inflation ab. Wenn das Wirtschaftswachstum robust bleibt, die Teuerung sich jedoch seitwärts bewegt oder sinkt, dann wäre es unklug, auf dem einem solchen Zins-Pfad weiter zugehen. Zieht die Inflation jedoch an, sollte das Fed diesen Vorgaben entsprechend handeln.

Anfang Februar tritt mit Jerome Powell ein neuer Fed-Chef an. Zudem kann Präsident Donald Trump drei weitere Posten im Fed-Gremium besetzen. Was heisst das für die US-Geldpolitik?

Das ist mit Sicherheit ein Unsicherheitsfaktor. Ich denke aber nicht, dass sich das Federal Reserve gravierend verändern wird. Mit Blick auf weitere Zinserhöhungen wird die Notenbank zwar möglicherweise eine etwas strengere Haltung vertreten. Präsident Trump hat jedoch klargemacht hat, dass er den Ansatz von Fed-Chefin Yellen mochte. Auch seine Wahl von Powell für ihre Nachfolge suggeriert, dass er den bisherigen Kurs der Geldpolitik generell für gut hält.

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