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13:35 Uhr - 27.02.2017

SNB: «Bargeld nicht abschaffen»

Fritz Zurbrügg, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank, hält auch die Tausendernote für ungefährlich und nützlich.

«Die SNB hegt keinerlei Absichten, das Bargeld abzuschaffen», sagte Fritz Zurbrügg, Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, am Montag in Basel. Er referierte an einer Konferenz der Banknotenindustrie, dem World Banknote Summit.

International werde die Zukunft des Bargelds in Frage gestellt, führte Zurbrügg aus. Kritiker forderten, Bargeld gehöre abgeschafft, weil es die Geldpolitik einschränke und zu kriminellen Zwecken missbraucht werde. Oder es werde argumentiert, bargeldlose Zahlungsmittel machten das Bargeld ohnehin zunehmend obsolet.

Gegen die Unterwelt und für schärfere Negativzinsen

In der Tat hat Harvard-Professor Kenneth Rogoff im FuW-Interview gesagt, grosse Banknoten seien ein Fluch. Er fordert, Bargeld sei weitgehend abzuschaffen, um Kriminalität zu erschweren und Negativzinsen effektiver zu machen. Sukkurs erhält er von Larry Summers, ebenfalls aus Harvard, und von Andrew Haldane von der Bank of England.

Unterstützung kommt auch von Notenbanken und Regierungen. Bereits im vergangenen Mai beschloss die Europäische Zentralbank die Abschaffung der 500-€-Note, denn sie könne illegalen Aktivitäten Vorschub leisten. Und Indien hat im November alle 500- und 1000-Rupien-Noten für ungültig erklärt – sie machten etwa 85% des gesamten Bargeldumlaufs aus. Die Regierung begründete, sie wolle damit Korruption und Steuerhinterziehung erschweren.

Tausendernote schürt keine Kriminalität

Zurbrügg entgegnet, erstens sei die Nachfrage nach Bargeld robust, und zweitens bestehe «aus Sicht einer Zentralbank kein Grund, am Bargeld zu rütteln».

In der Schweiz gebe es keine Hinweise, dass die grossen Notenwerte – namentlich die 1000-Fr.-Note – mit Blick auf kriminelle Zwecke ein besonderes Risiko aufweisen. Das Geldwäschereigesetz beuge einem Missbrauch des Bargelds vor.

Hingegen stifteten grosse Noten als effizientes Zahlungsmittel für höhere Beträge einen erheblichen Nutzen für das Publikum, sagt Zurbrügg. Die Erfahrungen mit den Ein- und Auslieferungen der Tausendernoten bei der SNB deuten darauf hin, dass auch sie im Zahlungsverkehr gut genutzt werden.

Nachfrage nach Noten und Münzen nimmt in Krisen zu

Bargeld sei beliebt, der Umlauf habe im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung in vielen Ländern zugenommen (vgl. nachfolgende Grafik). Zurbrügg begründet, der Anstieg stehe im Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise und «ihren langwierigen Nachwirkungen».

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Die Krise habe zeitweise zu erhöhter Unsicherheit über die Stabilität der Banken geführt. In der Folge habe das Publikum vermehrt auf Bargeld gesetzt, um einen Teil seiner Ersparnisse ausserhalb des Bankensystems zu halten.

Eindrücklich zeige sich das am Wachstum des Notenumlaufs in Franken seit Ausbruch der Finanzkrise, erläutert Zurbrügg. Dabei werde deutlich, dass die Nachfrage nach Bargeld jeweils in Phasen erhöhter Unsicherheit einen Wachstumsschub verzeichnete (vgl. Grafik).

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Die Wachstumsrate des Notenumlaufs habe vor allem im Herbst 2008 zugenommen, als verschiedene Banken weltweit in Schieflage gerieten, und von Ende 2011 bis Mitte 2012, als die Schuldenkrise im Euroraum zu Verunsicherung an den Finanzmärkten führte.

Auch mit der Einführung des Negativzinses im Januar 2015 sei das Wachstum der Bargeldnachfrage vorübergehend gestiegen. «Es kam aber nicht zu Bargeldhortung grösseren Ausmasses.»

Eine Frage des Vertrauens

Die SNB habe keine Präferenz für Bargeld oder für bargeldlose Zahlungsmittel. Sie sorge dafür, dass sowohl die Nachfrage nach Bargeld befriedigt werde als auch der bargeldlose Zahlungsverkehr reibungslos funktioniere. Das Publikum habe die Wahlfreiheit.

Dies sei ein wichtiger Punkt, sagt Zurbrügg. Die Möglichkeit, Zahlungen auszuführen, sei eine grundlegende Voraussetzung für die Teilnahme am Wirtschaftsleben jedes Einzelnen und müsse allen offenstehen. Sie dürfe nicht an Bedingungen, wie beispielsweise die Notwendigkeit, ein Bankkonto zu führen, geknüpft sein.

Eine wichtige Rolle spielten Banknoten auch als gegenständliches Symbol für die Qualität und die Stabilität einer Währung und damit für das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik der Zentralbank. Zurbrügg: «Bargeld abzuschaffen, käme allein schon aus diesem Grund nicht in Frage.»

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