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16:53 Uhr - 23.08.2018

Bankierpräsident Scheidt: «Tür nach Brüssel nicht zuschlagen»

An der 10. Auflage der FuW-Konferenz «Vision Bank – Vision Finanzplatz» identifiziert die Branche die Herausforderungen der Zukunft.

«Wir können es uns nicht leisten, die Tür nach Brüssel zuzuschlagen», sagte Herbert Scheidt, Präsident der Bankiervereinigung (SBVg), an der FuW-Konferenz «Vision Bank – Vision Finanzplatz Schweiz». Die Veranstaltung fand am Donnerstag zum zehnten Mal statt.

Ohne Rahmenabkommen mit der EU werde es keinen Marktzugang für Schweizer Finanzdienstleister geben, warnte Scheidt. «Das heisst, wir haben keinen Zugang zu einem Grossteil unserer Kunden.» Schweizer Banken ist es bis heute nicht erlaubt, aus der Schweiz heraus Kunden in der EU aktiv zu betreuen.

In diesem Zusammenhang nannte Scheidt die Gesprächsverweigerung der Schweizer Gewerkschaften in Sachen Lockerung der flankierenden Massnahmen einen «Affront gegen die Schweiz». Dieses Verhalten «unterminiert unsere demokratischen Institutionen, die auf Dialog und Konsens aufbauen».

Der Bankierpräsident kritisierte auf der anderen Seite aber auch die EU für ihr Verhalten gegenüber der Schweiz. Brüssel droht damit, der Schweizer Börse die EU-Zulassung Ende des Jahres abzuerkennen, sollte es bis dahin keine Einigung über ein Rahmenabkommen geben.

Regulierung eindämmen

Heute wähnt Scheidt den heimischen Finanzplatz an der weltweiten Spitze. Mit 7300 Mrd. Fr. werden in keinem anderen Land der Welt mehr Vermögen verwaltet. Nach dem Ende des Bankgeheimnisses hat die Branche laut Scheidt die Fähigkeit zur Anpassung und zur Innovation bewiesen. Kaum ein anderes Land reguliere seine Banken so straff wie die Schweiz.

Genau hier kritisierte Scheidt aber auch die Schweizer Behörden: «Neue Regulierungen sollen nur noch erlassen werden, wenn sie wirklich der Sicherheit dienen.» Ein wettbewerbsschädlicher Regulierungsaufschlag der heimischen Behörden auf die internationalen Vorschriften dürfe nicht mehr geschehen.

Herausforderung Digitalisierung

Der Chef der UBS (UBSG 15.305 -0.68%) Schweiz, Axel Lehmann, schlug in die gleiche Kerbe und widersprach den Rufen nach neuer Regulierung auf dem Hypothekarmarkt. Zwar haben die Schweizer Privathaushalte durch Hypotheken bedingt eine der höchsten Verschuldungsquoten weltweit. Aber die Schweizer Banken seien hier mehrheitlich risikoarm unterwegs und hätten genügend Sicherheitssysteme in diesem Geschäft.

Worauf die Branche vor allem achten muss, ist gemäss Lehmann die Digitalisierung. Mehr UBS-Kunden würden mittlerweile das Mobile Banking via Smartphone nutzen als das E-Banking via PC. Innovation auch durch Kooperation mit Jungunternehmen der Finanztechnologie (Fintech) sei unerlässlich. Mehr als 3 Mrd. Fr. investiere UBS jährlich in diesen Bereich. Denn die Konkurrenz durch die grossen Tech-Konzerne schläft nicht. «73% der Millennials trauen beim Banking Facebook (FB 175.4777 1.06%) und Amazon (AMZN 1918.8168 0.73%) mehr als einer Bank», sagte Lehmann.

Kundenvertrauen erhalten

Zwar beschäftigen sich die Banken schon seit einiger Zeit mit der Digitalisierung. «Die Geschäftsmodelle sind im Kern aber kaum verändert», sagte Alois Vinzens, Chef der Graubündner Kantonalbank (GKB). Die Branche müsse sich fragen, wo die eigentliche Innovation ihres Geschäfts liege. Denn «die Digitalisierung ist ein Segen für uns».

Die Banken in der Schweiz seien profitabel, könnten auf die Herausforderung reagieren und hätten das Vertrauen der Kunden. Dies gilt es laut Vinzens auch in der digitalen Zukunft zu bewahren.

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