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18:20 Uhr - 16.10.2017

Bohli nimmt Credit Suisse ins Visier

Der Aktivist Rudolf Bohli hat sich für rund 100 Mio. Fr. bei der Schweizer Grossbank eingekauft und will angeblich die Aufspaltung fordern.

Der aktivistische Aktionär Rudolf Bohli hat die Credit Suisse (CSGN 15.46 0.06%) im Visier. Dies hat «Finanz und Wirtschaft» am Montag von zwei unabhängigen Quellen erfahren.

Credit Suisse äussert sich nicht direkt zu Bohli und teilt lediglich allgemein mit, dass sie die Meinungen aller Aktionäre willkommen heisse, sich jedoch auf die Umsetzung ihres Dreijahresplan fokussiere. Von diesem glaube sie, dass er für alle Investoren Wert schaffen werde. Bohli war nicht unmittelbar für eine Stellungnahme erreichbar.

Der Aktivist Rudolf Bohli will gemäss Quellen von «Finanz und Wirtschaft» auf der Robin Hood Konferenz von J.P. Morgan am Freitag nach Börsenschluss in New York über seine Pläne informieren.

Mehr als 5 Mio. CS-Aktien

Bohli hat über seinen Hedge Fund RBR Capital mehr als 5 Mio. CS-Aktien erworben, eine Investition von rund 100 Mio. Fr., sagen übereinstimmend beide Quellen. Dies entspricht zwar einer Beteiligung von lediglich 0,2%. Doch Bohli ist bekannt für seine unerschrockene Art: Er hat diese bereits bei Gategroup (Gategroup 0 0%) unter Beweis gestellt, die er in die Arme der chinesischen HNA trieb. Laut trat er auch beim Asset Manager GAM (GAM 15.5 0.32%) auf, verschwand dann aber unvermittelt wieder durch die Hintertüre. Bohli ist unberechenbar.

Bei Credit Suisse will der Aktivist diesmal nicht alleine vorgehen – zu gross sei das Target, sagt eine mit seinen Absichten vertraute Quelle. Angeblich hat Bohli bereits die Fühler zu mehr als hundert weiteren Investoren ausgestreckt, die er von seinem Plan überzeugen und als Mitinvestoren gewinnen will.

Investmentbank abspecken

Dem Aktivist ist die Investmentbank der Credit Suisse ein Dorn im Auge. Er ist angeblich der Meinung, diese müsse vom Rest der Bank abgespalten werden und separat an die Börse gebracht werden – am besten in New York.

Dem CS-Management hat Bohli seine Argumente bereits dargelegt, ist naturgemäss jedoch auf wenig Verständnis gestossen: In der Credit Suisse herrscht die Meinung, dass zwischen dem Wealth Management und der Investmentbank grosse Synergien bestehen, insbesondere bei der Betreuung der Superreichen. Diese fragen strukturierte Produkte nach und nutzen auch die Beratungsangebote der Grossbank im Bereich Übernahmen und Fusionen. Eine Auslagerung dieser Fähigkeiten würde die Gefahr bringen, diese attraktive Kundschaft an die Konkurrenz zu verlieren, lautet dort die Argumentation.

Fraglich ist zudem, ob die Investmentbank sich als separate Einheit überhaupt zu genügend attraktiven Kosten refinanzieren liesse. Solche Szenarien habe die Bank bereits früher durchgerechnet, und das Thema Abspaltung dann jeweils wieder verworfen. Dieser abwehrenden Haltung will Bohli angeblich entgegenhalten, dass die Investmentbank auch innerhalb des Konzerns kapitaleffizient sein müsse – eine Anforderung, die nicht erfüllt werde, was Veränderungen unabdingbar mache.

In Teilen scheint Bohli jedoch kompromissbereit zu sein: In Asien könnte gemäss der Quelle die Kombination von Investmentbanking und Wealth Management unter einem Dach weiterlaufen. Die Einheiten der Investmentbank in New York und London gehörten seiner Vorstellung nach jedoch abgespalten. Besonders das Handelsgeschäft der Division Capital Markets sei dem Aktivisten ein Dorn im Auge: Es bindet sehr viel Kapital, bringe jedoch kaum Synergien.

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