Zurück zur Übersicht
16:00 Uhr - 20.11.2017

S+B bietet für Asco Industries

Der Hersteller von Speziallangstahl Schmolz + Bickenbach hat ein Angebot für Vermögensteile des französischen Konkurrenten Asco Industries vorgelegt.

Schmolz + Bickenbach (STLN 0.81 1.25%) will den französischen Konkurrenten Asco Industries übernehmen. Der Speziallangstahlhersteller hat am Montagnachmittag bestätigt, ein Angebot für den Kauf der Vermögenswerte von Asco Industries unterbreitet zu haben. In französischen Medien wurde am Wochenende S+B als Interessent für Asco genannt. Gemäss den Berichten sind weitere Interessenten Liberty Steel und Sidenor.

Asco Industries steht kurz davor, einen Insolvenzantrag zu stellen. Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, wird der Insolvenzverwalter sämtliche Angebote prüfen. Es wird sich daher einige Monate hinziehen, bis feststeht, zu welchen Konditionen S+B sich die Gruppe oder Teile davon einverleiben kann oder ob sie womöglich gar nicht zum Zug kommt.

Bessere Auslastung der Werke im Visier

S+B teilt mit, der Plan entspreche der Strategie, eine aktive Rolle in der Konsolidierung der Speziallangstahlindustrie in Europa zu spielen. Mit rund 1500 Mitarbeitern erzielte Asco Industries 2016 einen Umsatz von rund 500 Mio. €. Schmolz + Bickenbach setzte im selben Zeitraum 2,3 Mrd. € um. Nach einer Übernahme würde eines der führenden europäischen Unternehmen im Bereich der hochwertigen Speziallangstähle entstehen, schreibt S+B.

Strategische Grundlage des Angebots sei die gute Ergänzung von Produktionsstätten der beiden Unternehmen in Frankreich. Dies würde zu einer effizienteren Produktion dank optimierter Auslastung aller Anlagen führen. Wie S+B mit übernommenen Vermögenswerten genau verfahren würde, wollte ein Sprecher von S+B auf Anfrage der FuW nicht kommentieren.

Wird Standort Deutschland profitieren?

S+B betreibt insgesamt neun Stahlwerke, darunter auch in Frankreich mit Ugitech. Die übrigen Werke verteilen sich auf Deutschland, die USA, Kanada und die Schweiz. Ein Blick auf die Auslastung und die Regionen lohnt sich in dieser Frage: Swiss Steel und Ugitech sind derzeit ausgelastet. Schlechter sieht das in Deutschland in der DEW (Deutsche Edelstahlwerke) aus, wo Restrukturierungen laufen und die Auslastung nicht befriedigend ist. Das lässt erwarten, dass S+B versuchen würde, die Vermögenswerte von Asco Industries zugunsten der DEW zu verwerten. Asco bedient Industrien wie Automobil, Kugellager sowie Öl und Gas, was attraktive Abnehmergruppen sind, wovon S+B profitieren könnte. Es liegt auf der Hand, dass S+B es auf die Kunden und die Produkte, nicht auf die Werke abgesehen hat.

S+B gibt zu bedenken, dass der Abschluss einer allfälligen Transaktion verschiedenen Bedingungen unterliege, weshalb das Angebot nicht bedeute, dass die Transaktion zustande kommen werde.

Finanzen kaum betroffen

Die finanzielle Situation von S+B ist auskömmlich, aber nicht luxuriös. Im dritten Quartal hatte sich das Verhältnis von Nettoverschuldung zu bereinigtem Ebitda der letzten zwölf Monate gerade erst auf den Faktor 2,1 verbessert. Das Management erklärte Anfang November, der Faktor solle auch in Zukunft in der Region von 2 liegen.

Eine Übernahme von Asco oder Teilen davon dürfte angesichts eines Insolvenzverfahrens wenig kosten und die finanzielle Situation kaum tangieren.

Aktien reagieren nicht

Da S+B die Mitteilung während der Börsenöffnungszeiten publiziert hatte, waren die Aktien an der SIX vom Handel ausgesetzt worden. Nach Wiederaufnahme notierten sie jedoch unverändert 0.80 Fr. Für eine Einschätzung der neuen Pläne von S+B ist es noch zu früh. Zuerst muss klar sein, was am Ende tatsächlich übernommen wird und zu welchen Konditionen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.