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12:48 Uhr - 18.12.2015

Darth Vader: Mächtig geschäftig

Der Star-Wars-Bösewicht brachte seinem Schöpfer Milliarden ein, darauf setzt auch Disney. Doch die realen Summen verblassen gegenüber dem fiktiven Kapital, dass in der Saga verbrannt wird.

Der siebte Kinofilm der «Star Wars»-Reihe ist angelaufen. Die Saga, die bisher vom Jedi-Ritter Anakin Skywalker handelt, der zum bösen Sith-Lord Darth Vader mutiert, ist die grösste Cashcow, die je auf Hollywoods Weiden gegrast hat. Als George Lucas vor vierzig Jahren den Bösewicht mit der Ganzkörperrüstung zum Leben erweckte, hatte er zugleich das Gespür für den modernen Marketingkreislauf. Er verzichtete auf eine halbe Million Dollar an seiner Regiegage und sicherte sich im Gegenzug die Lizenzrechte an seinem Werk. Ob Lucas bewusst war, dass seine Sternensaga zur erfolgreichsten Vermarktungsgeschichte der Galaxie werden sollte? Tatsache ist: Der Kinoerlös der bisherigen sechs «Star Wars»-Filme von rund 4,5 Mrd. $ wird von den rund 20 Mrd. $ an Lizenz- und Marketingeinnahmen in den Schatten gestellt.

Es gibt heute praktisch kaum ein Produkt, auf dem uns Darth Vader und Kollegen nicht entgegenblicken. Actionfiguren, Comicbücher und Romane, Kleidung, Brett- und Computerspiele, Sammelkarten, Butterbrotboxen. Die Reihe liesse sich endlos fortsetzen. Mel Brooks’ «Star Wars»-Parodie («Spaceballs», 1987) wies denn auch darauf hin, dass einzig noch der «Star Wars»-Flammenwerfer im Merchandise-Ensemble fehle. Und auch wenn die Saga nach den kritisch aufgenommenen Episodenfilmen (1999 bis 2015) im Koma lag, die Marketingmaschine hörte nie wirklich auf zu schnurren. Da erscheinen die rund 4 Mrd. $, die Disney im Jahr 2012 für George Lucas’ Unternehmen Lucasfilm und die heiss begehrten Lizenzrechte hingelegt hat, fast günstig. Schliesslich ist der Konzern willens, die Kuh von neuem zu melken. Der aktuelle Film «Star Wars – Das Erwachen der Macht» wird wohl alle Rekorde brechen. Goldman Sachs (GS 182.61 -1.93%) schätzt die Gesamteinnahmen auf 8 Mrd. $ (2 Mrd. $ an den Kinokassen, 6 Mrd. $ durch Merchandise).

Doch die realen Zahlen verblassen angesichts des fiktiven Kapitals, das in den bisherigen Filmen aufgeworfen und vernichtet wurde. Die ursprüngliche «Star Wars»-Trilogie ist nämlich nicht nur das Märchen von einem Bauersjungen (Anakins Sohn Luke), der ein Imperium zu Fall bringt. Es kann auch als die Geschichte eines geschäftstüchtigen Vaters gelesen werden, der vergeblich versucht, seinen rebellischen Sohn ins Familienunternehmen einzubinden. Die Karriere des ehemaligen Jedi-Ritters Anakin Skywalker hob ab, als er den Posten des CEO bei der Konkurrenz im Geschäft mit der Macht annahm. Als Darth Vader konsolidierte er unter Verwaltungsratspräsident Sheev Palpatine (Darth Sidious oder Der Imperator) zunächst das Business und überwachte dann die Konstruktion zweier sogenannter Todessterne. Zach Feinstein, Professor an der Universität Washington und offensichtlicher «Star Wars»-Fanboy, schätzt in einer Studie die Kosten für eine dieser Superstrukturen (Durchmesser 900 km) auf 193 Trillionen Dollar (Eins mit achtzehn Nullen). Als am Ende der alten Trilogie der letzte Todesstern zerstört wird und das Imperium zerfällt, muss dies, so Feinstein, zu einer galaxieweiten Finanz- und Wirtschaftskrise geführt haben – allein weil imperiale Staatsanleihen im Wert von 515,5 Trillionen Dollar nicht mehr bedient wurden. Dagegen verblasst selbst die Merchandisemaschine von Disney.

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