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16:11 Uhr - 21.02.2017

«Credit Suisse sollte das IPO überdenken»

Einer der grössten Aktionäre der Credit Suisse, David Herro von Harris Associates, rät im Interview vom Teil-Börsengang der Schweizer Tochter ab und äussert sich zum Kapitalbedarf der Grossbank.

Herr Herro, Credit Suisse ist eine Kernposition in Ihrem Portfolio. Wie kommt der Turnaround der Grossbank aus Ihrer Sicht voran?
Credit Suisse hat darunter gelitten, dass der Cashflow aus dem Investment Banking sehr volatil war und das Gewinnpotenzial im Private Banking zu wenig ausgeschöpft worden war. CEO Tidjane Thiam hat die richtigen Massnahmen getroffen, um das zu ändern und das Kapital dort einzusetzen, wo es am meisten Ertrag erwirtschaftet.

Für 2016 hat allerdings erneut ein Verlust in Milliardenhöhe resultiert.
Einen Tanker wie Credit Suisse in die Gegenrichtung zu drehen, braucht Zeit, besonders wenn die See so stürmisch ist wie in den letzten Jahren. Erstens musste Thiam das Investment Banking neu positionieren, womit er inzwischen fast fertig ist. Zweitens arbeitet er daran, die Wachstumsbereiche auszubauen, namentlich das Private Banking und das Geschäft in Asien. Drittens reduziert er Altlasten, wovon jetzt noch rund 30 bis 40 Mrd. $ übrig sind. Hinzu kommen regulatorische Auflagen zum Eigenkapital oder zuletzt die Busse für frühere US-Hypothekengeschäfte. In allen Punkten macht CS grosse Fortschritte. Das werden wir bald in Resultaten sehen, die nicht mehr durch Sondereffekte verzerrt sind.

Nach besseren Zahlen zum Eigenkapital als erwartet ist der Börsengang – das IPO – des Schweizer Geschäfts nur noch eine «Option». Was halten Sie davon?
Aus heutiger Sicht meine ich, dass Credit Suisse das IPO überdenken sollte. Der Verwaltungsrat muss sich fragen, wie man auf mittlere bis lange Sicht am meisten Wert schaffen kann. Ist es sinnvoll, kurzfristig über etwas mehr Kapital zu verfügen und dafür die Kontrolle über ein attraktives Geschäft zu einem gewissen Grad abzugeben, indem man einen Teil zu einem tiefen Preis verkauft? Oder ist es besser, das Schweizer Geschäft zu behalten, zumal die grössten Probleme in Sachen Eigenkapital wohl hinter uns sind?

Wie attraktiv ist die Schweizer Einheit?
Mit einer Rendite von rund 14% auf dem eingesetzten Kapital ist das ein sehr solides Geschäft. Es wird gut geführt und hat ein hervorragendes Renommee.

Das heisst im Klartext, Sie würden sich gegen den Börsengang aussprechen?
Ich kenne nicht alle Informationen, die dem Verwaltungsrat vorliegen. Die Argumente für das IPO sind heute aber weniger überzeugend als im Herbst 2015, als der Plan ausgearbeitet worden ist. Damals erschien das als clevere Idee. Kaum jemand bestreitet jedoch, dass sich die Situation geändert hat. Ich hoffe, dass der Verwaltungsrat diese Fakten berücksichtigt, und bin mir sicher, dass er den richtigen Entscheid treffen wird.

Wäre eine Kapitalerhöhung die bessere Lösung?
Der Kurs hat sich seit dem Tief vom letzten Sommer erholt. Die Aktien handeln aber lediglich zu 70 bis 75% des Buchwerts und bleiben damit aus meiner Sicht extrem unterbewertet. Es wäre deshalb ein grosser Fehler, auf diesem Niveau neue Aktien zu begeben, ohne dass es unbedingt nötig ist. Derzeit ist das sicher nicht der Fall. Dass wir weiterhin vom Potenzial der Titel überzeugt sind, macht unsere Beteiligung von gesamthaft rund 7,5% deutlich.

Wie interpretieren Sie vor diesem Hintergrund, dass der Staatsfonds von Katar als grösster Investor aus dem Verwaltungsrat der CS austritt?
Ich kenne die Investoren aus Katar kaum. Ausser, dass sie in der Regel sehr langfristig orientiert sind, kann ich daher wenig dazu sagen. Offensichtlich müssen sie aber kaum mehr Bedenken zu ihrem Investment haben, denn einen Sitz im Verwaltungsrat gibt man nicht einfach so preis.

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