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09:25 Uhr - 23.12.2015

Schwache Zeichen einer Stabilisierung von Chinas Wirtschaft

Einzelne Frühindikatoren weisen darauf hin, dass Stützungsmassnahmen zu greifen beginnen.

Es gibt Frühindikatoren jenseits des Einkaufsmanagerindex. Die Zahl der konjunkturrelevanten Aufrufe der täglich über 6 Mrd. Mal besuchten Online-Suchmaschine Baidu etwa ist im Dezember gegenüber dem Vormonat deutlich gestiegen.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt auch die vom Londoner Datendienstleister World Economics unter kleinen und mittelgrossen Unternehmen durchgeführte Erhebung an. Der sogenannte Sales Managers’ Index, der die wirtschaftliche Aktivität in den privaten Sektoren der chinesischen Wirtschaft zeigen soll, ist im Dezember bereits zum dritten Mal stabil geblieben. Für World Economics deutet das darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft langsam auf einem gleichbleibenden Niveau wächst und eben nicht mehr zurückgeht.

Andere Indikatoren weisen allerdings auf eine weitere deutliche Abkühlung der Konjunktur hin, so etwa das China Beige Book, eine Sammlung ökonomischer Daten über China eines US-Anbieters.

Zäher gewordener Informationsfluss

Die rechtzeitige Erkennung konjunktureller Trends ist in China in jüngster Zeit schwieriger geworden, sind doch gleich drei von unabhängigen lokalen Akteuren erhobene Einkaufsmanagerindizes in den vergangenen Monaten eingestellt worden. Investoren sind noch stärker als zuvor auf die offiziellen Daten angewiesen.

Investoren können sich auch weniger auf die Medien verlassen. Lange haben die lokalen Medien recht frei über wirtschaftliche Themen – im Kontrast zur Politik – berichten können. Das hat sich nach dem Crash der Festlandbörsen von Mitte Jahr aber geändert. Anleger und Ökonomen befürchten nun, dass sich wegen des zäher gewordenen Informationsflusses das Investitionsklima anders als von der Regierung erhofft weiter verschlechtern könnte.

Regierung greift zu immer neuen Instrumenten

Die chinesische Regierung hatte Anfang Woche im Anschluss an eine Wirtschaftskonferenz klar zu verstehen gegeben, dass sie am Wachstumsziel für 2015 und 2016 von «rund 7%» festhält. Gleichzeitig wurde eine ganze Reihe von weiteren fiskalischen und administrativen Stützungsmassnahmen angekündigt. So soll etwa das Haushaltsdefizit infolge höherer staatlicher Ausgaben wie auch Steuersenkungen über das ursprünglich angepeilte Ziel von 3% steigen. Die Steuersenkungen sollen vor allem kleineren und mittelgrossen Unternehmen zukommen.

Der Schritt folgt einer Ankündigung der Notenbank von Mitte Dezember, dass sie den Wechselkurs nicht mehr einseitig auf den Dollar, sondern neu auf einen handelsgewichteten Währungskorb ausrichten wird. Von den Märkten wurde das klar als Zeichen verstanden, dass der Yuan zur Stützung der Exportwirtschaft gegenüber dem Dollar in den kommenden Monaten weiter abgewertet wird. All das hat diese Woche den chinesischen Börsen deutlich Auftrieb gegeben. Derweil geht Tao Wang, die Chinaökonomin der UBS (UBSG 19.17 1%), davon aus, dass die Regierung kommenden März ihr Wachstumsziel für 2016 auf bis zu 6,5% senken wird.

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