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14:49 Uhr - 19.12.2014

Saint-Gobain: «Wir werden Mehrwert für die Aktionäre schaffen»

Pierre-André de Chalendar, Chairman und CEO des französischen Baustoffkonzerns Saint-Gobain, äussert sich im Interview mit FuW zur Übernahme der Kontrolle über Sika.

Der Verkauf des Aktienpakets der Familie Burkard, und damit der Stimmenmehrheit an Sika (SIK 2900 -3.01%), an Saint-Gobain (SGO 34.89 -0.73%) hat etlichen Staub aufgewirbelt. Im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» erklärt Pierre-André de Chalendar, Chairman und CEO von Saint-Gobain, die dahinter liegende Strategie seiner Gesellschaft. Er betont, dass Sika auch in Zukunft ein selbständiges Unternehmen bleiben werde.

Zur PersonPierre-André de Chalendar ist Absolvent der Essec Business School sowie der Ecole Nationale d’Administration. Zunächst war der 56-Jährige in der Verwaltung tätig, als Finanzinspektor sowie im Industrieministerium. Er stiess 1989 zu Saint-Gobain. Er nahm innerhalb des Konzerns verschiedene Führungsfunktionen wahr und wurde im Juni 2007 zum CEO und 2010 gleichzeitig zum VR-Präsidenten gewählt. Er sitzt überdies in den Verwaltungsräten von Veolia sowie der BNP Paribas.Herr de Chalendar, welche strategischen Überlegungen stecken hinter der Übernahme der Stimmenmehrheit von Sika durch Saint-Gobain?
Sika ist ein sehr gutes Unternehmen und passt hervorragend zu Saint-Gobain. Die Mitarbeitenden haben diese Gesellschaft zu einer Perle entwickelt. Ich kenne das Unternehmen seit langer Zeit, wir haben vielfältige Beziehungen auf geschäftlicher wie auch auf technischer Ebene. Produkte und Lösungen von Sika ergänzen diverse Produkte von Saint-Gobain bestens. Sika war schon seit längerem eine Art Traum von uns. Wir versuchten schon früher Kontakt zu Sika aufzunehmen, aber die Familie Burkard wollte jeweils nichts von einem Verkauf wissen. Vor rund zwei Monaten dann wurde ich von der Familie kontaktiert, ob wir am Kauf interessiert wären. Ich war sehr glücklich über diese Anfrage, und wir konnten den Prozess starten. Offenbar erachtetet die Familie Saint-Gobain als den idealen Partner für Sika.

Warum haben Sie keine Kaufofferte an die übrigen Aktionäre gemacht?
Es bestand und besteht in diesem Fall kein Zwang, allen Aktionären ein Angebot zu unterbreiten. Für uns reicht die Übernahme der Kontrolle, so können wir die Synergien nutzen. Davon werden alle Aktionäre profitieren, die von Saint-Gobain wie auch die von Sika. Es trifft zu, dass wir mit einer kapitalmässigen Minderheit nicht voll von den Synergien profitieren können. Dafür haben auch die Sika-Aktionäre etwas davon.

Im Moment sind sie aber alles andere als glücklich damit.
Ja, das trifft zu. Aber das geht vor allem auf die Stellungnahme der unabhängigen Verwaltungsräte sowie des Managements zurück, die damit gedroht haben, das Unternehmen zu verlassen.

Sie haben für das Paket eine sehr hohe Prämie von 80% bezahlt.
Ja, es ist eine hohe Prämie, aber wir müssen für die Kontrolle etwas bezahlen. Diese Prämie rechtfertigt sich durch die Synergien, die dank der Übernahme entstehen werden. Wir werden langfristig Mehrwert für die Aktionäre schaffen.

Sie haben von den Synergien zwischen Sika und Saint-Gobain gesprochen. Das Management von Sika ist da eher skeptisch. Wo sehen Sie diese Synergien in erster Linie?
Das Sika-Management ist schon nicht mehr so kritisch wie zu Beginn. Es geht vor allem um den Wachstumsprozess. Beide Unternehmen sind in vielen Ländern tätig. Es gibt allerdings wenige Überschneidungen. Wir können so die Produkte von Sika in die Regionen von Saint-Gobain bringen und umgekehrt. Wenn man in einen neuen Markt gehen will, ist der Markteintritt am schwierigsten. Über das bestehende Netz von Sika ist das wesentlich einfacher für uns, und umgekehrt natürlich auch. So ist Saint-Gobain beispielsweise sehr stark in Südamerika, Sika dagegen in Zentralamerika. Und Sika ist in Asien wesentlich stärker als Saint-Gobain. Darauf wollen wir bauen.

Sika hat vorgeschlagen, das Mörtelgeschäft von Saint-Gobain zu Sika zu transferieren, das ergäbe Synergien. Ist das für Sie ein Thema?
Nein, wir werden das nicht tun, es ist auch nicht nötig, um die Synergien zu nutzen. Weber, unser Mörtelgeschäft, ist ein Vorzeigeunternehmen, das wir weiterentwickelt haben und das auch dank unserer Mithilfe in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Natürlich freuen wir uns über diese Entwicklung.

Wird Sika unter der Kontrolle von Saint-Gobain ein selbständiges Unternehmen bleiben?
Ja, wir bauen auf die Stärke von Sika, auf ihre Produkte, ihre Technologien und vor allem auch auf die starke Marke. Das ist die Art, wie wir derartige Beteiligungen führen. Wir streben keine volle Integration an. Wir haben das in vielen andere Fällen stets so gemacht. Saint-Gobain ist ein dezentral geführtes Unternehmen, das Beteiligungen den nötigen Spielraum lässt.

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