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09:00 Uhr - 28.10.2019

«Wir müssen Exportschlager produzieren»

Martin Kesselring übernimmt das Geschäft mit Börsengängen im Heimmarkt. Für nächstes Jahr stehen die Chancen auf bis zu fünf IPO wieder gut.

UBS (UBSG 11.745 1.08%) hat einen neuen Chef ihrer Investmentbank in der Schweiz ernannt. Martin Kesselring leitet ab 1. November das Geschäft mit Börsengängen, Übernahmen, Fusionen, Wertpapieremissionen und -handel im Heimmarkt. Er tritt die Nachfolge von Christine Novakovic an, die bereits im August zur neuen Leiterin der Vermögensverwaltung in Europa, dem Nahen Osten und Afrika ernannt wurde.

Kesselring ist bei UBS seit 2015 Chef der Abteilung für Börsengänge, Übernahmen und Fusionen in der heimischen Investmentbank, wo er bereits zwischen 2004 und 2007 eine leitende Position einnahm. Dazwischen war der 54-Jährige Chef der Schweizer Niederlassung der US-Investmentbank Morgan Stanley (MS 46.37 1.33%). Seine Karriere in der Branche begann er 1994 bei JPMorgan in London. Der Schweizer studierte Wirtschaft an der Universität St. Gallen und hält einen Master in Business Administration von der Universität Chicago.

Platzhirsche im Investment Banking

Kesselrings Ziel in seiner neuen Position: «Wir wollen unsere Führungsrolle weiter bestätigen und ausbauen», sagt er im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». In der Schweiz sind UBS und Credit Suisse (CSGN 12.53 0.6%) (CS) die Platzhirsche im Investment Banking. UBS und Kesselring waren zuletzt am Börsengang von SoftwareOne, Stadler Rail (SRAIL 47.1 -1.83%) und Alcon (ALC 58.16 0.71%) beteiligt. Die Bank hatte in der Vergangenheit Anteil an neun der zehn grössten Schweizer IPO.

In diesem Jahr scheint sich mit SoftwareOne die Pipeline für heimische Börsengänge erst einmal geleert zu haben. Zuletzt hat Selecta ihre Pläne ad acta gelegt, wie «Finanz und Wirtschaft» erfahren hat. «Das Interesse an qualitativ guten Unternehmen mit robustem Wachstum und der Fähigkeit, laufend Überschusskapital zu generieren, ist bei institutionellen und privaten Investoren vorhanden», sagt Kesselring. Für nächstes Jahr hält er vier bis fünf Börsengänge hierzulande wieder für möglich.

Hohe Marktanteile

Laufen die US-Investmentbanken global den Schweizern meist den Rang ab, ist es im Heimmarkt umgekehrt. Gemäss Angaben von UBS ist die Bank von 2018 bis heute mit einem Marktanteil über 20% führend bei Schweizer Börsengängen und Wertpapieremissionen. Von 2013 bis 2018 hatte CS gemäss dem Datendienstleister Dealogic einen Marktanteil (Share of Wallet) von 12,6% im Schweizer Investment Banking, UBS von 9%. Dahinter folgen die US-Riesen Goldman Sachs (GS 214.23 1.51%) (8,8%), Citi (5,9%), JPMorgan (5,3%), Bank of America (BAC 31.72 1.15%) (5,1%) und Morgan Stanley (4,7%).

Anders als die Investmentbank in der Schweiz, die bisher ein erfolgreiches Jahr hatte, lässt das Geschäft der gesamten global agierende Division Investmentbank bei UBS zuletzt allerdings zu wünschen übrig. Im dritten Quartal machte sie nur halb so viel Vorsteuergewinn wie die ertragsmässig nur ein Viertel so grosse Division Retail- und Firmenkunden. UBS-CEO Sergio Ermotti betonte an der Präsentation der Quartalszahlen, dass er keinesfalls zufrieden damit sei.

Kein Abbau in der Schweiz

So hat der Bankchef vergangene Woche eine bereits länger vorbereitete Restrukturierung der IB angekündigt. Der Umbau kostet im laufenden Quartal 100 Mio. $ und soll danach jährlich 90 Mio. $ Kosten einsparen. Bereits Anfang August berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg von Plänen der Co-Leiter der UBS-Investmentbank Piero Novelli und Rob Karofsky, ihren Geschäftsbereich näher mit der Vermögensverwaltung zu verzahnen und die Ertragsvolatilität zu verringern. Das könnte den Abbau «Hunderter von Jobs» bedeuten, schrieb Bloomberg. Das Schweizer Geschäft unter der Leitung von Martin Kesselring, das Herzstück der UBS-Investmentbank, soll davon allerdings nicht betroffen sein.

Zu schaffen machen den grossen globalen Investmentbanken zurzeit der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie konjunkturelle Warnsignale. Vor allem Anleger halten sich mit Investitionsentscheiden zurück, was in erster Linie die Handelsabteilungen der Investmentbanken zu spüren bekommen. Die Branche tut sich hier aber schon seit Jahren schwer.

Die komplette Historie zu UBS finden Sie hier. »

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