Etienne Jornod, der erst Mitte Mai die Führung von Vifor abgetreten hat, übernimmt mit OM Pharma ein Spin-off derselben.
Die Biotech-Einheit von Vifor Pharma (VIFN 140.05 2.86%), OM Pharma, erhält mit Etienne Jornod ihren früheren Executive Chairman zurück. Er wurde Mitte Mai bei Vifor durch Stefan Schulze als CEO und Jacques Theurillat als Verwaltungsratspräsident ersetzt.
Vifor hatte im Frühling auch bekanntgegeben, man wolle OM Pharma verkaufen. Sie wechselt nun für 435 Mio. Fr. sowie eine Beteiligung an möglichen Wertsteigerungen über die nächsten sieben Jahre die Hand. Der Verkaufspreis könnte so noch auf über 500 Mio. Fr. steigen. Er entspräche dann mehr als 3,2-mal dem Umsatz, wenn Jornods Schätzung des Verkaufserlöses über 157 Mio. Fr. für dieses Jahr eintrifft.
Das Bieterverfahren sei von der Bank Rothschild initiiert, geleitet und überwacht worden, teilt Vifor-Sprecherin Nathalie Ponnier auf Anfrage mit. «Das vom jetzigen Käufer unterbreitete Angebot war das attraktivste.» Das Geld aus dem Verkauf will die Spezialistin für Eisenpräparate für ihre Strategie einsetzen, im Bereich der Nephrologie die Führungsrolle weiter auszubauen. Das Geschäft mit Patienten mit Nierenleiden ist hauptsächlich in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Fresenius (FRE 39.44 -1.65%) Medical Care (FME 72.46 -0.3%) eingebracht.
In Schweizer Hand
CEO Schulze hatte im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» gesagt, der letzte Zukauf liege schon mehr als zwei Jahre zurück, und er monierte, es sei in letzter Zeit nicht genug in den Ausbau des Produktportfolios investiert worden. Er zieht die Einlizenzierung einzelner Wirkstoffe grösseren Firmenübernahmen vor.
Für seine Übernahme von OM Pharma hat Etienne Jornod eigens die Optimus Holding gegründet und Partner ins Boot geholt, die sich daran beteiligen. Namentlich genannt wird Nezih Barut, der über das Familienunternehmen Abdi Ibrahim 28,5% hält. Die türkische Gesellschaft vertreibt Vifor-Produkte. Jornod nennt Barut den «ersten und besten Partner Vifors seit mehr als dreissig Jahren».
Die weiteren Beteiligten seien Unternehmer, mehr als 70% des Kapitals befänden sich in Schweizer Hand. Alle hätten sich für mindestens sieben Jahre verpflichtet. Der Gewinn soll ebenso lang im Unternehmen bleiben. Die Partner stünden zu 100% hinter ihm, sagt Jornod im Gespräch mit FuW. «Ich musste das Geld nicht suchen, es ist von allein gekommen».
Gefriergetrocknete Bakterien
Jornod will in den nächsten Jahren 250 Mio. Fr. in die Produktentwicklung stecken. OM ist auf den Gebieten Infektions- und Gefässkrankheiten aktiv. Sie ist führend bei Produkten zur Prävention wiederkehrender Entzündungen, vor allem der Atemwege und des Harntrakts. OM setzt gefriergetrocknete Bakterien zur Anregung des Immunsystems ein. Die Medikamente werden biotechnologisch in Meyrin bei Genf hergestellt, wo das Unternehmen seinen Sitz hat.
In vier bis sieben Jahren könnte Jornod in einem Börsengang etwa 30% der Aktien platzieren. Erreicht OM die eigenen Ziele, wäre der Erlös mehr als genug, um die 500 Mio. Fr. für Vifor rund zu machen und die Unternehmer zu belohnen.
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