Die Angst vor einem Austritt Italiens aus dem Euro hält die Märkte im Griff. Das sind die fünf wichtigsten Indikatoren, auf die Anleger jetzt achten müssen.
Mit der chaotischen Regierungsbildung der italienischen Populisten ist die Eurokrise neu aufgeflammt. Die Finanzmärkte sind verunsichert und die Nervosität in Brüssel und anderen europäischen Hauptstädten ist gestiegen. Das US-Schatzamt liess gestern verlauten, dass Italien das Hauptthema am kommenden Finanzministertreffen der G7 sein werde.
Mit der Nominierung des ehemaligen IWF-Ökonomen Carlo Cottarelli als Interims-Ministerpräsident will Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella den Weg für Neuwahlen ebnen. Diese dürften von den Populisten zu einem Referendum zum Euro stilisiert werden. Und das ist es, wovor sich die Finanzmärkte und die EU-Politiker fürchten.
Wie die Investoren die Lage einschätzen, zeigt sich am besten in den Kursen und Renditen italienischer Staatsanleihen. Sie würden im Fall eines Euroaustritts wohl zum Teil nicht mehr bedient.
Krisenbarometer Nr. 1: Bondrenditen
Um das Italienrisiko isoliert zu betrachten und nicht einen allgemeinen Zinsanstieg in der Eurozone fälschlicherweise als Krisenangst zu interpretieren, sollte man jedoch nicht bloss die Anleihenrenditen beobachten, sondern die Differenz zu sicheren Eurostaatsanleihen, zum Beispiel jenen von Deutschland. Sie beziffert das Risiko eines Zahlungsausfalls und wird in der Regel in Basispunkten (Bp) angegeben (1 Prozentpunkt = 100 Basispunkte).
Bei den zehnjährigen Staatsanleihen ist diese Renditedifferenz, auch Zinsaufschlag oder Spread genannt, in den vergangenen Wochen von unter 120 auf 300 Bp gestiegen. Am Mittwoch hat sich die Lage etwas beruhigt und der Spread ist auf 280 Bp gefallen. Gemäss der Nachrichtenagentur ANSA sieht Italiens designierter Chef einer Technokratenregierung, Carlo Cottarelli, nun doch noch Chancen für eine von Politikern geführte ordentliche Koalitionsregierung.
Krisenbarometer Nr. 2: Der Euro
Ein möglicher Austritt Italiens aus der Eurozone verunsichert auch die Devisenmärkte. Der Eurokurs reagiert deshalb ebenso empfindlich wie die Spreads auf Gerüchte und Nachrichten im Zusammenhang mit der italienischen Regierungskrise.
Das mit Abstand am meisten gehandelte Währungspaar ist zwar das Euro-Dollar-Paar, als Krisenbarometer eignet sich aber der Euro-Franken-Kurs besser. Denn der Euro-Dollar-Kurs hängt auch sehr stark von der Entwicklung in den USA ab, während die Schweizer Volkswirtschaft zu klein ist, um den Euro-Franken-Kurs massgeblich zu bewegen. Der Franken ist der sichere Hafen auf dem europäischen Devisenmarkt und zeigt wie keine andere Währung die Stimmung gegenüber der Eurozone.
Seit es wegen Italien im Gebälk der Eurozone wieder knarzt, hat sich der Franken deutlich aufgewertet. Der Euro-Franken-Kurs ist von 1.20 unter 1.15 Fr. gefallen. Am Dienstagabend kostete ein Euro phasenweise gar weniger als 1.14 Fr.
Krisenbarometer Nr. 3: Italienische Aktien
Wenn es in Italien bebt, dann liegt es auf der Hand, dass auch die lokalen Aktienmärkte zittern. Die Unsicherheit über den Verbleib in der Währungsunion ist Gift für die italienischen Unternehmen, vor allem für die Banken.
Der Aktienindex FTSE MiB befindet sich seit drei Wochen im freien Fall und hat insgesamt 13% verloren. Am Mittwoch hat er sich etwas stabilisiert.
Doch die Italien-Panik hat nicht nur die Börse Milano erfasst. In ganz Europa reagierten die Aktienmärkte mit Verlusten. Besonders betroffen sind die Titel der Banken. Denn die europäischen Finanzinstitute sind zum Teil immer noch nicht genügend gut kapitalisiert, um einem gröberen Schock zu widerstehen, wie es ein Zahlungsausfall von Italien definitiv darstellen würde.
Zudem haben sie selbst in italienische Staatsanleihen investiert oder sind auf andere Art im italienischen Kreditmarkt involviert. Ausserdem hoffen die Banken und ihre Aktionäre seit langem, dass die Zinsen in ganz Europa wegen der brummenden Konjunktur endlich steigen, weil dann in der Regel auch die Zinsmargen zunehmen.
Krisenbarometer Nr. 4: Europäische Banken
Der Index für die Banken der Eurozone ist deshalb ebenfalls ein guter Stimmungsindikator für die Zukunft der Eurozone. Der Euro Stoxx Banks ist in den letzten Tagen ebenfalls eingebrochen:
Der Bankenindex ist ein guter Indikator für die Angst vor einem Flächenbrand. Wenn Italien austritt, könnten andere Länder dem Beispiel folgen. Es wäre das Ende des Euros.
Krisenbarometer Nr. 5: Ansteckung anderer Staaten
Ob die Finanzmärkte eine Ansteckung befürchten, zeigt sich zudem an den Anleihen-Spreads anderer Staaten der Europeripherie: Jenen von Portugal zum Beispiel, das seit der Krise einen harten Sparkurs fährt, oder jenen von Spanien, wo die Wirtschaft kräftig wächst.
Auch in diesen Staaten zeigt das Krisenbarometer einen Anstieg der Nervosität:
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