Der britische Rohstoffkönig konnte nach dem unfreiwilligen Abgang bei Xstrata nie mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Nun startet er einen neuen Anlauf.
Vorbei sind die Zeiten, als Mick Davis mit grosser Kelle anrichten konnte. Als langjähriger CEO des Bergbaukonzerns Xstrata war er sich gewohnt, dass Geld kaum eine Rolle spielt. Nun will der südafrikanisch-britische Doppelbürger, der am Freitag 61 Jahre alt wurde, sich bei seinem jüngsten Versuch als Unternehmer erstmals ohne Investorengelder durchschlagen.
Anfang Jahr ist bekanntgeworden, dass Michael Lawrence Davis, wie er mit vollem Namen heisst, zusammen mit zwei Mitstreitern ein neues Projekt startet. Unter ihnen befindet sich mit dem Genfer Vermögensverwalter Marcos Camhis auch ein Schweizer. Niron Metals heisst das Unternehmen, dessen Homepage derzeit nur aus einem Kontaktformular besteht. Aus Davis’ Umfeld ist zu hören, dass der Zweck des Unternehmens nicht genau definiert ist. Man wolle Niron Metals zumindest anfänglich als Vehikel benützen, um notleidende Assets im Mining-Bereich aufzukaufen, zu sanieren und gewinnbringend zu verkaufen.
Eine solche Bescheidenheit kannte man früher von «Mick the Miner» oder «Big Mick» nicht. So wurde er, der heute zu den reichsten Geschäftsmännern in England zählt, in der Branche wahlweise genannt. Dreizehn Jahre lang führte er Xstrata als CEO. Im Gegensatz zu Glencore (GLEN 302.6 -0.46%), das von seinem damaligen Freund Ivan Glasenberg geführt wird, hatte er seine Büros nicht in der Anonymität am Stadtrand von Zug installiert, sondern mitten im Zentrum am Postplatz.
Zur grossen Zäsur kam es vor sechs Jahren. Damals, 2013, endete sowohl Davis’ Ära als Xstrata-CEO wie auch dessen Freundschaft mit Glasenberg, die zu Schulzeiten begonnen hatte, abrupt. Der Plan hatte vorgesehen, dass beide Unternehmen zu Glencore-Xstrata, einem der weltgrössten Rohstoffkonzerne, fusionieren sollten. Dieser hätte einen Jahresumsatz von gegen 200 Mrd. $ erzielen sollen. Bloss: Davis spielte im Planspiel von Glasenberg im Mega-Deal keine Rolle. Der Glencore-Chef sorgte dafür, dass der «Merger of Equals» zu einer Übernahme von Xstratra durch Glencore wurde. Im Management berücksichtigte Glasenberg die eigenen Weggefährten, Xstrata-Manager mussten über die Klinge springen, auch Davis, der mit 75 Mio. £ entschädigt wurde.
Dies ersparte ihm eine weitere Erniedrigung an der legendär-pompösen Weihnachtsfeier von Glencore. Im Dezember 2013 erntete Glasenberg ungewöhnlich laute Buhrufe, als er mit leicht höhnischem Unterton die Feier mit den Worten eröffnete: «Ich begrüsse erstmals die Xstrata-Leute – zumindest jene, welche die Fusion überlebt haben.» Ein Seitenhieb, der gar in der eigenen Entourage für Irritationen sorgte.
Mick Davis, inzwischen mit etwas schütterem Haar, angegrautem Mehrtagebart und seiner typischen runden Brille im John-Lennon-Style, liess sich nicht unterkriegen. Mit ein paar Weggefährten aus Xstrata-Zeiten gründete er X2 Ressources mit dem Ziel, ein nennenswerter Player im Minengeschäft zu werden. Investoren stellten ihm 5,6 Mrd. $ Kapital zur Verfügung. Was Davis allerdings nicht beachtete: Just in dieser Zeit brachen die Rohstoffpreise zusammen. Keine Rohstofffirma war gewillt, in der Krise ihre Assets zu verkaufen. 2016 wurde X2 Ressources wieder eingestampft, ohne dass je eine Transaktion getätigt worden wäre. Die «Financial Times» bezeichnete damals Davis’ Flirt mit der Rückkehr zu den Grossen der Branche als epischen Irrtum.
Erfolgreicher agierte Davis zuletzt im privaten und politischen Umfeld. Mit seiner Frau Barbara, einer gelernten Juristin, hat er zwei Töchter und einen Sohn grossgezogen. 2015 wurde er wegen seines Einsatzes für die Holocaust-Kommission von der Queen zum Sir geadelt. In der Politik ist er ein Anhänger der Konservativen Partei. Während Jahren gehörte Davis zu den grosszügigsten Spendern der Tory-Partei. Kurz vor dem Brexit-Votum 2016 – ein Thema, zu dem sich Davis bislang nie öffentlich geäussert hat – wurde er zum Kassier der Partei ernannt.
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