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11:21 Uhr - 11.04.2016

Vincent Perriard: Ein Spieler mit Wasser und Zeit

Er ist derzeit einer der ausgefallensten und gefragtesten Uhrenmanager in der Schweiz.

Die Agenda von Vincent Perriard ist für die kommenden Monate proppenvoll: Auf dem Plan stehen die Entwicklung von neuen Modellen, aber auch der weitere Aufbau des weltweiten Vertriebsnetzes. Zu den drei eigenen Boutiquen in Singapur, Kuala Lumpur und Miami sollen weitere hinzukommen. Der fünffache Familienvater wird so schnell nicht zur Ruhe kommen.

Der 46-jährige Romand ist Mitgründer und Chef der Neuenburger Uhrenschmiede HYT. Diese gilt als eines der innovativsten Unternehmen in der Uhrenszene, auch wenn in der Öffentlichkeit kaum jemand Notiz von den futuristisch anmutenden Zeitmessern genommen hat, deren Preise sich zwischen 25 000 und 250 000 Fr. bewegen.

Ganz anders ist die Wahrnehmung innerhalb der Branche. 2012 hat Perriard den viel beachteten Grand Prix de l’Horlogerie in Genf gewonnen. Heute, vier Jahre nach der Gründung von HYT, wird er regelmässig von Richemont (CFR 60.25 0.08%) zum Genfer Uhrensalon eingeladen, auch an der Baselworld hat er inzwischen seinen festen Platz. Und 2017 könnte er erstmals an die Hongkonger Uhrenmesse Watches & Wonders gehen. «C’est la folie», sagt Perriard, es sei verrückt, in welchem Tempo sich sein Unternehmen entwickle. Erst kürzlich hat sich auch Nestlé-VR-Präsident Peter Brabeck-Letmathe begeistern lassen. Ende Februar hat er 23 Mio. Fr. aus seinem Privatvermögen in diese Wachstumsstory investiert. 2015 steigerte HYT die Verkaufszahlen um ein Drittel, dieses Jahr liegt der Umsatz bereits 20% über den eigenen Prognosen.

Der gelernte Kommunikationsspezialist bezeichnet sich als unkonventionellen Quereinsteiger. Vor zwanzig Jahren wurde Perriard vom Genfer Uhrenhersteller Audemars Piguet engagiert, um das weltweite Marketing auf Vordermann zu bringen. Der anschliessende Weg führte ihn erst zur Swatch-Group-Marke Hamilton und später zur Luxusuhrenmarke Concord, die zur Movado-Gruppe gehört. Bereits damals hatte ihn die Idee fasziniert, das Element Wasser im Uhrwerk zu integrieren. «Mach den grössten Feind der Uhr zu ihrem Freund», nennt Perriard seine Devise. Tatsächlich zeigen nicht mehr Zeiger die Zeit an, sondern eine neongrüne Flüssigkeit. Ein deutlich sichtbarer Zylinder treibt diese durch eine dünne Röhre, die in verschiedenen Formen auf dem Zifferblatt positioniert ist.

Perriard will mit seiner Marke etwas komplett Neues kreieren. «Seit Jahrhunderten wird die Uhr kaum noch weiterentwickelt. Hier wird das Design etwas umgestaltet, dort wird das Uhrwerk etwas modifiziert. Aber wir müssen einen anderen Anspruch haben», sagt Perriard. Er gesellt sich damit in eine Reihe junger Uhrmacher wie MB&F, Voutilainen oder Armin Strom, die mit ihren teils unkonventionellen Funktionen und Designs auffallen. Im Gegensatz zu seinen Kollegen verliert Perriard jedoch das Segment der unter 1000-fränkigen Uhren nicht aus den Augen. «Wir möchten unsere Hydrotechnologie so weit entwickeln, dass sie tauglich für den Massenmarkt wird und eines Tages auch in günstigen Modellen eingesetzt werden kann», sagt Perriard. An Ideen fehlt es dem Westschweizer nicht.

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