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10:05 Uhr - 28.04.2015

Fed wird voraussichtlich auf Zinserhöhung im Juni verzichten

Eine niedrige Inflation sowie schwächere Konjunkturdaten dürften die US-Notenbank vorsichtig agieren lassen.

Niedrige Inflation und einige überraschend schwache Konjunkturdaten haben Erwartungen gedämpft, dass die US-Notenbank nach der Sitzung ihres Offenmarktausschusses (FOMC) am Dienstag und Mittwoch weitere Hinweise zum Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seit neun Jahren liefern wird.

Mehrere Ökonomen sind zwischenzeitlich zu der Überzeugung gelangt, dass das Fed nicht bereits im Juni die Zügel straffer ziehen wird, sondern bis September warten könnte, ehe das FOMC den Leitzins anhebt.

Nach der letzten Sitzung im März hatte das Lenkungsgremium der Notenbank die Bereitschaft signalisiert, einen Kurswechsel einzuläuten. In der Abschlusserklärung wurde auf den Hinweis verzichtet, dass man bei der Normalisierung der Geldpolitik «Geduld» anwenden werde. Gleichwohl relativierte Notenbankchefin Janet Yellen die neue Sprachregelung. «Nur weil wir das Wort ‹geduldig› aus der Erklärung entfernt haben, bedeutet dies nicht, dass wir ungeduldig sein werden», sagte die oberste Währungshüterin und versuchte damit, überzogene Erwartungen einer baldigen Zinserhöhung zu relativieren.

Während der vergangenen Wochen dürfte eine Serie ernüchternder Konjunkturdaten die Fed-Chefin in der Überzeugung bestärkt haben, sich weiter Zeit zu lassen.

Ausserordentlich niedrige Inflation und ein starker Dollar, der amerikanischen Exporteuren zunehmend Probleme bereitet, haben dem Konjunkturoptimismus in den USA einen Dämpfer verpasst. Im verarbeitenden Gewerbe schlägt der Kursgewinn des Greenbacks negativ zu Buche, da die Ausfuhrwirtschaft empfindliche Einbussen erlitten hat. Aus demselben Grund sank mit der Ausnahme des Transportsektors auch der Auftragseingang für langlebige Güter. Ebenso deuten die Frühindikatoren des Forschungsinstituts Conference Board auf schwächeres Wachstum hin.

«Wir erwarten, dass das Fed nach der Sitzung eine insgesamt pessimistischere Bewertung der Konjunktur abgeben wird», glaubt Michael Hanson, Analyst bei Bank of America (BAC 15.56 -0.51%) Merrill Lynch. Demnach dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass das FOMC bereits anlässlich der Sitzung im Juni an der Zinsschraube drehen wird, «deutlich sinken».

Gleichwohl ist Hanson überzeugt, dass die Währungshüter eine Zinserhöhung im übernächsten Monat auf keinen Fall kategorisch ausschliessen werden. «Yellen wird sich nämlich die maximale Flexibilität vorbehalten wollen», sagt er.

Zuvor hatte William Dudley, Vorsitzender der Federal Reserve Bank of New York, gesagt, dass der starke Dollar und die damit verbundenen Einbrüche in der Exportwirtschaft das Wirtschaftswachstum in den USA dieses Jahr um 0,6 Prozentpunkte drücken würden. Dudley verzichtete auf seinen zuvor wiederholten Hinweis, dass wohl für Mitte des Jahres mit einer Zinserhöhung zu rechnen sei.

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