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01:32 Uhr - 18.02.2016

Marktturbulenzen sorgen im Fed für Spannungen

Das Federal Reserve ist sich unschlüssig, wie es auf die Erschütterungen an den Finanzmärkten reagieren soll. Im Vorsitz der mächtigsten Notenbank liefern sich die Falken und Tauben eine Kraftprobe.

Die Stimmung an Wallstreet hat sich in den letzten Tagen spürbar aufgehellt. Dennoch ist der Schock des jüngsten Bebens noch nicht verdaut. Die scharfe Korrektur an den Weltbörsen, die Angst vor einer harten Landung Chinas und der Crash am Ölmarkt waren an der letzten Sitzung der amerikanischen Notenbank denn auch das Hauptthema.

«Wie sich diese Entwicklungen insgesamt auf den Konjunkturausblick in den USA auswirken werden, ist unklar», befanden die Mitglieder im Vorsitz des Federal Reserve. Sie stimmten aber grundsätzlich darin überein, «dass die Unsicherheit zugenommen hat.» So heisst es im Protokoll des Treffens von Ende Januar, das diesen Mittwoch veröffentlicht wurde.

Aggressiver Fahrplan

Wie es mit der Geldpolitik weitergehen soll, sorgt deshalb unter den Währungshütern für zunehmende Kontroversen. Im Dezember hat das Federal Reserve das Zielband für den Leitzins erstmals leicht auf 0,25 bis 0,5% erhöht und für dieses sowie nächstes Jahr jeweils vier weitere Schritte signalisiert.

Die Tauben im Vorsitz der US-Notenbank, die für eine milde Zinspolitik plädieren, wollen das Tempo nun drosseln. «Eine Zahl von Mitgliedern deuteten mit Blick auf die jüngsten Ereignisse an, dass die Unsicherheit über die Inflationsentwicklung gewachsen ist», lässt sich dazu dem Fed-Protokoll entnehmen.

Falken wollen mit Kursänderung abwarten

Anderer Meinung sind die Falken, die mit Änderungen am geplanten Zinskurs abwarten wollen. «Mehrere Mitglieder bekräftigten, dass es wichtig sei, die Inflation genau zu beobachten, um sicher zu sein, dass sie sich entlang dem erwarteten Pfad bewege», halten die Sitzungsunterlagen fest.

Gemessen am Kernpreisindex der Konsumentenausgaben (PCE) bewegt sich die Teuerung in den USA bereits seit April 2012 unter den vom Fed anvisierten 2%. Eine nennenswerte Änderung dieses Trends war in den letzten Monaten nicht ersichtlich. Relativ solid ist jedoch das Stellenwachstum am Arbeitsmarkt, wo zuletzt auch die Löhne etwas angezogen haben. Die Falken im Fed deuten das als Indiz dafür, dass auch die Inflation steigen könnte.

Wallstreet schliesst erneut deutlich im Plus

Welches der beiden Lager die Oberhand hat, wird sich an der nächsten Fed-Sitzung vom 15. und 16. März zeigen. An der Chicagoer Futures-Börse CME messen Investoren einer weiteren Zinserhöhung derzeit nur eine Chance von 6% zu. Das könnte sich jedoch rasch ändern, wenn sich die Märkte weiter stabilisieren und aus der US-Wirtschaft erfreuliche Daten kommen.

An den Börsen in New York herrschte am Mittwoch erneut zuversichtliche Stimmung. Gestützt von einem festeren Ölpreis schloss der S&P 500 fast 1,7% im Plus auf 1926,82. Über die letzten drei Tage hat der US-Leitindex die grösste Avance seit August verzeichnet. Am Bondmarkt ist die Rendite auf zehnjährige Treasuries innerhalb einer Woche um knapp 20 Basispunkte auf 1,82% gestiegen.

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