Der hohe ertragsseitige Wachstumsrhythmus von 2016 kann im laufenden Jahr kaum gehalten werden.
Der führende Sanitärtechniker hat auch für 2016 ein exzellentes Resultat vorgelegt. Mit einem soliden Umsatzwachstum konnte die Ertragslage markant verbessert werden. Gründe dafür sind die vorzeitige Realisierung eines Grossteils der Synergien mit der im Februar 2015 erworbenen Sanitec, Volumeneffekte sowie tiefe Rohmaterialpreise.
Die Integration von Sanitec ist weit fortgeschritten. Im laufenden Jahr steht nun noch die Ausschöpfung der verbleibenden Synergien an. Ein Grossteil der geplanten Effekte von 45 Mio. € konnte schon 2016 realisiert werden, ein Jahr früher als geplant. Nun geht es noch darum, die Geschäftsprozesse zu optimieren sowie integrierte Produkte zu schaffen.
Weniger Integrationskosten
Die aus Akquisition und Integration anfallenden Kosten sind 2016 weiter gesunken. Auf Stufe Ebit fielen noch 46 Mio. Fr. an, der Gewinn wurde mit 36 Mio. Fr. belastet. Diese Beträge werden 2017 weiter sinken. Allerdings besteht ein Vorbehalt: Sollten die zwei zu restrukturierenden Werke in Frankreich geschlossen werden, könnten Kosten zwischen 30 und 40 Mio. Fr. anfallen. Der Evaluationsprozess läuft noch. Auch wenn die Werke nicht geschlossen werden, dürften Kosten entstehen.
Geberit (GEBN 434 -1.81%) realisierte 2016 einen Umsatz von 2,8 Mrd. Fr., 8,3% mehr als im Vorjahr. Organisch und währungsbereinigt erreichte das Wachstum 6,4%. Damit ist das Unternehmen erneut stärker gewachsen als der Markt, die Marktanteile wurden ausgebaut. Alle Regionen haben zum Umsatzwachstum beigetragen, wenn auch in sehr unterschiedlichem Mass. Das stärkste Wachstum realisierte die ohnehin schon dominante Region Europa mit einem Plus von 6,8%. In Fernost/Pazifik wuchsen die Verkäufe 4,3%, in Nahost/Afrika 3,5% und in Amerika lediglich 0,2%.
Damit ist es Geberit erneut nicht gelungen, die geografische Abstützung zu verbreitern. Der Umsatzanteil von Europa stieg gar leicht auf 91,5%. Das hat gemäss Konzernchef Christian Buhl zunächst damit zu tun, dass es nicht einfach ist, die Geberit-Technologien auf aussereuropäischen Märkten zu etablieren. Zudem haben sich etliche dieser Märkte 2016 schwach entwickelt: Das gilt für Amerika, China und auch den Nahen Osten.
Dennoch hat Geberit die Ertragslage markant verbessert. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) stieg fast ein Viertel auf 785,2 Mio. Fr. und der Ebit 28,5% auf 640,1 Mio. Fr. Der Gewinn wuchs noch stärker um fast 30% auf 548,2 Mio. Fr. Die Margen sind gestiegen – von den erreichten Werten können andere Industriebetriebe nur träumen. Das gilt auch für die um die Integrationseffekte bereinigten Zahlen, selbst wenn die Zuwachsraten etwas geringer ausfallen.
Gesundes Fundament
Die finanzielle Position von Geberit hat sich, nach der akquisitionsbedingten Verschlechterung, wieder deutlich verbessert. Die Nettoschulden sanken von knapp 680 Mio. Fr. im Vorjahr auf noch gut 460 Mio. Fr. Die Rendite auf dem eingesetzten Kapital ist wieder auf 21,5% gestiegen, und die Eigenkapitalquote beträgt 45,4%.
Der Ausblick von Buhl fällt vorsichtig optimistisch aus. Er beurteilt das Marktumfeld im Grossen und Ganzen als gut. Dämpfend werden die wieder höheren Rohmaterialpreise sowie die in Frankreich allenfalls zu erwartenden Kosten wirken.
«Finanz und Wirtschaft» geht davon aus, dass das Ertragswachstum des Vorjahres 2017 nicht gehalten werden kann. Eine Gewinnsteigerung um rund 15% auf 17.10 Fr. je Aktie erscheint realistisch. Auf diesem Niveau sind Geberit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 bewertet.
Wie gewohnt profitiert auch der Aktionär von den ausgezeichneten Ergebnissen. Der VR schlägt vor, die Dividende um 19% auf 10 Fr. je Titel zu erhöhen. Zudem soll gegen Ende des zweiten Quartals ein weiteres Aktienrückkaufprogramm gestartet werden. Über eine zweite Handelslinie will Geberit während maximal drei Jahren Aktien im Wert von 450 Mio. Fr. zurückkaufen. Die Valoren bieten sehr viel Qualität und sind auch auf dem aktuellen Bewertungsniveau ein Kauf.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.