In den Sog der CS-Gewinnwarnung wurden an den Finanzmärkten auch Julius Bär und UBS gezogen. Zu Unrecht, wie Marktbeobachter meinen.
Mitgefangen, mitgehangen? Die Gewinnwarnung der Credit Suisse vom Mittwoch für das zweite Quartal hat auch andere Schweizer Banken unter Druck gesetzt. UBS (UBSG 16.62 -3.51%) etwa haben rund 2,6% tiefer geschlossen, auch Julius Bär (BAER 48.15 -2.21%) verloren im Tagesverlauf um mehr als 1%.
Ins Detail ist die Grossbank bei der Gewinnwarnung nicht gegangen. Für den schlechten Geschäftsgang macht CS das aktuelle Marktumfeld, namentlich den Krieg in der Ukraine und die Straffung der Geldpolitik durch die grossen Zentralbanken, verantwortlich. Auch andere Banken sähen sich mit dieser Herausforderung konfrontiert.
Marktbeobachter sehen das anders. «Die Gewinnwarnung ist auf Probleme zurückzuführen, die spezifisch für CS sind», sagt Michael Kunz, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank. Auch wenn UBS und Julius Bär in der Vermögensverwaltung ebenfalls von einer nachlassenden Kundenaktivität, insbesondere in Asien, berichtet haben, dürfte dieser Trend doch langsam wieder abflachen. Julius Bär hat bei einem Trading Update Mitte Mai erwähnt, dass der Höhepunkt des Abbaus fremdfinanzierter Kredite bereits im März erreicht worden sei.
Ob sich die Kunden bei CS ähnlich verhalten, ist fraglich. In Bezug auf die Vermögensverwaltung hat die Grossbank keine weiteren Details bekannt gegeben. Die Schwierigkeiten liessen sich aber offenbar nicht auf den Frühling begrenzen. CS schreibt in der Mitteilung vom Mittwoch weiter, dass in der Investmentbank die finanzielle Entwicklung von April und Mai zu einem Verlust in der Division und damit auch gleich der gesamten Gruppe führen werde.
Die Investmentbank ist auch eines der spezifischen Probleme der CS. Das beginnt bei ihrer Grösse: «Relativ zur UBS gesehen, hat sie bei CS einen grösseren Anteil», sagt Kunz. Seit den Milliardenverlusten nach dem Zusammenbruch des Family Office Archegos befindet sie sich in einer Restrukturierung und sei daher mehr mit sich selbst beschäftigt, was dazu führt, dass sie sich zu wenig um das herausfordernde Marktumfeld kümmern könne. Im vergangenen Herbst hatte Kurzzeit-Präsident Antonio Horta-Osório bekannt gegeben, dass 3 Mrd. $ Eigenkapital von der Division Investmentbank abgezogen und in die Vermögensverwaltung investiert werden sollen.
Gewisse Trends lassen sich aus der CS-Gewinnwarnung allerdings schon herauslesen. Auch UBS wird das abflauende Geschäft im Investmentbanking zu spüren bekommen. Insbesondere den aktuellen Quasi-Stillstand bei globalen Börsengängen, wo sie ebenfalls stark engagiert ist. Trotzdem kommt UBS der Gesamtmix ihrer Investmentbank zugute: «Sie setzt stärker auf Aktien, während CS stärker im Anleihenbereich exponiert ist», sagt Andreas Venditti, Analyst bei Vontobel (VONN 71.10 -2.60%).
Das Geschäft im Fixed-Income-Bereich der beiden Grossen ist zudem unterschiedlich zusammengesetzt. UBS ist stärker auf Währungen ausgerichtet, welche von der aktuellen Volatilität profitieren, während CS mit ihrem Fokus auf das Kreditgeschäft aufgrund steigender Spreads leidet.
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