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07:13 Uhr - 03.02.2017

Christoph Gebald: Weltverbesserer mit grossen CO2-Ambitionen

Christoph Gebald kämpft für saubere Luft. Mit seinem Unternehmen filtert er CO2 aus der Atmosphäre. Damit will er das Apple der erneuerbaren Energie werden.

Ein Thema dominiert seit mehr als zehn Jahren das Leben von Christoph Gebald: Saubere Luft. Angefangen hat es an der ETH. Während seines Ingenieurstudiums schreibt er eine Semesterarbeit darüber, wie Kohlenstoffdioxid der Luft entzogen werden kann. Sein Ehrgeiz ist geweckt. «Danach habe ich meine gesamte Forschung darauf ausgerichtet», erzählt er. Für seine Doktorarbeit entwickelt er ein Verfahren, um CO2 aus der Luft zu filtern. Umgebungsluft wird eingesogen, ein Schwamm bindet das CO2, hat er sich vollgesogen, wird er erhitzt und gibt das reine CO2 ab.

Mit seinem Kommilitonen Jan Wurzbacher gründet er nach dem Studium Climeworks. Auch Wurzbacher forschte an einer Methode, der Luft Kohlenstoffdioxid zu entziehen. Sie beginnen «mit einer einfachen, selbst gebauten Laboranlage» und fahren laut Gebald «ein, zwei Jahre auf kleiner Flamme». Das war 2009. Acht Jahre später zählt Climeworks über 30 Mitarbeiter und 1000 m² Produktionsfläche. Das Unternehmen gehört zu den Hoffnungsträgern einer Welt, die dem CO2-Ausstoss Herr werden will. Das Treibhausgas ist ein Grund für den Klimawandel. Es entsteht unter anderem bei der Verbrennung von Öl, Kohle (Kohle 87.6 0.4%) und Benzin.

Die Autobranche sucht nach Alternativen zum Verbrennen von Benzin. Dazu gehört auch die Herstellung von künstlichem Treibstoff. Gebald und Co. arbeiten mit Audi daran, Treibstoff mit dem CO2 aus der Luft synthetisch herzustellen. Details darf Gebald aber keine preisgeben. Weiter ist Climeworks bei der Belieferung der Nahrungsmittelindustrie mit CO2. Im Gewächshaus der Gebrüder Meier wächst der Kopfsalat demnächst mit Kohlenstoffdioxid von Climeworks. Beim Pilotprojekt in Hinwil wird das CO2 aus der Gasflasche durch rezykliertes CO2 aus der Umgebungsluft ersetzt. Alles dank Climeworks und dem von Gebald entwickelten Verfahren.

Rückenwind hat Climeworks durch das Paris-Abkommen erhalten, das am 4. November 2016 in Kraft getreten ist. Die globale Erwärmung soll auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber des vorindustriellen Niveaus begrenzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der CO2-Ausstoss reduziert werden. «Politik und Wirtschaft sind sich mehr und mehr einig, dass die CO2-Abscheidung aus der Luft notwendig ist», sagt Gebald. Auch hier forscht Climeworks an Lösungen.

Zufrieden ist der Ingenieur aber noch nicht. «Erst wenn die Projekte über mehrere Jahre erfolgreich laufen und gezeigt wurde, dass der prognostizierte Energieverbrauch, die Lebensdauer und die Kosten auch stimmen, bin ich zufrieden», sagt er. In der Anfangsphase hat er viel Kritik einstecken müssen. Besonders wenn es darum ging, Geld zu beschaffen. Diverse Finanzierungsrunden später sind die kritischen Stimmen nun leiser geworden. «Es gibt aber immer noch Leute, die sagen, das sei totaler Quatsch und werde nie funktionieren», sagt Gebald. Climeworks hat aber bewiesen, dass die Technik funktioniert. Etliche Anlagen hat das Unternehmen erfolgreich getestet. «Bis zum wirtschaftlichen Betrieb in grossem Massstab verbleiben aber Risiken», sagt er.

In der Schweiz ist Gebald wegen der Berge gelandet. In seiner Freizeit macht er Touren oder geht klettern. Der 33-Jährige stammt aus der fränkischen Schweiz und hat 2016 geheiratet. Das Wagnis der Unternehmensgründung hat er nie bereut. «Natürlich habe ich manchmal Zweifel», sagt er. In diesen Momenten hat ihn aber sein Kollege motiviert. Denn Wurzbach und Gebald sind nicht nur Geschäftspartner, sondern auch beste Freunde. So kann es vorkommen, dass bei einer gemeinsamen Klettertour der weitere Weg von Climeworks diskutiert wird.

Das Unternehmen soll einst das «Apple (AAPL 128.53 -0.17%) der erneuerbaren Energie» werden, erklärt Gebald. Disruption als Ziel. «Wir wollen neue Produkte zur Verfügung stellen, um CO2 aus der Luft zu filtern», sagt er. Dafür investiert Christoph Gebald seine Zeit und Energie.

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