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17:29 Uhr - 16.11.2015

Trotz fallendem Ölpreis lahmt die Konjunktur

Die Nachfrageschwäche in den rohstoffproduzierenden Ländern drückt stärker als erwartet auf die globale Wirtschaftsleistung.

Der Rohölpreis fällt und fällt. Zwar hat sich das Tempo der Kursverluste im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2014 verlangsamt. Allein zwischen Juni und Januar brach das schwarze Gold (Gold 1085.6 -0.33%) rund 60% ein. Auf den Crash folgte eine Erholung, die bei vielen Auguren die Hoffnung auf eine Trendwende weckte, sich inzwischen aber als Strohfeuer entpuppt hat.

Die Gründe für den Preiszerfall sind bekannt: Der Schieferölboom in den USA führte zu einer markanten Ausweitung des Angebots, während sich mit Saudi-Arabien der weltweit zweitgrösste Förderer zierte, seine Produktion zu drosseln. Dazu kommt nach dem Ende der Sanktionen die Aussicht auf den Wiedereintritt des Iran in den Weltmarkt. Gleichzeitig wächst die Weltwirtschaft und damit die Nachfrage nur moderat.

Weniger klar ist, warum die Wirtschaft in den ölimportierenden Ländern nicht wie von vielen Experten erwartet besser in Fahrt kommt. Unterschätzt wurde offenbar, wie stark die Weltwirtschaft unter der Nachfrageschwäche in den rohstoffproduzierenden Ländern leidet, wie der Schweizer Börsenexperte Marc Faber an der Veranstaltung «Opportunities 2016» der «Finanz und Wirtschaft» ausführte.

Die Schwäche betrifft allerdings nicht nur die Schwellenländer, sondern auch den Konsum in den USA – und dies, obwohl tiefere Ölpreise als Steuererleichterung taxiert wurden, die die Spendierlaune der Amerikaner eigentlich befeuern sollte. Gemäss Faber wird dieser Effekt allerdings überkompensiert durch eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen – verursacht durch Obamacare – und markant steigende Versicherungsprämien, die den Einnahmeausfall auf dem Anleihenportfolio der Versicherer kompensieren.

Ein wenig Hoffnung besteht aber trotzdem. Gemäss dem letzten Arbeitsmarktbericht sind die Stundenlöhne so schnell gestiegen wie seit der Finanzkrise nicht mehr, was den Konsum beleben sollte.

Allerdings dürfte die durch den Lohnanstieg ausgelöste Inflationsgefahr auch die US-Notenbank auf den Plan rufen. Wie gut die Finanzmärkte die erste Zinsanhebung seit fast einem Jahrzehnt verdauen würden, wurde an der «Opportunities 2016» heftig debattiert. Während Charles Biderman von TrimTabs einen Ausverkauf befürchtet, rechnen die Anlageverantwortlichen diverser Schweizer Banken nicht mit grösseren Turbulenzen.

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