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15:15 Uhr - 04.01.2016

Hans Vontobel: Von Fledermäusen und Finanzen

Hans Vontobel, Bankier und Mäzen, ist verstorben. Er wurde 99 Jahre alt.

Er förderte über seine Lyra-Stiftung junge Talente der klassischen Musik, finanzierte Projekte zum Schutz von Fledermäusen, finanzierte die Masoala-Halle des Zürcher Zoos fast im Alleingang. Seine «Stiftung für Kreatives Alter» zeichnet Leistungen von Pensionären in den Bereichen Literatur, Wissenschaft, Musik und Theater aus. Er selbst betrachtete sich hingegen nie als Rentner. Hans Vontobel (VONN 47.85 0.74%) war Zeit seines Lebens Bankier. Am 3. Januar ist er in seinem 100. Lebensjahr verstorben.

Das grüne Sofa

Vontobel trat 1943 in die von seinem Vater gegründete Bank ein, die damals gerade mal zwölf Personen beschäftigte. Fast vierzig Jahre später, 1981, übernahm er das Verwaltungsratspräsidium der inzwischen von einer Partnerschaft in eine Aktiengesellschaft überführten Bank. Seit 1991 war er Ehrenpräsident.

Vontobel, ein hochgewachsener Mann von aufrechtem Gang und eleganter Erscheinung, prägte seine Bank unmittelbar. Bis fast zum Schluss war er täglich im Büro, studierte Akten und empfing Besucher von in- und ausserhalb der Bank. Wer immer auf dem legendär gewordenen grünen Sofa Platz nahm, erlebte ein kritisch interessiertes Gegenüber.

Mit Vontobel ist ein aussergewöhnlicher und vielseitiger Mensch verstorben. Er verstand sich aufs Geldverdienen und entwickelte die von seinem Vater gegründete Bank Vontobel vom reinen Wertschriftenhandelshaus zu einer diversifizierten Finanzgruppe mit 1500 Mitarbeitern, die das Investment Banking und auch die Sparten Vermögensverwaltung und Asset Management umfasst.

Sprichwörtlich waren Vontobels Energie und seine zürcherisch-protestantische Selbstdisziplin, die Wohltätigkeit selbstverständlich einschloss. Die gemeinnützige Vontobel-Stiftung wurde 1993 von Hans Vontobel durch Widmung eines Pakets von Vontobel-Aktien errichtet.

Die Bank als Familienunternehmen

Als überzeugter Zürcher – und vermutlich einer der besten Steuerzahler der Stadt – profilierte sich Vontobel als Autor von Büchern und Zeitungsartikeln und nahm zu wirtschaftspolitischen und ethischen Fragen Stellung. Während vieler Jahre war er Präsident der Zürcher Börse, Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankiervereinigung und der Neuen Zürcher Zeitung sowie Präsident der Handelskammer Deutschland-Schweiz.

Ein grosses Anliegen war Vontobel die Unabhängigkeit der Bank als Familienunternehmen. Aktionärsbindungsverträge und der im Dezember angekündigte Eintritt von zwei Vertretern der vierten Generation der Familie in den Verwaltungsrat der Vontobel Holding sollen das gewährleisten. Die Mehrheit der Stimmen und des Kapitals liegt bei den Familien Vontobel und de la Cour (der Schwester von Hans Vontobel) sowie dem Aktionärs-Pool, in dem weitere Aktienpakete der Familien sowie verschiedener Stiftungen zusammengeschlossen sind.

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