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11:25 Uhr - 19.08.2014

Beat Wittmann: «Börsengang von TCMG ist eine Option»

Der CEO von TCMG Asset Management erklärt im Interview, wie er die von Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz vorgegebenen Wachstumsziele erreichen will. Eine Übernahme stehe kurz vor dem Abschluss.

Herr Wittmann, ihr Verwaltungsratspräsident Pierin Vincenz, CEO der Raiffeisengruppe, will, dass vor allem im Asset-Management zwischen 20 bis 30 Mrd. Fr. zugekauft wird. Ist das realistisch?
Das ist sehr realistisch. Wir verwalten heute mit unseren vier Boutiquen 1741 Asset Management, Dynagest, Dynapartners und Vescore Solutions insgesamt 9 Mrd. Fr. Unser Multi-Boutique-Ansatz hat sich bewährt und wir können uns gut vorstellen, weitere Boutiquen zu kaufen.

Ist der Himmel die Grenze? Oder wie oft lässt sich dieses Modell multiplizieren?
Ziel ist eine überschaubare Anzahl von Investmentboutiquen. Eine Zahl von acht bis zwölf scheint uns realistisch zu sein. Wir wollen die Übersicht behalten, und es geht darum, als Hauptaktionär auch in den Verwaltungsräten dieser Gesellschaften präsent zu sein und die Kontrolle zu garantieren.

Befindet sich ein konkretes Projekt in der Pipeline?
Wir führen mit verschiedenen Firmen entsprechende Gespräche. Eine Übernahme, das kann ich hier sagen, steht kurz vor dem Abschluss.

Aber lohnt sich dieses Geschäft? Besteht nicht die Gefahr, dass Sie mit Blick auf die noch immer recht gute Börsenstimmung für diese Asset-Manager zu viel zahlen?
Das Geschäft lohnt sich für uns dank unserem Multi-Boutique-Ansatz. Wir lassen den Investmentmananagern, den eigentlichen Technikern, in ihrem Spezialgebiet viel Freiheiten, unterstützen sie jedoch stark in Marketingfragen sowie dem Back Office. Wir können diesen Boutiquen helfen, erfolgreiche Produkte und Fonds einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Diese Prozesse sind aufwendig, aber bewältigbar – vor allem, wenn man wie wir über die notwendige Erfahrung verfügt.

Wie sieht es mit der Konkurrenzsituation aus? Werden die Preise in die Höhe getrieben?
Das würde ich nicht so formulieren. Es herrscht nicht ein eigentlicher Bieterkampf, so gut ist die Börsenstimmung nicht. Allerdings ist es richtig, dass die Preise für Asset-Manager derzeit vergleichsweise hoch sind. Wir haben eine ganze Reihe von Gesellschaften auf dem Radar, die wir allerdings als zu hoch bewertet erachten. Kommt es aus geopolitischen Gründen zu einer Korrektur, würden wir gerne zugreifen.

Und wie gross ist die Chance oder das Risiko für diese Korrektur?
Die Erfahrung zeigt, dass geopolitische Ereignisse selten einen nachhaltigen Einfluss auf die Kursgestaltung haben – es sei denn, sie haben grosse Auswirkungen auf die Ölpreise. Der einzige Krisenherd, der aus Sicht der Märkte von Belang ist, ist die Ukraine. Das Risiko, dass Russland in die Ostukraine einmarschieren wird, sehe ich nicht höher als 30%. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass gerade der deutsche Einfluss dafür sorgen wird, dass eine Eskalation der Situation verhindert werden kann.

Die geopolitische Lage ist für Sie also kein Grund, von Aktienengagements und damit auch von Asset-Managern Abstand zu nehmen?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin überzeugt, dass Aktienkurse in fünf Jahren viel höher notieren werden als heute. In der angelsächsischen Welt ist das System der Asset-Manager etabliert, in Europa jedoch besteht noch Aufholbedarf. Viele Asset-Manager sind in Europa in Banken integriert und damit nicht wirklich unabhängig. Hier stellen sich Fragen auch mit Blick auf die in Mifid verlangte Unabhängigkeit der Beratung. Unser Ansatz erfüllt die Bedingungen.

Wäre für TCMG ein Börsengang eine Option?
Eine Option ist das sicher. Dafür müssen allerdings verschiedene Bedingungen erfüllt sein. Ich gehe davon aus, dass nach einer erfolgreichen Implementierung der Strategie eine Gesellschaft über einen Track Record von drei bis fünf Jahren verfügen sollte. Zudem ist eine gewisse Mindestgrösse notwendig.

Mit Vermögen unter Verwaltung von 20 bis 30 Mrd. Fr. hätte TCMG diese.
Davon gehe ich aus. Zu bedenken ist allerdings auch, dass ein Börsengang sowohl in finanzieller wie auch zeitlicher Hinsicht aufwändig ist. Besser kann es  sein, einen kotierten Asset-Manager zu kaufen und einen Reverse Takeover zu machen.

Welche Firma haben Sie im Fokus? Käme auch ein Listing im Ausland in Frage?
Man müsste das anschauen, es gibt immer wieder Möglichkeiten. An der Börse hat es eine Vielzahl von Mänteln, die für diese Zwecke genutzt werden könnten. Im Vordergrund steht in dieser Sicht ganz klar die Schweiz. Ich glaube an den Finanzplatz Schweiz – aber der Transformationsprozess wird nicht einfach sein.  In Politik und Gesellschaft ist jedoch ein Umdenken notwendig

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