Zahlreiche Schweizer Unternehmen sind auf Risikokapital angewiesen, um eine Idee umzusetzen oder zu wachsen. Jonny Suter hilft, aber er ist sehr kritisch.
Schweizer Unternehmer, die Geld für ihre Geschäftsidee suchen, sollten Jonny Suter kennen. Allerdings wird es ziemlich schwierig, ihn von einer Idee zu überzeugen. Der 51-Jährige und sein Team von Helvetica Capital haben seit 2010 insgesamt 2100 Dossiers geprüft und in nur 37 Fällen investiert.
Suter ist viel unterwegs, das behagt ihm mehr, als am Schreibtisch zu sitzen und zu kalkulieren. Aber für das Gespräch empfängt er im praktisch eingerichteten Büro. «Ich beneide meine Leute, die heute da draussen sind und tolle Unternehmen treffen», sagt Suter, während er selber den Kaffee (Kaffee 131.705 0.04%) serviert. Tatsächlich sind alle fünf Mitarbeiter ausgeflogen auf der Suche nach neuen Investmentmöglichkeiten.
Helvetica Capital investiert Risikokapital in kleine und mittlere Schweizer Unternehmen und wurde vor gut einem Jahr gegründet. Die Geschichte von Suter und seinem Team geht bis 2010 zurück. Credit Suisse (CSGN 11.51 0.26%) gründete damals die Tochter SVC-AG für KMU-Risikokapital, stellte 100 Mio. Fr. zur Verfügung und verpflichtete Suter als Chef. Es war die Zeit nach der Finanzkrise. Klagen von Unternehmen über mangelnde Kredite waren besonders gross.
Es ist nicht das erste Mal, dass Suter selbst Unternehmer ist. Er wurde in eine Unternehmerfamilie hineingeboren. Sein Vater hatte eine Textilhandelsgesellschaft gegründet. Nach der Matura zog es ihn ins Familiengeschäft, das Studium konnte warten. Aber bald kehrte Ernüchterung ein. Es wollte Suter einfach nicht in den Kopf, wenn ein Kunde nicht das günstigste Produkt kaufen wollte. Der Nachwuchschef lernte: Es geht um Vertrauen und erst dann um den Preis. Für den Erfolg sind Beziehungen und ein Netzwerk nötig. Mittlerweile ist Suter Wirtschaftsprüfer, sein Kontaktnetz immens.
Wohl typisch für jemand mit unternehmerischem Drang sind multiple Fähigkeiten. Suter war lange beim Kartenherausgeber Swisscard, einer Tochter der Credit Suisse, unter Vertrag. Erst als Finanzchef, dann übernahm er auch die Führung der Marketingabteilung. Marketing braucht Helvetica allerdings nicht mehr. Bereits gibt es genügend Investoren. Umgekehrt genauso: Unternehmer melden sich und wollen Geld. Helvetica hat 300 Mio. Fr. zur Verfügung. Noch ist nichts investiert, aber drei Geschäftsfälle sind in vertiefter Prüfung, verrät Suter.
Das Geld stammt von nur zwölf Gruppen oder Familien. Sie sitzen am Tisch, wenn es um Investitionsentscheide geht: die Mobiliar-Versicherung, die Credit Suisse als Vertretung für ein paar sehr reiche Schweizer Kunden sowie und vor allem Schweizer Unternehmerfamilien. Diese wollen in Schweizer Unternehmen investieren, stellen aber auch mal Rat und Tat zur Verfügung. Namen will Suter keine nennen, aber es sind Familien, die mit Unternehmen in Pharma, Elektrotechnik oder Textil wohlhabend geworden sind und mit ihrer Investition der Deindustrialisierung entgegenwirken wollen.
Einige Unternehmen, in die Suter und sein Team investiert haben, lieferten bereits Schlagzeilen. Zum Beispiel Preciflex. Das Westschweizer Unternehmen hat Geräte ersonnen, die kleinste Mengen Flüssigkeit präzis steuern können, etwa in der Uhr von HYT, um die Zeit anzuzeigen. Aber es wurde auch schon in eine Bäckerei oder ein Medienunternehmen investiert. Für solche Unterfangen rechnen Investoren mit Renditen von über 10% pro Jahr.
Die richtigen Unternehmen zu finden ist schwierig. Das führt zu zahlreiche Absagen. Jemandem abzusagen, sei nicht immer leicht, sagt Suter. «Schliesslich hängt es auch mit Personen zusammen.» Aber weil er immer bei Absagen darauf hinweist, was sich in einem Unternehmen verbessern liesse, reagieren die meisten positiv. Letztlich spielt stets auch die persönliche Ebene eine Rolle. «Es ist bei einer Geschäftsidee fast am wichtigsten, ein Team zu haben, das zieht, das die Welt erobern will und Energie hat ohne Ende.»
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