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16:00 Uhr - 30.12.2015

Vontobel sondiert den Markt

Georg Schubiger, Leiter Private Banking bei Vontobel, will nach der übernommenen Bank Finter weitere Übernahmeobjekte prüfen.

Die Bank Vontobel (VONN 47.4 0.11%) erwartet im kommenden Jahr eine Beschleunigung des Übernahmekarussells auf dem Schweizer Finanzplatz. Die Kombination aus Margendruck, erhöhten Regulierungskosten und Investitionen in die Digitalisierung werde dazu führen, «dass sich mehr und mehr Privatbanken die Frage stellen müssen, ob der Alleingang noch die richtige Strategie ist», sagt Georg Schubiger, Leiter Private Banking bei Vontobel.

Das Ende des US-Bankenprogramms, welches in der Kategorie 2 Anfang 2016 erreicht sein wird, werde den Prozess ebenfalls vorantreiben. Schubiger sieht im Gespräch mit FuW Vontobel als einen der Konsolidierer im Markt, wie auch CEO Zeno Staub stets betont. Man beobachte den Markt und spreche gegebenenfalls mit Vertretern potentieller Übernahmekandidaten.

Gleichwertige Bereiche

«Wir haben bewiesen, es effizient und vertraulich machen zu können», sagt Schubiger mit Blick auf Vontobels Übernahme der Finter Bank in diesem Jahr. Lange hat sich die kotierte Privatbank mit einem Zukauf im Private Banking Zeit gelassen, während Konkurrenten fröhlich auf dem Markt zugriffen. Einzig im Asset Management wuchs Vontobel in der jüngsten Vergangenheit durch Übernahmen. Zuletzt durch eine Mehrheitsbeteiligung am britischen Fixed-Income-Spezialisten TwentyFour Asset Management (60%, Kaufpreis schätzungsweise 160 Mio. Fr.). Die Division ist mittlerweile der Hauptertragspfeiler des Finanzinstituts, das gesamthaft Vermögenswerte von rund 140 Mrd. Fr. verwaltet.

Den Status eines Sorgenkinds weist Schubiger für seine Division jedoch von sich. Die Geschäftsbereiche seien gleichwertig. «Das Private Banking ist ein konstantes Geschäft mit geringer Volatilität und daher wichtig für die Gruppe», sagt Schubiger. «Erfolg anderer deute ich nicht als meinen Misserfolg», sagt der Divisions-Chef.

Fokusmarkt Italien

Schubiger kam im Sommer 2012 zu Vontobel. Für den St. Galler ist es die erste Station auf dem Schweizer Finanzplatz. Zuvor arbeitete er fünfzehn Jahre lang in Skandinavien, zuletzt war er operativer Leiter der Danske Bank (DANSKE 24.7 1.48%). Unter Schubiger wuchsen die Vermögenswerte im Private Banking der Bank Vontobel von 28 Mrd. Fr. auf nun knapp 35 Mrd. Fr. Zuletzt kamen 1,6 Mrd. Fr. durch Finter hinzu. Innerhalb eines halben Jahres wurde die Bank mit Sitz in Lugano integriert, zuletzt findet am 31. Dezember die technische Migration statt.

Der Markt belächelte im August die Übernahme der kleinen Finter. Sie sei schlicht günstig zu haben gewesen (Kaufpreis 80 Mio. Fr.), so die Kommentare. «Finter hat für uns eine sehr gut integrierbare Grösse, die richtige Kultur und ist attraktiv», hält Schubiger dagegen. Die Bank sei auf zwei Märkte konzentriert (Schweiz und Italien), in denen auch Vontobel aktiv ist, so liessen sich Synergien nutzen. Finter werde bereits 2016 einen Beitrag zum Gruppenergebnis leisten. Dazu habe man nun auch eine starke Filiale im Tessin.

In Italien will das Institut weiter organisch wachsen. Die ehemalige Besitzerin von Finter, die Bank Intermobiliare, werde Vontobel dabei unterstützen. Wie genau, dazu hielt sich Schubiger allerdings bedeckt. Ebenfalls über die genaue Grösse und Einzelleistung seiner Division in Italien machte er keine Aussagen. Die gesamte Gruppe hält im Fokusmarkt 5,9 Mrd. Fr. an Vermögenswerten. Man sei wie auch in Asien profitabel, so die generelle Aussage.

Harter deutscher Markt

Anders sieht die Situation in Deutschland aus. Die Gruppe ist zwar profitabel, das Private Banking nicht. Doch auch hier gibt sich Schubiger optimistisch: «Wir haben in Deutschland im Private Banking kräftig investiert und werden dort Erfolg haben.» Wie in den USA und Asien (Standort Hongkong) würden die Kunden das breit diversifizierte, internationale Angebot der Schweizer Marke Vontobel schätzen.

Das Thema Steuerstreit sei im Hause Vontobel so gut wie erledigt, zumindest wenn man Georg Schubiger Glauben schenkt. Man warte auf die Unbedenklichkeitserklärung aus den USA, in deren Programm sich Vontobel in der Kategorie 3 befindet (keine Verletzung von US-Recht). Mit den deutschen Behörden befinde sich das Institut weiterhin in Verhandlung. Eine etwaige Bussenzahlung sei aber noch nicht abzusehen.

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