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17:45 Uhr - 09.06.2015

Skepsis gegenüber Actelion-Shire-Deal

Übernahmegerüchte treiben den Aktienkurs von Actelion. Das bietet Chancen für Gewinnmitnahmen.

Die Pharmabranche ist bei Übernahmen und Fusionen womöglich schon bald um ein Kapitel reicher, diesmal gar mit Schweizer Beteiligung. Das grösste europäische Biotech-Unternehmen, Actelion (ATLN 139.6 0%) (Umsatz 2014 rund 2 Mrd. Fr.), soll in den Fokus des britischen Branchennachbarn Shire geraten sein. Ein fast perfektes Umfeld für ÜbernahmenViele heimische Unternehmen sind attraktive Akquisitionsziele, «Finanz und Wirtschaft» stellt einige von ihnen vor.Rund 160 Fr. je Aktie oder umgerechnet 12 Mrd. £ (17 Mrd. Fr.) ist er gemäss der Zeitung «Sunday Times» (Sonntagsausgabe) zu zahlen bereit. Beide Unternehmen wollen keine Stellung nehmen.

Dass Actelion ins Visier kauffreudiger Pharmakonzerne geraten könnte, wird am Markt seit längerem herumgereicht. Bis anhin hat sich jedoch keiner aus der Deckung gewagt.

Wenig Synergien

Noch sind Investoren nicht restlos überzeugt, dass ein Deal mit Shire (Umsatz 2014 rund 6 Mrd. $) zustande kommt. Der Aktienkurs ist im Zuge des Zeitungsberichts seit Freitagabend nominal rund 7 Fr. gestiegen. Die im Bericht genannte Prämie, die die Briten zu zahlen bereit sind, beträgt 28 Fr. So gesehen sprechen Anleger den Gerüchten eine Chance von weniger als 30% zu.

Actelion, die mit Tracleer, einem Medikament gegen pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH), gross geworden ist, bewegt sich wie Shire im Geschäft mit Wirkstoffen zur Behandlung seltener Krankheiten. Auch wenn der Patentschutz von Tracleer (Umsatz 2014 rund 1,5 Mrd. Fr.) in der EU und den USA bald ausläuft, hat Actelion bereits neue Medikamente als Ersatz im Köcher.

Das in den USA und der EU bereits zugelassene Opsumit sowie Selexipag (im Zulassungsverfahren) werden laut der Gesellschaft Umsatzeinbussen von Tracleer einst mehr als wettmachen. Beide Wirkstoffe werden wie der Vorgänger zur Behandlung von PAH eingesetzt. Das macht die Gesellschaft weiterhin interessant. Was die Synergien mit Shire anbelangt, sind Analysten jedoch skeptisch. Am ehesten sehen sie Potenzial in der Forschung und Entwicklung. Ausserhalb davon werde es schwierig, lautet der Konsens.

Teure Actelion

Shire, die ihr Portfolio bei seltenen Krankheiten weiter ausbauen will, kann sich grössere Übernahmen durchaus leisten. Ob es für Actelion ohne Umwege reicht, ist allerdings fraglich. Die Briten haben von den Aktionären die Zustimmung, die Nettoschulden von derzeit 2,6 auf 12 Mrd. $ anzuheben. Darüber hinaus müsste neuerlich das Einverständnis der Inhaber eingeholt werden. Selbst eine Akquisition zum gegenwärtigen Börsenwert von 15 Mrd. Fr. wäre deshalb nur unter Einbezug eigener Aktien möglich. Der Eigenbestand von 10 Mio. Titeln (Börsenwert 0,7 Mrd. Fr.) dürfte dafür nicht ausreichen.

Hinzu kommt, dass das Management um CEO Jean Paul Clozel gegenüber Akquisitionen erfahrungsgemäss negativ eingestellt ist. Laut dem Bericht der «Sunday Times» hat es das Angebot von Shire zurückgewiesen. Käme es zu einem feindlichen Angebot, könnte Clozel argumentieren, Actelion sei mehr wert als 17 Mrd. $, und Shire zu einem offenen Schlagabtausch herausfordern. Ob die Briten darauf eingehen würden, hängt davon ab, wie dringend sie weiteres Wachstum benötigen. Bis anhin macht es nicht den Anschein, als seien sie auf weitere Zukäufe angewiesen. Shire will den Umsatz bis 2020 jährlich 10% steigern. Im ersten Quartal legten die Verkäufe 13% zu.

Die Übernahmegerüchte bieten Anlegern deshalb vorläufig vor allem die Möglichkeit zu Gewinnmitnahmen. Die Titel von Actelion lassen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25 für 2016 wenig Spielraum nach oben.

Die komplette Historie zu Actelion finden Sie hier. »

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